
Goldminenaktien haben die Rally des Goldpreises nicht mitgemacht und seien deshalb unglaublich preiswert. Gemessen an historischen Bewertungsniveaus, seien Goldminen gar bewertet, als stünde der Goldpreis bei 900 Dollar und nicht bei über 1700 Dollar pro Unze: Die Argumente vieler Goldbefürworter für den Kauf von Goldaktien klingen eigentlich plausibel. Schließlich lässt sich das von Minen geförderte Gold bei einem gestiegenen Goldpreis teurer verkaufen, und auch die Goldreserven im Boden werden wertvoller. Doch trotz des Dauerkaufsignals für Minenaktien blieb physisches Gold für Anleger seit 2008 klar die bessere Wahl. Warum aber versagt in dieser Goldhausse der einst so verlässliche Zusammenhang, dass Minenaktien in einem Haussemarkt im Schnitt gar zwei- bis dreimal schneller steigen als der Goldpreis selbst?
Joachim Berlenbach hat sich auf Spurensuche begeben. Der gebürtige Rheinländer ist einer der profiliertesten Minenexperten weltweit. Berlenbach lernte den Bergbau aus allen Perspektiven kennen – aus der eines Geologen, aus der eines Minenanalysten und aus der eines Fondsmanagers. Nach 20 Jahren in Südafrika gründete Berlenbach 2006 die Earth Resource Investment Group (ERIG) in Zug (Schweiz). Mit seinem Team analysiert der Bergbaugeologe regelmäßig die Bilanzen von 13 führenden Goldproduzenten. Die Ergebnisse zerlegen den Mythos der billigen Goldaktien.

Laut Berlenbach leiden die Minen unter einem dramatischen Anstieg der Gesamtkosten pro geförderter Unze Gold. Zwischen 2000 und 2012 sind die Kosten um durchschnittlich 15,5 Prozent pro Jahr gestiegen, auf zuletzt 1530 Dollar pro Unze. Für viele Produzenten liegt die Gewinnschwelle bereits weit über dieser Marke. Bei ihnen hebelt die Kosteninflation den positiven Effekt eines steigenden Goldpreises auf die Bewertung aus.