Sie sollten längst eine neue Heimat gefunden haben, eigentlich: Doch Papa Schlumpf, Schlumpfine, der Dichterschlumpf und ihre Verwandten und Freunde müssen weiter ausharren in Schwäbisch Gmünd. Seit sieben Jahren sind sie ausgerechnet fest in der Hand von Gestalten, die Ex-SPD-Chef Franz Müntefering einst als Heuschrecken bezeichnete: 2006 kaufte der Finanzinvestor HgCapital gut drei Viertel an dem Spielzeughersteller Schleich, die gleichnamige Gründerfamilie aus dem Schwäbischen behielt den Rest an den weiß-blauen Freunden.
Finanzinvestoren sind keine Gefährten auf ewig. Deshalb wurden im vergangenen Herbst Investmentbanken, darunter auch Goldman Sachs, damit beauftragt, einen Käufer für den Spielwarenhersteller Schleich zu finden. Vor Monatsfrist ist dieses Projekt vorerst gescheitert. HgCapital soll 200 Millionen Euro gefordert, Interessenten schlumpfige 160 Millionen Euro geboten haben – fünf Millionen Euro weniger, als der Wert, den HgCapital noch in seiner Bilanz für seine drei Viertel an Schleich stehen hat.
Dem HgCapital-Engagement beim schwäbischen Mittelständler dürfte damit bestenfalls ein überschaubarer Erfolg beschieden sein. Und es zeigt exemplarisch, dass es für Vertreter der oft mystifizierten Private-Equity-Branche alles andere als ein Selbstläufer ist, ordentliche Renditen einzufahren. Private-Equity-Fonds stellen Unternehmen Kapital zur Verfügung. Die Kapitalanteile werden aber, anders als Aktien, nicht öffentlich an Börsen gehandelt – sind deshalb „privat“.
Klassische Private-Equity-Fonds wie die von HgCapital, KKR, Blackstone oder 3i sind in der Regel nur institutionellen Investoren oder Multimillionären zugänglich. Um auch durchschnittlichen Privatanlegern etwas bieten zu können, konstruieren findige Finanzvertriebe Dachfonds, die Geld einsammeln und in größeren Paketen an Private Equity (PE) weiterreichen.
Für Privatanleger stehen vier Wege für ein Investment in Private Equity zur Wahl:
- geschlossene Fonds, meist kostenintensive Dachfonds, die erst nach Ende ihrer Laufzeit Geld zurückzahlen;
- Investmentfonds mit Aktien von Private-Equity-Unternehmen;
- Zertifikate und börsengehandelte Fonds (ETF) auf Aktienindizes, die Kurse von Private-Equity-Unternehmen abbilden;
- Aktien von Private-Equity-Unternehmen selbst.
Bei Letzteren gibt es wiederum verschiedene Klassen: solche, mit denen sich Anleger direkt in die Beteiligungen an Portfoliounternehmen einkaufen (zum Beispiel die deutschen Werte Aurelius und GBK), und solche, die Erträge aus dem Management von Private-Equity-Fonds versprechen, wie etwa die Aktien der US-Größen Blackstone und KKR.
Worauf Anleger bei Private Equity-Fonds achten sollten
Einmalige Gebühren sollten nicht mehr als zwölf Prozent betragen. Das heißt andersherum formuliert, dass der Fonds wenigstens 88 Prozent des zur Verfügung gestellten Nominalkapitals von 100 Prozent investieren sollte. Auf das Nominalkapital schlagen die Fonds ohnehin regelmäßig zu Anfang ein Agio von fünf Prozent drauf. Jährliche zusätzliche Kosten von mehr als zwei Prozent sind nicht akzeptabel. Diese sollten nur auf das bereits abgerufene Kapital bezogen werden, auf keinen Fall auf das avisierte Fondsvolumen. Anleger sollten den Prospekt zudem von einem Experten, etwa einem Steuerberater, prüfen lassen.
Der Fonds sollte dem Anleger eine Mindestverzinsung von acht Prozent geben, bevor das Management erneut zulangt. Die darüber hinausgehende Gewinnbeteiligung (Carried Interest) des Fondsmanagements sollte nicht mehr als 20 Prozent an der über die acht Prozent hinaus erwirtschafteten Rendite betragen. Besser ist eine Gewinnbeteiligung von nur zehn Prozent. Dann bleiben für den Anleger acht Prozent plus 90 Prozent von jedem weiteren Prozentpunkt Rendite.
Dachfonds sollten ein Mindestzeichnungsvolumen von 25 Millionen Euro haben. Darunter ist eine adäquate Risikostreuung nicht gewährleistet. Schafft der Fonds nicht genügend Kapital herbei, sollten Anleger Abstand von den vertraglichen Vereinbarungen nehmen können. Ausnahme: Investiert der Fonds mit einem großen institutionellen Anbieter als Co-Fonds, ist das Mindestzeichnungsvolumen zu vernachlässigen.
Anlagen in Private Equity sollten, wenn überhaupt, maximal zehn Prozent des Gesamtvermögens ausmachen. Denn das Kapital ist langfristig, etwa 10 bis 14 Jahre, gebunden. Ein Zweitmarkt für den vorzeitigen Ausstieg existiert so gut wie nicht.
Wer Letztere kauft, sollte sich auf starke Schwankungen einstellen. Beteiligungen über geschlossene Fonds wiederum sind nur etwas für erfahrene Investoren, die einige Faustregeln beachten sollten. Sie bekommen die Schwankungen in den Portfolios der Private-Equity-Gesellschaften zwar nicht mit – müssen sich aber zehn Jahre oder länger gedulden, um zu sehen, ob ihre Rechnung tatsächlich aufgeht.
Denn auch ausgewachsene Heuschrecken greifen kräftig daneben. Laut einer Untersuchung des New Yorker Datenspezialisten Preqin von Mitte Juni stecken in Private-Equity-Fonds weltweit 116 Milliarden Dollar in wahrscheinlich unverkäuflichen Beteiligungen fest. Zombie-Fonds nennt Preqin diese Investments. Auch deutsche Privatanleger dürften daran beteiligt sein – wenn auch meistens wohl ohne ihr Wissen.
Theoretisches Totalverlustrisiko
In den Hochglanzprospekten der Branche ist von solchen Zombies naturgemäß nicht die Rede. So versprach der thüringische Finanzdienstleister Atvantis Privatanlegern vor sechs Jahren eine jährliche Rendite von „8 bis 12 Prozent“ mit ihrem Private Equity Garant 1 Zertifikat. Doch statt wie versprochen das Kapital insgesamt zu verdoppeln, ist in diesem Mai zur Fälligkeit des Investments ein Minus von fünf Prozent herausgekommen. Dabei nimmt sich das Renditeversprechen des ostdeutschen Finanzvertriebs noch bescheiden aus – gemessen an den Hoffnungen, mit denen zur Jahrtausendwende Anleger in Scharen in Private Equity gelockt wurden. Mit weniger als 25 Prozent pro Jahr, so die damalige Devise der Vertriebe von Private-Equity-Fonds mit einer Laufzeit von 10 bis 14 Jahren, sollten sich Anleger nicht zufriedengeben – insbesondere bei Risikokapital-(Venture-Capital-)Investitionen in junge Unternehmen (Startups). Die Hamburger Futura Capitalis warb einst mit jährlichen Traumrenditen von „70 bis 100 Prozent“; die Münchner Innovativ Capital ging mit einem angeblich „überzeugenden Portfolio“ an den Start, in dem aber nur ganze sieben Beteiligungen steckten.
Derart vollmundige Versprechen haben oft keine Basis. Denn selbst im Jahr 2000, dem Allzeitrekordjahr für lukrative Verkäufe via Börsengängen erwirtschafteten Venture-Capital-Fonds im Durchschnitt nur 13,7 Prozent Rendite – und das nur brutto, vor Gebühren für die Anleger.
Viele in der Branche störte das wenig: Selbst noch im Jahr 2005, als die Technologieblase längst geplatzt war und die Börse eine lange Talfahrt hinter sich hatte, warb etwa die Münchner RWB, einer der größten Initiatoren von Private-Equity-Fonds für den Normalsparer, mit jährlichen Renditen von bis zu 16 Prozent.
Viele Anleger glaubten RWB & Co. 11,4 Milliarden Euro haben deutsche Privatanleger zwischen 1998 und Ende 2012 insgesamt in die Fonds gesteckt, die entweder direkt in Unternehmen investieren oder wiederum in andere Fonds. Kein Kleingeld also, das zudem über die lange Laufzeit der Fonds feststeckt. Anteile lassen sich, wenn überhaupt, vor Ende der Laufzeit eines Fonds nur mit größeren Abschlägen verkaufen.
Verzinst, das zeigt die erstmalige Analyse der um die Jahrtausendwende verkauften und nun fälligen oder bald zur Fälligkeit anstehenden Fonds, haben sich die Investments meist schlecht. Von den blumigen Renditeversprechungen jedenfalls sind alle Initiatoren weit entfernt.
„Die Ergebnisse der Fonds liegen durch die Bank hinter den damaligen Prognosen“, räumt Norman Lemke ein, Vorstand der RWB. „Bei den Renditen sind alle bescheidener geworden“, so auch Christian Brezina, Leiter Fondsmanagement Private Equity bei Wealthcap in Hamburg.
Sinnvolle Investments nach Marc Faber
Weil Faber in den nächsten Monaten mit einem scharfen Einbruch an den Börsen rechnet, hält er derzeit viel Barreserven, vornehmlich in Dollar.
Preiskorrektur war nach dem Anstieg auf 1922 Dollar pro Unze überfällig, aber im Langfristvergleich seit 1999 lief Gold besser als alle Finanzlagen. Faber hält ein Viertel seines Vermögens in physischem Gold und kauft jeden Monat etwas dazu. Er schätzt Gold als Vermögenswert außerhalb des Bankensystems.
Quelle: Bloomberg; Stand: 10.Juni 2013
Irak ist ein Frontier Market im Frühstadium, das Land beginnt allmählich, inländisches und ausländisches Kapital anzuziehen; der Fonds investiert in Unternehmen, deren Aktien an der Iraq Stock Exchange gelistet sind. Anleger, die ein Investment erwägen, sollten sich unbedingt über die steuerliche Behandlung des Produkts in Deutschland aufklären lassen.
Kontakt: Euphrates Advisors LLC, 80 Broad St 5th Floor, New York, NY 10004. info@euph.com
Investiert seit 1994 erfolgreich in börsennotierte indische Unternehmen. Marc Faber sitzt im Aufsichtsgremium des Fonds, der für Privatanleger aber wegen hoher Eintrittsbarrieren kaum investierbar ist. Anleger, die ein Investment erwägen, sollten sich unbedingt über die steuerliche Behandlung des Produkts in Deutschland aufklären lassen.
Kontakt: India Capital Management Ltd., IFS Court, 28 Cybercity, Ebene, Mauritius, www.indiacapital.com
Wealthcap gehört zu den Anbietern, die der WirtschaftsWoche detaillierte Daten zur Entwicklung ihrer Fonds zur Verfügung gestellt haben. RWB als einziger der angefragten Großvertriebe dagegen nicht, was Vorstand Lemke mit einer speziellen Struktur der RWB-Produkte als „thesaurierende und reinvestierende Fonds“ erklärt. Thesaurierend heißt, dass Gewinne nicht ausgeschüttet werden, sondern im Fonds verbleiben. Die Renditen von RWB lägen je nach Investitionszeitpunkt der Anleger „zwischen sechs und neun Prozent“, sagt Lemke. Anleger, die etwa im Oktober 2000 mit 10.500 Euro Beteiligungssumme inklusive des üblichen Aufschlags von fünf Prozent (Agio) eingestiegen waren, erhielten laut RWB zum 1. Januar 2010 ein Rückkaufangebot über 15.147,83 Euro. Das sind zwar 44 Prozent plus, aber auch nur vier Prozent pro Jahr. Eine zehnjährige Bundesanleihe hätte sich pro Jahr um 0,5 Prozentpunkte besser verzinst.
Wenigstens vier Prozent hätte auch Stefanie L. gerne. 2004 verkaufte ein Vertreter des inzwischen insolventen Versicherungsmaklers Venturion der damals 29-Jährigen statt der eigentlich gewünschten Lebensversicherung einen Sparplan auf Private-Equity-Fonds der RWB „für die Altersvorsorge“. 63 Euro monatlich zahlte sie gut sechs Jahre lang ein, 2010 stoppte sie die Raten. Fehlende Informationen zu der Entwicklung ihres Fonds hätten bei ihr das Gefühl erweckt, dass es sich nicht um die versprochene „sichere Anlage für später“ handele. Das ist wahr: Im Gegensatz zu einer Lebensversicherung gehen Anleger in Private Equity ein – zumindest theoretisches – Totalverlustrisiko ein, so steht es in den Prospekten der Initiatoren, wenn auch nicht an prominenter Stelle. Frau L. beging den Kardinalfehler vieler Anleger, den Versprechen des Maklers zu vertrauen, statt selbst einen Blick in den Prospekt zu werfen. „Das würde ich heute nicht mehr machen“, so die zweifache Mutter. Heute wäre sie lieber ihre Beteiligung los. Rund 5000 Euro hat sie eingezahlt, 3270 Euro würde sie zurückbekommen – im Jahr 2029. „Das sind unsaubere Methoden“, klagt sie. Zumal sich RWB in anderen Fällen, wie dem eines Ärztepaares aus dem süddeutschen Raum, deutlich großzügiger gezeigt haben soll: Um eine Klage zu vermeiden, hatte man sich lieber geräuschlos auf einen Vergleich geeinigt, so eine mit der Transaktion vertraute Person. Insgesamt 380.000 Euro hatte das Arztpaar in Hoffnung auf zweistellige Renditen verwettet.
RWB-Vorstand Lemke dementiert nicht, dass es Rückkäufe gegeben hat. Vergleiche insbesondere bei Sparplänen hätten in der Regel bei 50 bis 60 Prozent des investierten Kapitals gelegen, in Einzelfällen auch bei „80 bis 90 Prozent“. Aktuell lägen Storno-Wünsche für etwa ein Prozent der Fondsvolumina vor. Die Anleger wollten aber nicht raus, weil die Produkte nichts taugten oder sie von Vertrieben falsch beraten worden seien, sondern zum Beispiel weil sie Liquiditätsprobleme hätten, wegen „Scheidung etwa“.
Perfider Renditetrick
Liquiditätsprobleme haben die Verkäufer der Fonds jedenfalls nicht – wenn sie denn ihre Produkte losbekommen, was zunehmend schwieriger wird. Denn zweistellig sind bei Private-Equity-Fonds für Privatanleger vor allem eines: die Gebühren. Bei früheren Fonds der RWB und anderen Anbietern ging gerne mal fast ein Viertel der eingezahlten Summen für Agio, Vertrieb und Management drauf, bevor auch nur ein Cent wie versprochen investiert wurde. Andersherum gerechnet musste das tatsächlich investierte Kapital zunächst einmal 30 Prozent plus erwirtschaften, um das Anlegerkonto wieder auf die Nulllinie zu bringen. Da es sich bei den Fonds für Privatanleger regelmäßig um Dachfonds handelt, die Anlegergelder wiederum in andere Fonds mit mehr oder weniger hohen Gebühren packen, kann eine regelrechte Gebührenkaskade entstehen.
Um trotzdem mit hohen Renditen werben zu können, bedient sich die Private-Equity-Industrie seit jeher eines perfiden Tricks: Renditen werden nach der sogenannten Internal Rate of Return (IRR, interne Zinsfußmethode) errechnet. So kann schon allein ein leicht verschobener Abruf des Anlegerkapitals zu einer völlig anderen jährlichen Rendite führen, obwohl der Anleger die gleichen Rückflüsse zum gleichen Zeitpunkt hat (siehe Tabelle). Bei der komplexen theoretischen Berechnung der IRR werden grob gesagt Renditen auf das noch im Fonds gebundene Kapital bezogen – und nicht auf das einst angelegte Geld des Anlegers. So kommen teilweise Fabelrenditen zustande, die aber nichts mit dem echten Geldfluss, der auf dem Anlegerkonto ankommt, zu tun haben.
Flankiert werden die Fondsvertriebe dabei regelmäßig von eher als dubios einzuordnenden Studien: So veröffentlichte die Münchner Golding Capital Partners in diesem Jahr eine von der Pariser Hochschule HEC wissenschaftlich begleitete Untersuchung. Ergebnis: Private-Equity-Investments sollen zwischen 1977 und 2011 jährlich angeblich um 9,7 Prozentpunkte besser als Aktien abgeschnitten haben. Wer das für bare Münze nimmt und nicht hinter die Konzeption der Studie schaut, kommt auf atemberaubende Renditen. Gemessen an der Rendite von deutschen Standardaktien, müssten demnach aus im Jahr 1977 investierten 10.000 Euro in Private Equity bis 2011 knapp 1,2 Millionen Euro geworden sein – der Einsatz wäre also vermeintlich um 11.900 Prozent gestiegen.
Dabei tricksten die Autoren mächtig: Nicht nur hantierte man mit einer „modifizierten“ IRR-Methode herum, sondern man „adjustierte“ zusätzlich auch die Aktienmarktrendite, um eine angebliche Vergleichbarkeit zwischen beiden Vermögensklassen herzustellen. Anleger sollten sich nicht täuschen lassen: Wer heute etwa einen Indexfonds auf den Dax kauft, bekommt bei Verkauf exakt die Performance des deutschen Aktienindex ausbezahlt, abzüglich marginaler Gebühren. Ebenso klar sind Renditen von Anleihen oder einem Banksparvertrag nachvollziehbar.
Bei geschlossenen Fonds auf Private Equity dagegen müssen Anleger am Ende spitz rechnen, um ihre Rendite zu ermitteln. So weichen faire Berechnungen zu Renditen von bereits ausgelaufenen oder kurz vor der Rückzahlung stehenden Fonds von den nach IRR-Methode errechneten Renditen erheblich ab. Um sich an die tatsächlichen Erträge von PE-Fonds anzunähern, unterstellte die WirtschaftsWoche dabei eine Weiterverzinsung der jeweiligen Rückzahlungen von drei Prozent pro Jahr. Drei Prozent ist in etwa der Zins, den Anleger in den vergangenen zwölf Jahren im Durchschnitt bequem mit etwa Tagesgeldern oder Bundesanleihen hätten erzielen können.
Das Ergebnis: Von den ausgewählten Fonds der ersten Stunde schlugen sich einige wie der VB Private Equity Fonds I sehr respektabel, andere, wie der des Hamburger Anbieters MPC, dagegen verloren jährlich an Wert. MPC hatte zur Jahrtausendwende stark auf Risikokapital (Venture Capital) für sehr junge Unternehmen gesetzt – und damit völlig danebengelegen. Mit der Übersicht haben Anleger erstmals die Möglichkeit, die Performance von großen deutschen Private-Equity-Anbietern zu vergleichen. Basis dafür sind umfangreiche Angaben, die sie gegenüber der WirtschaftsWoche machten – allein der Ein- und Auszahlungsplan des VB Private Equity Fonds I umfasst mehr als 80 Positionen.
Orientierung durch den Aktienmarkt
Als Faustformel für machbare Renditen bei Private Equity können sich Anleger generell am Aktienmarkt orientieren. Schließlich sind die Preise für nicht börsennotierte Unternehmen bei Kauf und Verkauf an die aktuelle und transparente Preisfindung an der Börse angelehnt. Dass die Korrelation zwischen Private Equity und Börse sehr eng ist – Anleger sollten von einer Rendite vor Gebühren ausgehen, die über lange Zeiträume zu 90 Prozent mit der des Aktienmarktes korrespondiert –, zeigt auch die Entwicklung von börsennotierten Private-Equity-Gesellschaften und von Zertifikaten und Investmentfonds, die breit in diese Unternehmen investieren.
So schwankt etwa das Papier von 3i, einer etablierten, schon lange börsennotierten PE-Gesellschaft zwar stärker als der britische Vergleichsindex FTSE, in der Summe ist aber die Performance über knapp 20 Jahre betrachtet ähnlich. Unter dem Strich hat die 3i-Aktie in dem Zeitraum allerdings weniger gebracht als eine Investition in deutsche Bundesanleihen, gemessen am Index RexP (siehe Grafik).
Häufig locken Vertriebe und Makler Anleger mit dem Argument, dass sie das Geld im „oberen Quartil“ (grob: im oberen Viertel) der Finanzinvestorenindustrie anlegen würden, sprich: bei den besten Fonds. Tatsächlich schaffen Top-Fonds eine Rendite oberhalb derjenigen des Aktienmarktes. Allerdings gelingt dies nicht, wie suggeriert wird, einem Viertel aller Finanzinvestoren, sondern dauerhaft nur etwa drei Prozent aller Anbieter, wie eine Untersuchung der Zürcher Adveq, eines der größten PE-Dachfonds in Europa mit fünf Milliarden Dollar an eingesammeltem Geld, gezeigt hat. Und im Übrigen gibt es auch Aktien oder Aktienfonds, die über lange Zeiträume deutlich besser abschneiden als der Aktienmarkt im Durchschnitt und die locker selbst mit den wenigen Private-Equity-Spitzenfonds mithalten können.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Dass diese Top-Private-Equity-Fonds, deren Namen Dachfondsanbieter wie Adveq naturgemäß unter Verschluss halten, gerade auf die paar Millionen an Frischgeld von Privatanlegern aus Görlitz oder Tübingen warten, ist dabei eine gern von deutschen Vertrieblern verbreitete Mär.
Die Wahrheit ist eine andere: Finanzinvestoren brauchen das Geld der kleineren Privatanleger nicht, denn vor allem Megafonds wie Blackstone oder KKR sitzen auf viel Cash. Per Ende März verfügte die Branche über knapp 1000 Milliarden Dollar – bar auf den Konten oder abrufbereit bei Fondsinvestoren. Der größte Teil davon, rund 350 Milliarden Dollar, ist für den Aufkauf von soliden, etablierten Unternehmen reserviert (siehe Grafik). Für Nachschub ist gesorgt: Vor Monatsfrist erst schloss Warburg Pincus, einer der großen globalen Spieler, einen weiteren Megafonds mit 11,2 Milliarden Dollar. Die Londoner waren bis Ende April unter anderem an Ziggo beteiligt, dem niederländische Kabelnetzbetreiber, der gerade Telekom-Chef René Obermann verpflichtet hat. Aus dem neuen Warburg-Fonds fließt Geld etwa in das Öl-Startup Venari Resources und den Autovermieter China Auto Rental.
Die teuersten Private-Equity-Geschäfte werden in den USA verhandelt. So kaufte vor sechs Wochen eine Investorengruppe, angeführt von Bain Capital und Golden Gate Capital, den amerikanischen SAP-Konkurrenten BMC Software für rund 6,9 Milliarden Dollar. Silver Lake Partners will gemeinsam mit Unternehmensgründer Michael Dell den PC-Hersteller Dell für 24,4 Milliarden Dollar von der Börse nehmen – das wäre einer der größten Deals mit Private-Equity-Beteiligung überhaupt. In derselben Größenordnung spielt mit 28 Milliarden Dollar Wert der diesjährige Aufkauf von Heinz Ketchup durch Warren Buffetts Berkshire Hathaway und den Finanzinvestor 3G Capital.
Weil sich nahezu alle Unternehmen zurzeit günstig über Anleihen finanzieren können, haben sie es nicht nötig, fremde Investoren durch die Tür zu lassen. „Es ist in den letzten Monaten relativ ruhig geworden, das Geschäft ist nicht mehr so einfach wie früher“, sagt Andreas Schober, Chef des Mittelstandsspezialisten Hannover Finanz. Im ersten Quartal wurden in Deutschland gerade mal sieben Übernahmen von Private-Equity-Investoren abgeschlossen – so wenig Geschäft gab es zuletzt vor zehn Jahren.
Kredite sind Mangelware
Den Finanzinvestoren selbst wiederum fehlt zunehmend ein wichtiger Renditehebel. Zu Hochzeiten finanzierten sie den Einstieg in Unternehmen zu 60 bis 70 Prozent über Kredite. Das steigert die Rendite aufs eingesetzte Kapital erheblich: Wer etwa ein Unternehmen für eine Milliarde Euro kauft und für 1,3 Milliarden verkauft, hat bei null Krediten 30 Prozent auf sein Kapital erzielt. Finanziert er zu 70 Prozent über Kredite, hat er dagegen seine 300 Millionen an eingesetztem Kapital glatt verdoppelt – vor Zinszahlungen für den Kredit.
Doch die Zauberformel funktioniert nicht mehr so gut. Die strengere Regulierung zeigt Wirkung, Banken geben Finanzinvestoren nicht mehr so großzügig Kredite. 2012 sackte die Quote an Krediten, die Finanzinvestoren bei Übernahmen einsetzten, auf nur noch 37 Prozent (siehe Chart). Das macht es schwieriger, auf das von den Investoren bereitgestellte Eigenkapital eine ordentliche Rendite zu erzielen. „Bei Buyouts in Europa setzen wir zehn bis elf Prozent Renditeerwartung an“, sagt Fondsmanager Brezina von Wealthcap und meint damit die IRR-Rendite.
Weiteres Problem: Investoren tun sich schwerer, ihre Beteiligungen gewinnbringend loszuschlagen. Lukrativster Ausstiegsweg ist der Börsengang: Private-Equity-Fonds bringen ihre Beteiligungen an die Börse und verkaufen Aktien an Anleger. Trotz Rekordständen bei US-Aktien und Dax aber klemmte das Geschäft zuletzt. Die britische CVC etwa kann nun erst langsam aus ihrem 2,4-Milliarden-Euro-Engagement bei der deutschen Evonik aussteigen, nachdem der Essener Chemiekonzern im April durch die Hintertür an der Börse gelistet wurde. Aktuell zeichnen sich aber einige große, womöglich lukrative Geschäfte ab. Im Herbst könnte Grohe wieder an die Börse kommen – 13 Jahre nachdem Finanzinvestoren den Badarmaturenhersteller von der Börse genommen hatten. Bis Ende Juni schon dürfte es KKR und Goldman Sachs gelingen, den Staplerbauer Kion aufs Parkett zu bringen; Terra Firma und CPI Partners machen bei der Immobiliengröße Deutsche Annington Kasse. Und Doughty Hanson verdoppelt den Einsatz binnen 30 Monaten beim Kinobetreiber Vue Entertainment, zu dem auch die deutsche Cinemaxx gehört, mit einem Verkauf für 935 Millionen Pfund Sterling an kanadische Pensionsfonds.
Als Wegezeit zwischen Einstieg und Ausstieg gestehen sich Finanzinvestoren in der Regel vier bis sieben Jahre zu. Häufig jedoch dauert es länger. So veräußerte Ende Mai die Aachener S-UBG nach 15 Jahren für geschätzte vier Millionen Euro ihre Anteile an der LemnaTec GmbH, einem ortsansässigen Pflanzengenomforscher. Käufer ist der nächste Finanzinvestor, die börsennotierte DEWB. Rund drei Viertel aller im Jahr 2007 von Private-Equity-Gesellschaften gekauften Unternehmen schlummern immer noch in den Portfolios. Mangels Kaufinteresse von Unternehmen oder fehlendem Potenzial für einen Börsengang reichen Finanzinvestoren Beteiligungen dann eben an die Konkurrenz weiter. Ihren Anlegern können sie so einen erfolgreichen Umschlag des Portfolios zeigen. So hat die fränkische FTE Automotive gerade den dritten Private-Equity-Investor hintereinander an der Backe: zuerst Schlumpf-Eigner HgCapital, dann für acht Jahre die französische PAI und seit Mitte Mai die amerikanische Bain Capital. Finanzinvestoren, die viel Geld unterbringen wollen, zahlen teils sogar mehr, als an der Börse zu holen wäre: Der Verlag Springer Science geht jetzt für 3,3 Milliarden Euro von Finanzinvestor EQT und dem Staatsfonds GIC (Singapur) an BC Partners.
Dem riskantesten Segment von Private Equity, dem Markt für Risikokapital, droht dagegen seine bisher größte Pleite: Der kalifornische E-Auto-Hersteller Fisker, in dem 1,1 Milliarden Dollar Venture Capital stecken, steht vor dem Aus.
Investoren riskieren derzeit nicht nur an den Anleihe- und Aktienmärkten viel. Auch bei Private Equity droht eine Blase. Bei Übernahmen von Mittelständlern zu Preisen bis 500 Millionen Dollar bezahlten Investoren Ende 2012 bereits das 7,6-fache Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) – 41 Prozent mehr als drei Jahre zuvor. Das reichlich von den Notenbanken über die Finanzmärkte verteilte frische Geld findet auch seinen Weg in Private Equity.
Die Flut hebt eben alle Boote.