Bestsellerautoren Matthias Weik und Marc Friedrich "Uns muss das Finanzsystem um die Ohren fliegen"

Marc Friedrich und Matthias Weik stehen mit ihrem Buch "Der Crash ist die Lösung" seit Monaten in den Bestsellerlisten. Im Interview erklären sie, warum das Geldsystem scheitern muss.

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Das Autorenduo Marc Friedrich (li.) und Matthias Weik im Interview mit WirtschaftsWoche. Quelle: Christian Stehle, Asperg

Herr Friedrich, Herr Weik, Sie propagieren den Zusammenbruch des Finanzsystems als Lösung. Wie kommen Sie denn darauf?

Das tun wir keinesfalls. Wenn jedoch kein Umdenken in der Finanzbranche und bei den Notenbanken stattfindet, wird der Crash die Lösung sein. Denn bisher wurde keines der Probleme gelöst, geschweige denn die Ursache der Probleme. Stattdessen wird schlichtweg volkswirtschaftliche Schadensmaximierung betrieben.

Hat die Marktwirtschaft ausgedient?

Wir leben längst nicht mehr im Zeitalter des Kapitalismus: Banken werden mit Steuergeldern gerettet oder gar verstaatlicht, Notenbanken greifen in die Märkte ein und Aktionäre werden enteignet.  Der real existierende Kapitalismus bedient sich Mittel des Kommunismus, um sich selbst zu retten. Wie im Kommunismus profitiert nur eine kleine Elite von diesem System. Mit Gelddrucken wurde bisher noch keine Krise gelöst. Was wir derzeit in Europa beobachten, ist weder im Sinne Europas noch entspricht es unserem Demokratieverständnis. Gesetze und Verträge werden auf oberster Ebene gebrochen und es wird krampfhaft an einer bereits gescheiterten Währung festgehalten - auf Kosten der Menschen und insbesondere auf Kosten der Jugend Europas. Geld, das wie der Euro gerettet werden muss, ist kein Geld.

Zu den Personen


Warum soll ein Crash die einzige Chance zu einem Neubeginn sein?

Der Mensch lernt offensichtlich zumeist durch Scheitern. Ein drastisches Beispiel ist die Energiewende in Deutschland – ob sie richtig oder falsch ist, sei dahingestellt. Nichtsdestotrotz musste erst eine Katastrophe in Japan geschehen, damit die Energiewende in Deutschland möglich war. Offensichtlich muss uns erst unser Finanzsystem um die Ohren fliegen, damit die Menschen zu der Erkenntnis gelangen, dass wir ein neues Finanzsystem implementieren müssen, welches allen Menschen dient und nicht nur einem kleinen Prozentsatz.

Was passiert nach einem Crash? Wie lange kann es dauern, bis sich die Gesellschaft von so einem Crash erholt?

Was exakt nach einem Crash geschieht, kann niemand sagen, weil niemand die Psychologie der Menschen vorhersagen kann. Niemand weiß, wie die Menschen reagieren, wenn sie vor verschlossenen Banken stehen und möglicherweise eines Großteils ihrer Ersparnisse beraubt werden. Es war noch nie mehr Geld im System, nie war die Wirtschaft aufgrund der Globalisierung so eng miteinander verwoben wie heute. Auch die Dauer, bis sich die Gesellschaft von einem Crash erholt hat, ist schwer zu prognostizieren, ohne zu wissen in welcher Intensivität der Crash stattfinden wird.

Matthias Weiks und Marc Friedrichs Buch

Wo wird sich der Crash – wenn er kommt, zuerst zeigen?

Es sind etliche Variablen im System, die es zum Kippen bringen können. Angefangen bei der katastrophalen Kamikaze-Politik Japans mit seiner horrenden Verschuldung über das extrem aufgeblähte Schattenbankensystem in China; drastische politische Verwerfungen im Mittleren Osten; der Ukraine-Konflikt; ein Flash Crash an den Börsen; eine große Bank, die umkippt; der Dollar- oder Eurocrash; der Staatsbankrott von Griechenland, Italien oder Spanien; oder der Staatsanleihen-Blase, die platzt. Fakt ist: Es ist nicht die Frage, ob der Crash kommt, sondern lediglich wann.

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