
Es gehört fast nach jeder Regierungsbildung dazu: das Geschachere um die Besetzung der Bundesbank-Spitze. Diesmal geht es um den prestigeträchtigen Vize-Posten. Und einmal mehr dreht sich das politische Gefeilsche dabei weniger um Fachwissen als vielmehr um das passende Parteibuch und - diesmal auch - um die Besetzung von Top-Jobs mit Frauen.
Die Banken-Expertin und „Wirtschaftsweise“ Claudia Buch wird nach „Spiegel“-Informationen Vizepräsidentin der Bundesbank. Die Bundesregierung werde voraussichtlich schon an diesem Mittwoch beschließen, dass die 47-jährige bisherige Chefin des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle Stellvertreterin von Bundesbankpräsident Jens Weidmann werden solle, berichtet das Blatt. Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums wollte am Sonntag den Bericht auf dpa-Anfrage nicht bestätigen. Die Entscheidung werde bald nach einem Gespräch mit dem Bundesbank-Vorstand fallen, hieß es.
Wie der „Spiegel“ weiter schreibt, hätte sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit der Entscheidung pro Buch gegen Widerstände aus der SPD durchgesetzt. Die Sozialdemokraten wollten Bundesbankvorstand Joachim Nagel (ebenfalls 47) zum Vize befördern. Unklar ist laut „Spiegel“ noch, wer Buch künftig im Sachverständigenrat folgen wird. Fest stehe nur, dass es wieder eine Frau werden solle.
Auch ihren Posten als Chefin des Instituts für Wirtschaftsforschung muss Buch demnach räumen. Hintergrund der Personalie ist der Weggang von Sabine Lautenschläger. Die bisherige Bundesbank-Vizepräsidentin wechselte in die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB), nachdem der bisherige EZB-Direktor Jörg Asmussen SPD-Staatssekretär im Arbeitsministerium wurde.
Es läuft also auf schwarz-rote Tauschgeschäfte hinaus. So muss auch die Spitze beim Bundesrechnungshof neu besetzt werden, ebenso an zwei der obersten Bundesgerichte. Sollte Buch in die Bundesbank-Zentrale wechseln, könnten die Koalitionäre gleich einen weiteren Job in ihre Posten-Rochade einbeziehen: den bei den „Wirtschaftsweisen“.