Die Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P) und Moody's sagen den Großbanken ein weiteres schwieriges Jahr voraus. Insbesondere die europäischen Institute stünden unter Druck, erklärten die führenden Analysehäuser am Montag unabhängig voneinander.
Bei ihnen komme zur schwindenden staatlichen Unterstützung infolge der neuen EU-Bankenabwicklungsregeln noch eine schwache Konjunktur hinzu, die die Gewinne begrenze. "Der europäische Bankensektor bleibt strukturell anfällig", erklärte Moody's-Analystin Carola Schuler. "Das bedeutet, dass die Institute ihre Kosten wohl weiter senken und ihre Geschäftsmodelle anpassen werden."
Europas Bankentests in Zahlen
...hartes Kernkapital müssen Banken am Ende von Bilanzcheck und Stresstest mindestens vorweisen. Kapital also, das im Falle von Verlusten uneingeschränkt zur Verfügung steht.
...aus Deutschland hat die EZB unter die Lupe genommen: 23 deutsche plus den Deutschland-Ableger der schwedischen SEB.
Spätestens 48 Stunden vor Veröffentlichung der Daten am Sonntag, 26. Oktober, 12.00 Uhr, wollen die Aufseher die Institute über ihre jeweiligen Resultate informieren.
...werden vom 4. November an zentral von der EZB überwacht.
...hat die Bankenaufsicht EBA im Stresstest untersucht, darunter auch in Nicht-Euro-Ländern wie Großbritannien oder Dänemark.
...nahm die EZB unter die Lupe.
...waren allein in Deutschland mit der Überprüfung der Banken beschäftigt.
...für die Bankentests, anhand der Daten zum Bilanzstichtag 31. Dezember wurde gerechnet.
...waren in ganz Europa mit den Tests befasst - plus zahlreiche Mitarbeiter bei den einzelnen Banken.
...sehen viele Banken die Kosten für die Übung.
...kosten die Bankenchecks nach Berechnungen der „Financial Times“ allein die EZB und Aufsichtsbehörden aus 8 Ländern.
S&P sieht im sich abzeichnenden Trennbankensystem in Europa einen weiteren Unsicherheitsfaktor für internationale Geldhäuser. Viele Details seien hier noch offen, für den weiteren Kurs der Banken aber entscheidend. Im Grundsatz geht es darum, dass Finanzinstitute das riskantere Investmentbanking vom grundsoliden Einlagengeschäft mit den Privat- und Firmenkunden abgrenzen sollen.
Bislang konnten global systemrelevante Banken - hierzulande zählt die Deutsche Bank dazu - mit einer Rettung durch den Staat rechnen, wenn sie in Schieflage kommen. Denn ihr Zusammenbruch könnte das Finanzsystem als Ganzes destabilisieren. Diesen Freibrief soll es nach dem Willen der Regulierer nicht mehr geben.
In Europa ist es beschlossene Sache, dass künftig primär Gläubiger und Aktionäre für die Abwicklung einer Bank zahlen, ohne den Steuerzahler zu belasten. Deutschland will die Regeln schon 2015 einführen.
Vor diesem Hintergrund hatte unlängst die Ratingagentur Fitch signalisiert, die Deutsche Bank im ersten Halbjahr 2015 wohl herabzustufen. Die anderen Agenturen könnten folgen. S&P-Bankenexperte Stefan Best erklärte in Frankfurt, sein Haus werde die Ratings schon im Januar auf den Prüfstand stellen. In vielen Fällen seien die Vorzeichen negativ.