Aktien, Anleihen, Bonds? Ist der derzeitigen Hausse an den Börsen zu trauen? Wohin bloß mit dem Geld in diesen unsicheren Zeiten? Das fragen sich viele Sparer, die ihr Geld auf Tageskonten lagern oder lieber gleich unter der Matratze horten. Wenn einer diese Fragen beantworten kann, dann ist es sicherlich Laurence – oder kurz gern Larry genannt - Fink, Chef des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock. Der 59jährige führt seit zwanzig Jahren die Geschicke des New Yorker Finanzkonzerns – und er empfiehlt nur eines: Aktien, Aktien, Aktien. Fink hält nicht viel vom traditionellen Mix, 60 Prozent des Vermögens in Aktien und 40 Prozent in Bonds zu stecken. Das sei nicht mehr angemessen in einer neuen Welt, die sich durch eine immer älter werdenden Bevölkerung auszeichnet, wo weniger Geld von Banken verliehen und auch Staaten weniger Risiken eingingen. „Ich persönlich setze 100 Prozent auf Aktien“, sagte Fink in New York auf einer Veranstaltung des Thinktanks Council on Foreign Relations. Dividendenpapiere wie die des amerikanischen Telekommunikationskonzerns Verizon oder der spanischen Bank Santander empfiehlt er.
Dieser Fokus des Blackrock-Chefs auf Equities ist kühn, aber ein Blick auf die Börsenmärkte gibt ihm zumindest im Moment Recht. Der Dow-Jones-Index war diese Woche erstmals seit Mai 2008 mit mehr als 13.000 Punkten aus dem Handel gegangen. Der breiter gefasste S&P-500 hat seit Februar um fünf Prozent zugelegt und legte in diesen Tagen den besten Abschluss seit Juni 2008 hin. Auch die Technologie-Börse Nasdaq legte zu und kletterte auf 2995 Punkte. „Die Wirtschaft erholt sich Schritt für Schritt“, sagt Lawrence Creatura von der Investment-Firm Rochester aus New York. „Da ist Raum für mehr.“
„Europa wird dieses Jahr nicht scheitern“
Aber es herrsche leider immer noch zu viel Misstrauen an den Märkten, so Blackrock-Chef Fink. Sogar bei den vielen Unternehmens-Chefs, mit denen er überall auf der Welt rede, und bei denen die Geschäfte gut liefen, seien skeptisch. „Sie zweifeln, ob die gute Lage so bleibt“, sagt Blackrock-Chef Fink. Sicher, die globale Lage sei unsicher, in Japan und im Nahen Osten und in Europa. Interessanterweise lobte Fink ausdrücklich das Vorgehen der Europäischen Zentralbank, die den europäischen Banken erneut günstig mehr als 500 Milliarden Euro leiht.„Kurzfristig löst das viele Probleme in Europa“, sagt Fink. Die europäischen Krisenländer wie Griechenland hätten nun Zeit, nicht nur die Sparpläne umzusetzen, sondern in ihren Ländern auch wieder für Wachstum zu sorgen. „Ich habe keine Sorge, dass Europa in diesem Jahr scheitert“, sagte der Blackrock-Chef. Mittelfristig müsse Europa auf den Weg des Wachstums zurückkehren. „Wenn wir binnen drei Jahren kein Wachstum in Europa sehen, fällt das Ganze auseinander“, warnte Fink.
Geldanlage in fünf Schritten
In den USA, wo die Wirtschaft im vergangenen Quartal um erfreuliche drei Prozent zulegte, käme das Thema Defizit und wie und wo gespart werden soll, erst nächstes Jahr auf den Tisch - nach den US-Präsidentschaftswahlen.
In der Zwischenzeit gelte es, sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Dazu forderte Fink nicht nur den privaten Sparer auf, sondern auch Pensionsfonds und Unternehmen. Fink hat gut reden. Unter seiner Führung verwaltet das Finanzhaus Blackrock ein Vermögen von über 3,5 Billionen Dollar (2,6 Billionen Euro). Für Sparer und Pensionsfonds gilt es, vorsichtig zu sein. Einmal aufs falsche Pferd gesetzt und schon ist das Ersparte dahin.
Wohin diese Vorsicht etwa bei privaten Sparern führt, ist in den USA vor allem im Immobilienmarkt zu spüren. Die Nation wandelt sich von einer Gesellschaft von Hauseigentümern zu einer, die lieber eine Wohnung mietet. Immer weniger Amerikaner trauen sich oder können es sich finanziell überhaupt leisten, eine große Hypothek für ein Haus aufzunehmen.
Blackrock will aus Sparern langfristige Investoren machen
Egal ob private Sparer, Unternehmen oder Pensionsfonds – alle benötigten einen neuen Vermögensplan, da ist sich Blackrock-Chef Fink sicher. Wir müssen aus Sparern langfristige Investoren machen“, sagt der Geldmanager. „Die Leute müssen sich damit beschäftigen, wie sie im Alter leben wollen. Nur, wenn viele Sparer langfristig investierten, dann ginge es auch mit dem Wachstum voran. Anlegern eine bessere Orientierung bei der Vermögensplanung zu geben, das sei vor allem die Verantwortung seiner Zunft. Milliarden an Cash schlummerten einfach vor sich hin, so Fink. Nun will der Vermögensverwalter eine Öffentlichkeitskampagne unter dem Motto „Investing in a New World“ auflegen.
Fünf Punkte für eine neue Anlagestrategie
„Wir müssen den Investoren eine bessere Orientierung geben und den Kapitalmarkt entwickeln“, so Fink. Fünf Bereiche habe Blackrock identifiziert, auf die sich Investoren künftig konzentrieren sollten, um ihre Anlagestrategie zu überdenken: Was kostet es, Cash zu halten? Die Suche nach neuen Quellen, um mit dem Investment Profit zu machen. Aktive und passive Investments halten. Profitmöglichkeiten mit alternativen Investment-Anlagen suchen und die Neuausrichtung der Investment-Strategie unter der Berücksichtung einer längeren Lebensdauer. Natürlich kann sich auch Fink einen Seitenhieb auf die zunehmende Regulierung der Finanzmärkte nicht verkneifen. Die Regierungen könnten einen erheblichen Teil dazu beitragen, aus Sparern Investoren zu machen, indem sie den Markt so regulierten, dass mehr Vertrauen herrsche. Einen besseren Schutz für den Future-Handel oder eine klarere Kennzeichnung von börsennotierten Fonds - den sogenannten ETFs- , nannte er als Beispiele. Man mag zu Finks Forderungen nach einem besseren Investment-Plan in einer neuen Welt stehen wie man will, aber in einem hat Fink sicherlich Recht: Nichts zu tun mit seinem Geld, ist definitiv die falsche Entscheidung.