Beteiligungsfonds Blaues Wunder für Private-Equity-Anleger

Seite 5/5

Kredite sind Mangelware

Kleine Börsenchronik - Dax auf Rekordjagd
Dax-Höchststand Quelle: dpa
Foto vom roten Platz in Moskow Quelle: AP
Foto der US-Notenbank Quelle: dapd
Foto von Verona Pooth Quelle: dpa/dpaweb
Foto des Anschlages auf das World-Trade-Center am 11. September 2001 Quelle: REUTERS
Foto des Irakkrieges Quelle: dpa
Schriftzug IKB Quelle: dpa

Den Finanzinvestoren selbst wiederum fehlt zunehmend ein wichtiger Renditehebel. Zu Hochzeiten finanzierten sie den Einstieg in Unternehmen zu 60 bis 70 Prozent über Kredite. Das steigert die Rendite aufs eingesetzte Kapital erheblich: Wer etwa ein Unternehmen für eine Milliarde Euro kauft und für 1,3 Milliarden verkauft, hat bei null Krediten 30 Prozent auf sein Kapital erzielt. Finanziert er zu 70 Prozent über Kredite, hat er dagegen seine 300 Millionen an eingesetztem Kapital glatt verdoppelt – vor Zinszahlungen für den Kredit.

Welchen Anteil des Kaufpreises Finanzinvestoren bei Übernahmen mit Krediten finanzieren Quelle: PitchBook

Doch die Zauberformel funktioniert nicht mehr so gut. Die strengere Regulierung zeigt Wirkung, Banken geben Finanzinvestoren nicht mehr so großzügig Kredite. 2012 sackte die Quote an Krediten, die Finanzinvestoren bei Übernahmen einsetzten, auf nur noch 37 Prozent (siehe Chart). Das macht es schwieriger, auf das von den Investoren bereitgestellte Eigenkapital eine ordentliche Rendite zu erzielen. „Bei Buyouts in Europa setzen wir zehn bis elf Prozent Renditeerwartung an“, sagt Fondsmanager Brezina von Wealthcap und meint damit die IRR-Rendite.

Weiteres Problem: Investoren tun sich schwerer, ihre Beteiligungen gewinnbringend loszuschlagen. Lukrativster Ausstiegsweg ist der Börsengang: Private-Equity-Fonds bringen ihre Beteiligungen an die Börse und verkaufen Aktien an Anleger. Trotz Rekordständen bei US-Aktien und Dax aber klemmte das Geschäft zuletzt. Die britische CVC etwa kann nun erst langsam aus ihrem 2,4-Milliarden-Euro-Engagement bei der deutschen Evonik aussteigen, nachdem der Essener Chemiekonzern im April durch die Hintertür an der Börse gelistet wurde. Aktuell zeichnen sich aber einige große, womöglich lukrative Geschäfte ab. Im Herbst könnte Grohe wieder an die Börse kommen – 13 Jahre nachdem Finanzinvestoren den Badarmaturenhersteller von der Börse genommen hatten. Bis Ende Juni schon dürfte es KKR und Goldman Sachs gelingen, den Staplerbauer Kion aufs Parkett zu bringen; Terra Firma und CPI Partners machen bei der Immobiliengröße Deutsche Annington Kasse. Und Doughty Hanson verdoppelt den Einsatz binnen 30 Monaten beim Kinobetreiber Vue Entertainment, zu dem auch die deutsche Cinemaxx gehört, mit einem Verkauf für 935 Millionen Pfund Sterling an kanadische Pensionsfonds.

Als Wegezeit zwischen Einstieg und Ausstieg gestehen sich Finanzinvestoren in der Regel vier bis sieben Jahre zu. Häufig jedoch dauert es länger. So veräußerte Ende Mai die Aachener S-UBG nach 15 Jahren für geschätzte vier Millionen Euro ihre Anteile an der LemnaTec GmbH, einem ortsansässigen Pflanzengenomforscher. Käufer ist der nächste Finanzinvestor, die börsennotierte DEWB. Rund drei Viertel aller im Jahr 2007 von Private-Equity-Gesellschaften gekauften Unternehmen schlummern immer noch in den Portfolios. Mangels Kaufinteresse von Unternehmen oder fehlendem Potenzial für einen Börsengang reichen Finanzinvestoren Beteiligungen dann eben an die Konkurrenz weiter. Ihren Anlegern können sie so einen erfolgreichen Umschlag des Portfolios zeigen. So hat die fränkische FTE Automotive gerade den dritten Private-Equity-Investor hintereinander an der Backe: zuerst Schlumpf-Eigner HgCapital, dann für acht Jahre die französische PAI und seit Mitte Mai die amerikanische Bain Capital. Finanzinvestoren, die viel Geld unterbringen wollen, zahlen teils sogar mehr, als an der Börse zu holen wäre: Der Verlag Springer Science geht jetzt für 3,3 Milliarden Euro von Finanzinvestor EQT und dem Staatsfonds GIC (Singapur) an BC Partners.

Dem riskantesten Segment von Private Equity, dem Markt für Risikokapital, droht dagegen seine bisher größte Pleite: Der kalifornische E-Auto-Hersteller Fisker, in dem 1,1 Milliarden Dollar Venture Capital stecken, steht vor dem Aus.

Investoren riskieren derzeit nicht nur an den Anleihe- und Aktienmärkten viel. Auch bei Private Equity droht eine Blase. Bei Übernahmen von Mittelständlern zu Preisen bis 500 Millionen Dollar bezahlten Investoren Ende 2012 bereits das 7,6-fache Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) – 41 Prozent mehr als drei Jahre zuvor. Das reichlich von den Notenbanken über die Finanzmärkte verteilte frische Geld findet auch seinen Weg in Private Equity.

Die Flut hebt eben alle Boote.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%