
Ist Euro doch nicht gleich Euro? Kritiker fürchten, dass bestimmte Euro-Banknoten bald entwertet werden könnten.
Mit dem Ergebnis der Parlamentswahl in Griechenland am 17. Juni entscheidet sich wohl auch, ob Griechenland den Euro behält oder zur Drachme zurückkehrt. Analysten der holländischen Großbank ING setzen die Wahrscheinlichkeit, dass dies binnen zwei Jahren passiert, mit 50 Prozent an. Tritt Griechenland aus der Währungsunion aus, fragen sich heute schon viele Bürger: Was wäre der Euro in meiner Brieftasche dann eigentlich noch wert?
Das treibt seltsame Blüten.
Die Kassiererin eines Kölner Rewe-Supermarkts nennt einen ihrer Kunden nur noch Mister X. "Der Typ will sein Wechselgeld immer in Scheinen mit einem X vor der Seriennummer“, sagt sie. "Er behauptet, das seien deutsche Euros.“ Ob Mister X seine Scheine denn auch bekomme, wollen wir wissen. „Och, der ist ja eigentlich ganz süß, also tue ich ihm den Gefallen“, sagt die 23-jährige Blondine. Ihr sei das gleich, Euro sei Euro, ob mit X, Y oder Z, Hauptsache echt. Auf mehr Kunden von der Sorte könne sie aber verzichten. „Die Sucherei in der Kasse würde den ganzen Betrieb aufhalten.“ Recht hat sie – Schlange stehen im Supermarkt ist ärgerlich, egal, ob Finanzkrise oder nicht.
Lebt die D-Mark weiter?
Die Europäische Zentralbank listet das X-Problem unter den ihr häufig gestellten Fragen auf: „Enthält die Seriennummer auf den Euro-Banknoten einen Ländercode?“ heißt es auf ihrer Internet-Seite. Antwort: „Anhand des Buchstabens vor der Seriennummer kann man erkennen, welche Zentralbank den Druck einer Banknote in Auftrag gegeben hat.“ Jedem Mitglied der Währungsunion wurde ein Buchstabe zugeordnet. Das X vor der Seriennummer auf dem Euro-Schein steht tatsächlich für Deutschland.
Was die Buchstaben auf den Euro-Noten bedeuten
Ländercode | Land der verantwortlichen Zentralbank |
X | Deutschland |
Y | Griechenland |
T | Irland |
M | Portugal |
V | Spanien |
S | Italien |
Z | Belgien |
U | Frankreich |
R | Luxemburg |
P | Niederlande |
N | Österreich |
L | Finnland |
H | Slowenien |
G | Zypern |
F | Malta |
E | Slowakei |
F | Malta |
Lebt die D-Mark also weiter im Gewand des X-Euro? Ist der deutsche Euro am Ende sogar sicherer als andere? Macht der Buchstabe Y, der auf die griechische Notenbank hinweist, den Schein zu einem minderwertigen Euro?
Rechtlich ist die Sache eindeutig: Euro ist Euro, egal, woher er kommt. Vor dem Gesetz ist jeder Euro-Schein gleich und muss als Zahlungsmittel angenommen werden. So steht es geschrieben, für Banknoten in den geänderten Vorschriften des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank und im DM-Beendigungsgesetz. Nach Paragraf 14 Absatz 1 des Bundesbankgesetzes sind auf Euro lautende Banknoten ab dem 1. Januar 2002 das einzige uneingeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel – es herrscht Annahmepflicht.