Während zu Jahresbeginn die Aktienmärkte erneut unter die Räder gekommen sind, freuen sich Inhaber von Anleihen mit guter Bonität. Zehnjährige Bundesanleihen legten im Kurs ordentlich zu, in der Umkehr sank die Rendite auf ein 26-Monatstief von unter 0,2 Prozent. Das freut auch all diejenigen, die vorhaben, sich für eine Immobilie zu verschulden. Denn die langjährigen Hypothekendarlehen hängen in erster Linie an den langjährigen Zinsen von Anleihen. Nur indirekt gibt es eine Wechselwirkung mit Kurzfristzinsen, die die Notenbanken festsetzen.
Erhöht beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) den kurzfristigen Leitzins, dann schiebt das in der reinen Lehre auch die Langfristzinsen nach oben, was Hypotheken dann teurer macht. Doch dass es in der Praxis zu einer Wechselwirkung nicht kommen muss, zeigt aktuell das Beispiel USA. In den Vereinigten Staaten liegen die Zinsen für sehr kurze und lange Laufzeiten derzeit nah beieinander.
Mehrere Gründe für anhaltenden Niedrigzins





Für weiter niedrige Zinsen am Anleihemarkt, bei Kurzfristgeldern und eben auch für Baugelder sprechen mehrere Gründe. Zum einen verleitet die Unsicherheit an den Börsen viele Anleger dazu, sichere deutsche Anleihen wie Bundespapiere oder Pfandbriefe zu kaufen; letztere sind unter anderem eben mit Immobiliengrundschulden unterlegt. Zudem stellte sich die Inflation zuletzt wieder niedriger ein. Im Dezember betrug die Preissteigerung in der Eurozone nur 1,6 Prozent, ein gutes Stück unter der Zielmarke der EZB von 2,0 Prozent. Das spricht dafür, dass die EZB noch länger an ihrer Null- beziehungsweise Negativzinspolitik festhalten wird. Bisher gibt es eher vage Andeutungen, frühestens im September den Einlagezins für Banken von minus 0,4 Prozent etwas zu verbessern.
Wenige Schwankungen bei Hypothekenkrediten
2019 sollte bei den Baugeldern ähnlich unspektakulär verlaufen wie schon 2018. Im Herbst ging es beispielsweise auch mal etwas nach oben, bevor die Zinsen sich nun schon wieder zurückgezogen haben. Insgesamt gab es dabei Schwankungen von gerade einmal gut 0,2 Prozentpunkten, über das ganze Jahr 2018 hinweg. Bei einem Darlehen von 100.000 Euro macht das über zehn Jahre gerade einmal insgesamt 2000 Euro Mehrkosten zwischen Hoch und Tief aus.
Nur sehr lange Laufzeiten teurer als zwei Prozent
Doch wie teuer kommt ein Darlehen derzeit? Wer 40 Prozent Eigenkapital mitbringt und in hippen Hamburger Stadtteilen wie etwa St. Georg eine Eigentumswohnung für um die halbe Million Euro kaufen will, der zahlt auf ein Musterdarlehen über 300.000 Euro und 15 Jahre Laufzeit etwa 1,7 Prozent an jährlichem Zins bei drei Prozent jährlicher Tilgung. Für die kleine Eigentumswohnung in Berlin-Charlottenburg legen Käufer mit 75.000 Euro Eigenkapital und einem Darlehen über 200.000 Euro mit zehn Jahren Laufzeit rund 1,5 Prozent an Zins hin, wenn sie ebenfalls drei Prozent tilgen. Ein Darlehen über eine Million Euro für das 1,8 Millionen Euro teure Haus in München-Bogenhausen kostet bei 25 Jahren Laufzeit und drei Prozent Tilgung um die 2,4 Prozent Zins.
Von den genannten Zinssätzen dürfen Käufer bei Top-Bonität bis zu 0,3 Prozentpunkte abziehen, bei etwas schwächerer Bonität sollte mit einem um bis zu 0,3 Prozentpunkte höherem Zinssatz kalkuliert werden. Auch ein höheres oder geringeres Eigenkapital als jeweils angenommen senkt oder erhöht den Zins, den die Banken (oder auch Versicherungen und sonstige Makler) für das Hypothekendarlehen verlangen.