Bezahlmethoden im Vergleich Was taugt die Sofortüberweisung?

Online bezahlen per Sofortüberweisung - wie sicher ist es? Quelle: imago images

Wer im Internet einkauft, kann oft per Sofortüberweisung bezahlen. Die wenigsten wissen, was dahinter steckt. Wie sicher ist die Sofortüberweisung im Vergleich zu PayPal und Co, welche Vorteile hat sie für den Kunden?

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Jeder kennt das: Wer sein Zugticket online kauft, wird von der Bahn gefragt, wie er es bezahlen möchte. Dem Kunden werden verschiedene Bezahlmöglichkeiten wie PayPal, Lastschrift oder Kreditkarte angezeigt - und auch die Sofortüberweisung ist dabei. Diese Bezahlmethode taucht zwar bei vielen Händlern auf, die meisten Kunden kennen sie jedoch kaum. Was steckt hinter Sofortüberweisung? Worin liegen ihre Vorteile? Und wie sicher ist es, per Sofortüberweisung zu bezahlen?

Sofortüberweisung ist eine Onlinezahlungsmethode, die der normalen Überweisung sehr ähnlich ist. Sobald ein Nutzer Sofortüberweisung als Zahlungsmethode ausgewählt hat, öffnet sich im Browser ein weiteres Fenster, in dem der Nutzer die Bank, über die die Überweisung laufen soll, angeben muss. Als nächstes werden die gewöhnlichen Online-Banking-Zugangsdaten und die PIN benötigt. Zuletzt muss die Überweisung mit der TAN bestätigt werden.

Die Sofortüberweisung wird bereits in neun europäischen Ländern genutzt, unter anderem in Deutschland, Italien und Österreich. Mehr als zwölf Millionen Nutzer sind für die Bezahlmethode angemeldet. Laut einer aktuellen Erhebung des EHI Retail Institute kommt die Sofortüberweisung in Deutschland allerdings gemessen am Umsatz nur auf einen Marktanteil von 1,8 Prozent. Zum Vergleich: bei PayPal sind es 20,2 Prozent. Jeder dritte Umsatz-Euro wird demnach immer noch per Rechnung bezahlt.

Hinter der Sofortüberweisung steckt die Sofort GmbH, ein Tochterunternehmen des schwedischen Zahlungsanbieters Klarna. Klarna wurde 2005 von Sebastian Siemiatkowski, Victor Jacobsson und Niklas Adalberth gegründet. Seitdem ist das Unternehmen stark gewachsen, es beschäftigt inzwischen ungefähr 3500 Mitarbeiter. 2019 erzielte Klarna einen Umsatz von knapp 7,6 schwedischen Kronen. Das sind umgerechnet 732 Millionen Euro.
Der Vorteil an einer Sofortüberweisung ist, dass weder ein extra Konto noch eine Kreditkarte benötigt werden. Außerdem geht der Bezahlvorgang schneller als bei anderen Onlinezahlungsmethoden, da abgesehen von PIN und TAN keine weiteren Überweisungsformulare ausgefüllt oder Zahlenkombinationen eingegeben werden müssen. Der Händler erhält direkt eine Transaktionsbestätigung, weshalb die Ware oft schon losgeschickt wird, bevor das Geld auf seinem Konto gelandet ist.

Trotzdem sind Verbraucherschützer skeptisch. Denn eigentlich sollen Bankkunden ihre PIN und TAN nicht an Dritte weitergeben. Durch den Datenaustausch kann die Sofort GmbH prüfen, ob der zu überweisende Betrag durch das Konto gedeckt ist. Kerstin Föller, Leiterin der Abteilung Insolvenz, Kredit und Konto bei der Verbraucherzentrale Hamburg, sagt: „Sofortüberweisungen sind nicht so sicher wie andere Zahlungsmethoden, da Bankdaten an Dritte weitergegeben werden und das Risiko des Abfangens damit steigt.“ Deswegen, sagt Föller, würde sich das Bezahlen per Sofortüberweisung nur lohnen, wenn man Ware schnell geliefert bekommen möchte.

Klarna selbst erklärt, dass PIN und TAN nicht gespeichert werden. „Wir sehen keinen Kontostand oder bestehende Daueraufträge“, erklärt das Unternehmen und verweist darauf, durch die Finanzaufsicht BaFin reguliert zu sein.

Bei anderen Zahlungsmethoden besteht dagegen ein geringeres Risiko, dass der Kontostand geprüft wird und Bankdaten womöglich gespeichert werden. „PayPal biete den Kunden zumindest einen gewissen Käuferschutz an, wenn man sich an die üblichen Vorsichtsregeln hält“, sagt Föller. Mit PayPal zu bezahlen sei daher die sicherere Variante. Zwar kann auch PayPal auf Bankdaten zugreifen, allerdings müssen die Geheimzahlen nicht eingegeben werden. Allerdings dauert es etwa zwei Tage, teilweise auch länger, bis das Geld auf dem Konto des Händlers angekommen ist. Dadurch kann sich der Versand verzögern.


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Einen Käuferschutz bietet zwar auch Sofortüberweisung, allerdings nicht pauschal, sondern nur, wenn der entsprechende Händler das Käuferschutzsiegel der Sofort Bank ausweist.
„Aus Kundensicht ist das Bezahlen auf Rechnung sicher“, sagt Kevin Hackl, Referent für digitales Banking und Financial Services beim Branchenverband Bitkom. Der Kunde bekomme die Ware, ohne in finanzielle Vorleistung gehen zu müssen. Aus Händlersicht gilt dagegen laut Bitkom-Experte Hackl: „Je digitaler das Bezahlmodell, desto sicherer ist die Zahlung für den Händler.“
Banken dagegen bevorzugen normale Überweisungen, bei denen Kundendaten wie PIN oder TAN zwischen der überweisenden Person und der Bank selbst bleiben. „Letztendlich liegt es aber an den persönlichen Präferenzen des Kunden, bei welcher Zahlungsmethode er sich am wohlsten fühlt“, sagt Hackl.

Wer also sein Bahnticket per Sofortüberweisung zahlt, muss in Kauf nehmen, Bankdaten vorübergehend an die Sofort GmbH weiterzugeben. Falls etwas aber dringend benötigt wird, kann eine Zahlung per Sofortüberweisung den Prozess beschleunigen.

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