Bitcoin und Co. „Die Mutter aller Crashs“? Was für das Ende des Kryptobooms spricht – und was dagegen

Der Bitcoin rauscht aktuell nach unten. War's das mit der Kryptowährung? Quelle: Reuters

Die Bitcoin-Welt ist gerade in einen Bärenmarkt gestürzt. Fallen die Kurse der Kryptowährung weiter – oder kommt es bald zu einer neuen Rally?

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Wenn Michael Burry eine Warnung ausspricht, dann sollte man schon mal hinhören. Der Hedgefondsmanager war einer der ersten, der vor der Finanzkrise 2007/2008 die Katastrophe am US-Hypothekenmarkt aufziehen sah. Gegen den Spott der Großbanken wettete er darauf, dass das Geschäft mit verbrieften Hypothekenkrediten kollabieren würde. Er behielt recht – und machte mit seinem Investment Millionen. Die Geschichte dahinter wurde unter dem Titel „The Big Short“ verfilmt.

Nun sieht Burry eine neue Gefahr in der Finanzwelt: den Bitcoin. „All der Hype und all die Spekulation zieht Kleinanleger in den Markt, bevor sich die Mutter aller Crashs ereignet“, mahnte er Ende vergangener Woche mit drastischen Worten die Twitter-Gemeinde. Kurze Zeit später löschte er den Post, anschließend auch sein Profil. Wenn Anleger panisch oder ungeduldig würden und ihre Kryptowerte verkauften, so der Starinvestor, werde der Markt eine Billionensumme an Marktkapitalisierung einbüßen.

Kaum ein Markt ist so schwankungsanfällig wie der Krypto-Markt. Der Bitcoin-Kurs hat sich seit dem Coinbase-Börsengang im April nahezu halbiert. Die Nerven der Anleger werden durch das Auf und, zuletzt vor allem, Ab arg strapaziert. Wie könnte es mit dem Kurs der wichtigsten Digitalwährung weitergehen?

Drei Gründe, warum der Bitcoin-Kurs weiter abstürzen könnte

1. Wichtige Marke unterschritten
Am Dienstag hat der Bitcoin die Marke von 30.000 Dollar unterschritten. Der neuste Rückgang ist nicht nur aus psychologischer Sicht ein Einschnitt. Viele Investoren sollen hier eine sogenannte Stop-Loss-Marke gesetzt haben. Fällt der Kurs unter diese Schwelle, werden ihre Bitcoins automatisch verkauft.

Der sinkende Kurs verunsichert Anleger, die nun ihre Gewinne mitnehmen oder zumindest ihre Verluste schmälern wollen. Im Prinzip betreiben die Anleger also Schadensbegrenzung. Vorerst blieb ein weiterer Ausverkauf allerdings auch nach dem Fall unter die 30.000 Dollar-Marke aus.

2. Staaten lehnen sich gegen Bitcoin auf

Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto erschuf die Kryptowährung, um ein dezentrales Netzwerk zu kreieren, das unabhängig ist von staatlicher Kontrolle. Zunehmend gehen nun einige Staaten gegen die Kryptowährung vor. China zum Beispiel greift verstärkt beim Mining durch, also quasi der Produktion der Kryptomünzen. Bitcoin-Schürfer in der südwestlichen Provinz Sichuan müssen ihren Betrieb einstellen.

Die Regierung begründet ihren Krypto-Feldzug damit, dass das Mining zu energieintensiv sei. Tatsächlich verschlingt es so viel Energie wie kleine Industriestaaten. Doch es bleibt fraglich, ob das die einzige Motivation des repressiven Regimes Chinas ist. Schließlich entziehen sich Bitcoin-Zahlungen der Kontrolle des ansonsten stets kontrollierenden Staates.

Auch in Deutschland werden Kryptowährungen demnächst stärker reguliert. Mit einer neuen Verordnung will die Bundesregierung gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung mit Bitcoin und Co. vorgehen. Die Kryptobranche moniert, dass Geschäfte zwischen Kryptoverwahrern diese Anforderungen (noch) nicht erfüllen könnten. In der Folge verlöre der Krypto-Standort Deutschland Attraktivität und büße an Wettbewerbsfähigkeit ein. Und auch die USA schießen gegen Kryptowährungen: Präsident Joe Biden kündigte im Mai an, dass künftig Kryptotransfers ab 10.000 Dollar bei den Steuerbehörden gemeldet werden müssen.

3. Skepsis bei institutionellen Investoren wächst

Die Kryptoszene jubelte, als der Zahlungsdienstleister Paypal damit begann, Bitcoin-Zahlungen zu akzeptieren. Auch das Engagement der US-Großbanken Goldman Sachs und JP Morgan wirkte sich positiv auf den Kurs aus. Doch aktuell scheuen institutionelle Investoren den Bitcoin. Zu volatil, zu unsicher – so lautet die Devise vieler Banken. Erst neulich gaben HSBC und der Londoner Vermögensverwalter Sun Global bekannt, nicht in den Kryptohandel einsteigen zu wollen.



Und nicht immer ist es kursstabilisierend, wenn Großinvestoren Geld in Bitcoin pumpen. Das zeigt das Beispiel Tesla. Nachdem der E-Autobauer bekannt gab, bald Bitcoin-Zahlungen zuzulassen, sprang der Kurs der Kryptowährung zwar nach oben. Doch der Absturz folgte schon, als Tesla-Chef Elon Musk dies mit der Begründung wieder stoppte, dass das Bitcoin-Mining zu umweltschädlich sei. Musks Twitter-Laune und seine sprunghaften Meinungsänderungen sollten Anleger besser einkalkulieren.

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