Banknoten Verschwörungstheorien um griechische Euros

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Griechen-Euros gegen deutsche Euros

Euro-Streit in der Wirtschaft
Audi-Chef Rupert Stadler Quelle: dpa
Wolfgang Reitzle Quelle: dpa
Peter Löscher Quelle: dapd
Lutz Goebel Quelle: Maria Schulz
Hans-Peter Keitel Quelle: Reuters
Franz Fehrenbach Quelle: dapd

Vermutlich war Mister X aus Köln lange ziemlich allein mit seiner Vorliebe für den „deutschen Euro“. Aber nun wird die Angst vor dem Griechen-Euro erneut geschürt. So hat der Wirtschaftsprofessor Charles Blankert von der Humboldt-Universität  in Berlin laut "Bild"-Zeitung in einer Studie vorgeschlagen, dass alle Euro-Noten mit einem Y vor der Seriennummer nach einem Austritt der Hellenen aus der Währungsunion sofort als neue griechische Währung gelten sollten. Nach einem Euro-Austritt Griechenlands dürften sie radikal an Wert verlieren. Wer dann noch viele Y-Noten im Portemonnaie hat, muss dann auch einen Taschendieb nicht mehr fürchten.

Verträge wie die Annahmepflicht für Euro-Scheine könne man kündigen und Gesetze ändern, meinte schon vor drei Jahren Crashprophet Max Otte. Der Vermögensverwalter und damalige Professor für Internationale Betriebswirtschaft und Außenwirtschaft an der Fachhochschule Worms, der 2006 mit dem Buch „Der Crash kommt“ reüssierte, hatte selbst einen Beitrag zu dem Thema veröffentlicht: „Wussten Sie, dass es deutsche Euros gibt?“ Die Länderkennzeichnungen auf den Scheinen wiesen darauf hin, dass man ein Auseinanderbrechen des europäischen Währungssystems schon vorhergesehen habe, schrieb Otte damals. Der Crashprophet empfahl seinen Lesern, Banknoten mit den Kennungen S (Italien), T (Irland), Y (Griechenland), V (Spanien), P (Niederlande) und M (Portugal) rasch weiterzureichen.

Weniger wert als andere Euro-Noten wären die Y-Scheine der Griechen aber erst, wenn sie offiziell nicht mehr als Euro-Bargeld akzeptiert werden müssten - unabhängig davon, ob Griechenland nun aus dem Euro aussteigt oder nicht. Aber wenn der Einzelhändler an der Ecke die Y-Scheine trotzdem nicht mehr akzeptieren will? Dann geht man eben zu seiner Bank oder in eine Filiale der Bundesbank und tauscht sie dort um - oder zahlt das Y-Bargeld auf ein Konto ein. So verschwinden die ungeliebten Griechen-Euro mit der Zeit aus dem Alltag. 

Lieber  X-Scheine

Darauf wollen wir nicht warten, sondern gleich den gesamten Buchstabensalat im Portemonnaie  bereinigen. Probe am Bankschalter. Wir wollen sechs Fünfziger, jeweils zwei mit U, Y und S vor der Seriennummer, in Scheine mit X wechseln. Der Kassierer der Commerzbank-Filiale hört nur „wechseln“ und eilt zum Prüfgerät. Blütengefahr gebannt, er kommt zurück und blättert drei Hunderter hin. Nur mit X ist keiner dabei, dafür M, N und V. Neuer Anlauf: „Nein, die Stückelung ist egal, wir wollen Scheine mit einem X vor der Seriennummer, die Euro-Scheine aus Deutschland.“ Der Kassierer schaut uns an, er hält uns für verwirrt. Er selbst ist es aber auch: „Wir bekommen die Scheine von der Landeszentralbank, die sind aus Deutschland.“ Wir kapitulieren.

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