Einer effektiven Verbrechensbekämpfung steht auf der anderen Seite der Schutz von Bürgerfreiheiten durch Bargeldverwendung gegenüber.
Auf der anderen Seite stünden einer Einschränkung oder gar Abschaffung des Bargeldverkehrs deutliche Einschränkungen bei Datenschutz und Bürgerrechten gegenüber. Der Verzicht auf Bargeld bedeutet mehr Kontrolle über die Bürger. Eine Bargeldabschaffung droht allerdings, das Vertrauen in staatliche Stellen zu untergraben. Denn geldpolitisch ist Bargeld ein einfaches, aber effektives Mittel, um die Ersparnisse vor Finanzmarktturbulenzen oder etwa Negativzinsen zu schützen.
Welche Scheine wie oft gefälscht werden
521 gefälschte Scheine im 1. Halbjahr 2015.
Veränderung gegenüber dem Vorjahr: +94,4 Prozent
808 gefälschte Scheine im 1. Halbjahr 2015.
Veränderung gegenüber dem Vorjahr: -35,6 Prozent
20.750 gefälschte Scheine im 1. Halbjahr 2015.
Veränderung gegenüber dem Vorjahr: +189 Prozent.
24.396 gefälschte Scheine im 1. Halbjahr 2015.
Veränderung gegenüber dem Vorjahr: +99,3 Prozent
2.737 gefälschte Scheine im 1. Halbjahr 2015.
Veränderung gegenüber dem Vorjahr: +15,9 Prozent
1.021 gefälschte Scheine im 1. Halbjahr 2015.
Veränderung gegenüber dem Vorjahr: +58 Prozent
250 gefälschte Scheine im 1. Halbjahr 2015.
Veränderung gegenüber dem Vorjahr: -63 Prozent
Zunächst hält die Studie fest, dass Bargeld in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden ist. Seit 2003 hat sich das Volumen des Bargeldumlaufs verdreifacht, im dritten Quartal 2016 waren es 1,1 Billionen Euro. Dieser Anstieg vollzog sich deutlich schneller als das Wirtschaftswachstum, so dass der Bargeldanteil am Bruttoinlandsprodukt in diesem Zeitraum von fünf auf zehn Prozent anschwoll.
Schutz vor Bankenpleiten in Krisenzeiten
Etwa 20 Prozent des Euro werden als Bargeld gehalten, der Rest ist nur auf irgendwelchen Konten verbucht und damit Giralgeld, auf das Zinsen und Bankgebühren anfallen. Für
Giralgeld besteht aber immer das grundsätzliche Risiko einer Bankenpleite, durch das
Ersparnisse verloren gehen können. Kommt es zum „Bankensturm“, bei dem die Sparer schnell noch versuchen, sich ihr Guthaben als Bargeld auszahlen zu lassen, droht der Finanzbranche wie schon 2008 eine Kettenreaktion. Dafür braucht es allerdings nicht zwingend Bargeld, auch Überweisungen auf ein Konto bei einer stabilen Bank, eventuell im Ausland, hätten den gleichen Effekt.
Bargeld-Ranking
Japanische Privatanleger halten rund 57 Prozent ihres Vermögens in bar und sind damit Spitzenreiter.
Quelle: State Street mit CAR-Research; Stand: Juli 2014
Auch die Niederländer haben eine hohe Affinität für Bares. Rund 55 Prozent ihres Vermögens liegt auf Sparkonten oder im Portemonnaie.
Die Bundesbürger setzen gerne auf Altbewährtes und zweifeln an der Finanzindustrie. 49 Prozent, also knapp die Hälfte ihres Vermögens, halten sie in Form von liquiden Mitteln.
Über einen Anteil von 46 Prozent Barvermögen verfügen die Anleger in Singapur.
Unsere Nachbarn in der Schweiz haben etwas mehr Vertrauen in Anlageprodukte und halten 45 Prozent ihres Vermögens in bar.
Am Zuckerhut halten Brasilianer 44 Prozent ihres Ersparten in Cash.
Auch bei den Franzosen sind die liquiden Reserven mit 43 Prozent relativ hoch.
Selbst die Briten mit einer sehr ausgeprägten Finanzindustrie halten immerhin noch 43 Prozent ihres Vermögens in Cash.
Down Under werden durchschnittlich 41 Prozent des Vermögens in Form von liquiden Mitteln verwahrt.
Deutlich mehr Vertrauen in den Finanzsektor zeigen die US-Bürger. Mit 36 Prozent ist ihr liquider Anteil am Vermögen vergleichsweise gering.
Im Durchschnitt halten Anleger weltweit rund 40 Prozent ihres Vermögens in Form von liquiden Mitteln wie Bargeld oder kurzfristigen Bankeinlagen. Den geringsten Anteil an Cash halten die Sparer in Indien mit nur 26 Prozent.
Schon während der Lehman-Pleite, die 2008 die internationale Finanzkrise auslöste, war ein sprunghafter Anstieg der Bargeldnachfrage in der Euro-Zone zu verzeichnen, insbesondere nach 500-Euro-Banknoten. Die Nachfrage nach den großen Scheinen stieg damals über Monate um mehr als 15 Prozent. Die großen Scheine eigenen sich ideal zum Horten von Vermögen außerhalb des Bankensystems. Bargeld dient somit auch als „sicherer Hafen“. Dafür spricht auch, dass allein außerhalb der Euro-Zone 20 bis 25 Prozent des Euro-Bargelds gehalten werden.
Bargeld schützt vor Negativzinsen
Mit Blick auf den Finanzmarkt und die Geldpolitik der Notenbanken kommt Bargeld somit eine wichtige Rolle zu. Sollten, so die Studie, die expansiven Maßnahmen der EZB weder Wachstum noch Inflation erhöhen, könnte Bargeld für die Notenbank zum Problem werden, denn Negativzinsen lassen sich nur für Giralgeld durchsetzen. Bargeld sorge daher dafür, dass der Leitzins nicht deutlich unter Null sinken könne. Daher die Forderung einiger Ökonomen, physisches Bargeld durch elektronisches zu ersetzen.
Ob diese „Nullzinsschranke“ tatsächlich wirkt, konnte die Studie hingegen nicht belegen. Selbst die negativen Zinsen auf Guthaben bei den Notenbanken von Euro-Zone, Dänemark, Schweiz und Schweden haben bislang nicht zu Bankenstürmen geführt, da die Geschäftsbanken dieser Währungsräume es bislang vermieden haben, ihre Zinsausgaben dafür an die Kunden weiterzugeben – womöglich weil Kunden dann massiv Geld abheben oder in andere Anlageformen wie Fremdwährungen, Gold oder ganz simpel in Geschenk- oder Bonuskarten umschichten.
Letztlich drängt sich beim Lesen der Studie aber die Frage auf, welchen Zweck die EZB bei der Einschränkung des Bargeldverkehrs wirklich verfolgt. Dem immensen Aufwand eines Bargeldeinzugs wie im Fall des 500-Euro-Scheins stehen überschaubare Effekte bei der Verbrechensbekämpfung gegenüber. Geht es also doch vielmehr darum, Zahlungsströme für Regierungen und Zentralbanken strenger kontrollierbar zu machen? Kritiker sehen das jedenfalls so und fürchten somit die Durchsetzung höherer Abgaben auf Geldvermögen.
Bargeld bleibt die einzige, allgemein verfügbare und anonyme Zahlungsoption. Wird Bargeld abgeschafft, verliert eine Gesellschaft somit bürgerliche Freiheiten und eröffnet dem Datenmissbrauch neue Chancen. Denn jede unbare Zahlung hinterlässt Datenspuren, die für Drittverwerter einen Nutzen bieten – sowohl für legale wie illegale Geschäfte. Eine Chance zum Erhalt seiner Privatsphäre ginge dem Bürger verloren.
Insgesamt sieht Studienautorin Mai daher wenig gute Gründe, den Bargeldgebrauch abzuschaffen oder einzuschränken. „Ich bin kein Fan von Bargeldeinschränkungen“, sagt Mai. „Die Entscheidung, womit sie zahlen, sollten die Bürger treffen dürfen.“