Blockchain-Start-up von Gerhard Schmid „Die großen Tech-Konzerne sind keine Konkurrenz für uns“

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„Wir wollen keine Taschengeld-Investoren“

Welche Blockchain nutzen Sie für die Plattform?
Unsere Plattform basiert auf der Ethereum-Blockchain. Unter anderem, weil es für diese Technologie die meisten Entwickler am Markt gibt. Die EOS-Blockchain wäre eine Alternative gewesen, aber wir finden, dass sie sich noch in einem zu frühen Stadium befindet, um darauf eine Dienstleistung aufzubauen.

Womit verdienen Sie Geld?
Für die Nutzung der Plattform fallen Gebühren an. In welche Höhe, das steht noch nicht fest, aber es wird so sein, dass der Anbieter der Apps 85 Prozent der Nutzungsgebühren erhält, und wir für unsere Plattform mit 15 Prozent beteiligt werden. Das läuft ähnlich wie auf den großen App-Marktplätzen von Google und Apple. Hinzu kommen bei uns Gebühren für die Transaktionen in der Blockchain.

Um das Geschäft auf die Beine zu stellen, sammeln Sie mit der Baas.Business AG Geld über einen eigenen Security-Token ein. Warum die Finanzierung über eine Kryptomünze?
Diesen Token werden wir als Zahlungsmittel auf unserer Plattform einsetzen, insbesondere für unsere Geschäfte mit den Software-Anbietern. Die Unternehmen, die einen Blockchain-Dienst buchen, können ganz normal in Euro zahlen. Wir wollen aber auch, dass unsere Tokens an Börsen handelbar sind. Deshalb haben wir uns bewusst für einen Security-Token entschieden, also ein Wertpapier – und nicht bloß einen digitalen Gutschein. Unser Token ist ein Zinspapier, für das Investoren neun Prozent pro Jahr erhalten. Die Platzierung wird voraussichtlich im April starten.

Warum schließen Sie Privatanleger aus? Ihre Anteilseigner müssen mindestens 100.000 Euro aufbringen, um sich an der BaaS.Business AG beteiligen zu können.
Wir suchen derzeit in einer Privatplatzierung nach Großinvestoren für unsere Plattform. Wir wollen keine Taschengeld-Investoren. Es macht sehr viel Arbeit, 30.000 Privatanleger zu betreuen. Das wäre für unser Geschäft im Moment nicht der richtige Weg. Privatanleger können dann einsteigen, wenn unser Token an einer Kryptobörse notiert.

Ab einer Mindeststückelung von 100.000 Euro müssen Sie auch keinen Wertpapierprospekt veröffentlichen. Vermeiden Sie damit nicht die Auseinandersetzung, ob Kryptomünzen in Deutschland als Wertpapiere gelten?
In Deutschland gibt es eindeutige Bestimmungen, was ein Finanzinstrument ist – und was eben nicht. Entscheidet die deutsche Finanzaufsicht Bafin aufgrund der Unterlagen, die wir ihr zur Verfügung gestellt haben, dass wir kein Finanzinstrument ausgeben – wunderbar. Dann haben wir die Bestätigung, dass wir auch künftig bei weiteren Finanzierungsrunden ohne Prospekt digitale Anteile ausgeben können. Wertet sie unsere Anteile als Finanzinstrument, werden wir uns an die Prospektpflichten und alle anderen Vorschriften halten.

Andere Blockchain-Start-ups in Deutschland fordern vom Gesetzgeber dringend eine regulatorische Einordnung von Krypto-Anlagen. Teilen Sie diese Einschätzung?
Wir benötigen in Deutschland keine spezifische Krypto-Regulierung auf dem Finanzmarkt. Diese Idee halte ich für völligen Blödsinn. Wir werden auch hierzulande Blockchain-Innovationen sehen, solange dahinter ein cleveres Geschäftsmodell steht.
Wer dagegen die bestehenden Regeln umgehen will, gehört einfach nicht auf den Finanzmarkt. Wenn ein Start-up es zum Beispiel für zu teuer hält, einen Wertpapierprospekt zu erstellen, also im Grunde nicht in der Lage ist, eine Finanzierung zu finanzieren – dann spricht das doch Bände darüber, dass auch das Geschäftsmodell nicht nachhaltig sein wird. Die Blockchain-Gründer sollten sich lieber auf ihr operatives Geschäft konzentrieren, statt eine unnötige Diskussion über Regulierung zu befeuern.

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