Blackrock und Co. Das Dilemma der mächtigen Vermögensverwalter

Große Vermögensverwalter wie Blackrock oder die Allianz beteiligen sich an allen wichtigen Unternehmen der Welt. Ökonomen warnen: Das könnte den Wettbewerb schwächen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
BlackRock und Co: Große Vermögensverwalter sind an fast allen großen Unternehmen in der Welt beteiligt. Quelle: REUTERS

Sie sind gigantische Spieler des globalen Kapitalismus: Große Fonds und Vermögensverwalter wie Blackrock, State Street, Vanguard oder Allianz beteiligen sich an fast allen großen Unternehmen weltweit, um das im Auftrag ihrer Kunden verwaltete Geld risikomindernd zu streuen. Sie halten zwar in der Regel keine Kontrollmehrheiten, sind mit ihren Beteiligungen im einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich aber oft größter Aktionär.

Solche Minderheitsbeteiligungen galten bisher als unbedenklich, weil sie formal keine Kontrolle der gehaltenen Unternehmen ermöglichen. Zumal sich die Investoren oft passiv verhalten, sprich: kein Personal in die Aufsichtsräte entsenden und sich aus dem Tagesgeschäft raushalten.

Doch gerade diese Passivität kann sich nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen negativ auf den Wettbewerb zwischen den Unternehmen im Portfolio der Geldverwalter auswirken. Der Grund: Die passiven Eigentümern stacheln ihre Beteiligungen nicht zu höheren Profiten an.

Größte Beteiligungen durch Blackrock an branchenähnlichen Dax-Werten.

Denn die würden ja oft nur auf Kosten der Konkurrenten erzielt, an denen dieselben Eigentümer beteiligt sind – aus Sicht der Großaktionäre wäre schärferer Wettbewerb ein Kraft vergeudendes Nullsummenspiel. Empirische Studien erhärten diese These am Beispiel von Fluggesellschaften und Banken in den USA.

Danach lagen die Preise für Flugtickets von Anbietern in der Hand großer Vermögensverwalter je nach Flugroute um drei bis zehn Prozent über den Konditionen von Fluggesellschaften ohne Großinvestoren an Bord. Und Kunden von Großbanken im Eigentum institutioneller Investoren zahlten bei den Gebühren drauf, während sie niedrigere Guthabenzinsen erhielten als Sparer bei unabhängigen Instituten.

Ähnliche Probleme könnten auch in anderen Industrien auftreten. „Die bisher vorliegenden empirischen Erkenntnisse sind für Wissenschaftler und Wettbewerbsbehörden Anlass, genauer hinzuschauen“, sagt Achim Wambach, Vorsitzender der Monopolkommission und Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.

Die Monopolkommission, ein Beratungsgremium der Bundesregierung, schreibt in ihrem jüngsten Jahresbericht, es gebe ein „wesentliches wettbewerbsverzerrendes Potenzial“ bei Beteiligungen institutioneller Investoren an mehreren Unternehmen des gleichen Wirtschaftsbereichs – also an Firmen, die sich Konkurrenz machen sollten. Institutionelle Investoren besitzen laut Wambach etwa 60 Prozent der im Aktienindex Dax gelisteten 30 wichtigsten börsennotierten deutschen Unternehmen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%