Besser als BASF: Dämmspezialisten am Aktienmarkt

BASF: Der Chemiegigant

Börsenwert: 65 Milliarden Euro

KGV 2020: 14

Dividendenrendite: 5,1 Prozent

Zum Vergleich: BASF hat mit Styropor einen sehr populären und günstigen Dämmstoff erfolgreich vermarktet, Dämmplatten aus Polystyrol werden umgangssprachlich noch immer Stypoporplatten bezeichnet. Andererseits ist der Ludwigshafener Chemiekonzern natürlich viel breiter aufgestellt, einige Dämmstoffspezialisten haben an der Börse daher stärker vom Dämm-Trend profitiert. Zwei der hier vorgestellten Dämmstoffhersteller waren in den vergangenen drei Jahren deutlich besser als BASF, die übrigen liefen ähnlich.

Sto: Der Familienbetrieb
Börsenwert: 692 Mio. Euro
KGV 2020: 10
Dividendenrendite: 4,1 Prozent

Die Familie Stotmeister kontrolliert 90 Prozent der nicht börsennotierten Stammaktien. So lässt sich leichter eine Unternehmensstrategie durchsetzen, die auf den langfristigen Erfolg ausgerichtet ist und nicht nur auf Quartalsergebnisse. Anleger beteiligen sich über die Vorzugsaktien. Während im Heimatmarkt Deutschland das Geschäft mit Dämmverbundsystemen stagniert, wächst Sto im europäischen Ausland. Der Umsatz außerhalb Deutschlands legte im ersten Halbjahr über alle Sparten um 8,8 Prozent zu.

Das Familienunternehmen will sich breiter aufstellen und hat dazu beispielsweise Fassadenfarben entwickelt, die Feinstaubemissionen verringern und die Bildung von Algen mindern soll. Insbesondere an gedämmten Fassaden treten Algen vermehrt auf. Derzeit ist Sto mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2020 von 10 attraktiv bewertet. Im Fünf-Jahresschnitt liegt das KGV bei 12. 

Steico: Der Öko-Spezialist
Börsenwert: 360 Mio. Euro
KGV 2020: 14
Dividendenrendite: 1,0 Prozent

Das Unternehmen aus Feldkirchen hat sich auf Dämmstoffe aus Holzfasern spezialisiert. Dieser Dämmstoff wird zum großen Teil aus Holzresten, die als Abfallprodukt anfallen, hergestellt und ist damit nachhaltig. Er ist allerdings teurer als Mineralwolle und nicht so effizient. Der Marktanteil von Holzfaserdämmstoffen in Deutschland liegt bei etwa fünf Prozent. In dieser Öko-Nische wächst Steico sehr profitabel. In den ersten drei Quartalen legte der Gewinn um 37 Prozent zu. Die Gewinnmarge stieg von 9,7 auf 12,4 Prozent.

Zwar waren die Baugenehmigungen für Wohnimmobilien in Deutschland zuletzt rückläufig. Steico trifft das jedoch weniger als die Baubranche insgesamt. Denn die vom Unternehmen produzierten Holzfaserdämmstoffen werden vor allem von umweltbewussten Bauherren von Einfamilienhäusern verbaut. Bei Eigenheimen blieben die Baugenehmigungen entgegen dem allgemeinen Trend stabil.

Saint-Gobain: Der Glas-Experte
Börsenwert: 20,7 Mrd. Euro
KGV 2020: 10
Dividendenrendite: 3,5 Prozent

Der französische Konzern war zuletzt in den Medien, weil er an der Renovierung der durch einen Brand beschädigten Kirche Notre Dame beteiligt ist. Gefragt ist dabei vor allem die Glastechnik von Saint-Gobain. Die Franzosen arbeiten nicht nur an Kirchenfenstern, sie produzieren auch Isolierglas für Fassaden und Dämmmaterial.

Saint-Gobain trennt sich derzeit von weniger margenträchtigen Sparten. Das Unternehmen sucht unter anderem einen Käufer für ihr mit Geschäft mit Rohrleitungen. Diese und weitere Verkäufe sollen Saint-Gobain insgesamt drei Milliarden Euro in die Kassen spülen. Mit dem Geld will der Konzern innovative kleinere und mittlere Unternehmen übernehmen. Bereits im vergangenen Jahr hat sich Saint-Gobain 27 Firmen einverleibt.

Die Franzosen konzentrieren ihre Investitionen vor allem auf Wachstumsmärkte außerhalb Westeuropas, das derzeit mit einer abkühlenden Konjunktur zu kämpfen hat. In Mexiko beispielsweise kauften sie in diesem Jahr den regionalen Ableger des deutschen Baustoffspezialisten Knauf.

Kingspan: Der Innovator
Börsenwert: 8,4 Mrd. Euro
KGV 2020: 21
Dividendenrendite: 1,0 Prozent

Die Iren produzieren Dämmplatten, isolierte Dachelemente, aber auch Belüftungssysteme für Gebäude. In gedämmten Häusern ist eine gute Belüftung wichtig, um Schimmel zu verhindern. Nur ein Fünftel seines Umsatzes macht Kingspan in Großbritannien. Ein Brexit dürfte dem Unternehmen nur begrenzt schaden. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei knapp 23 Prozent. Da Kingspan auch in den USA produziert, sind Strafzölle auf Produkte aus der EU für die Iren kein Problem.

Kingspan kann für seine Dämmstoffe höhere Preise als die Wettbewerber durchsetzen, weil deren Hochleistungsschäume besser isolieren. Die Iren geben ein Prozent ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Das ist mehr als bei der Konkurrenz. Hohe Margen und große Innovationskraft haben ihren Preis. Mit dem 21-fachen des Gewinns für 2020 ist Kingspan inzwischen sportlich bewertet.

Covestro: Der Zulieferer
Börsenwert: 8,4 Mrd. Euro
KGV 2020: 14
Dividendenrendite: 5,2 Prozent

Die Leverkusener sind einer der wichtigsten Zulieferer für den Schaumstoff Polyurethan, ein Bestandteil von Dämmplatten. Dieser Grundstoff macht etwa die Hälfte des Umsatzes aus. Ende Oktober hat Covestro die Gewinn-Prognose für 2019 bestätigt. Der Konzern setzt zwar mengenmäßig mehr um als im Vorjahr, verdient aber weniger, weil der Preis für Polyurethan und andere Kunststoffe zuletzt unter Druck geriet.

Ein Lichtblick ist dagegen das wachsende Geschäft mit Elektroautos. In den E-Autos werden drei Mal mehr Covestro-Produkte verbaut als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Noch allerdings ist der Markt für E-Autos vergleichsweise klein.
Weil Covestro am Geschäft mit Kunststoffen und Chemikalien hängt, ist das Unternehmen anfällig für Konjunkturschwankungen. Sollten sich die USA und China auf ein Ende des Zollkriegs verständigen, könnte dies den Kurs beflügeln. Falls nicht, müssen Anleger mit Rückschlägen rechnen. Covestro ist daher ein spekulatives Investment.