Börsen-Roundtable Was Zulauf, Faber, Gross und Co. jetzt raten

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"Aktienkurse könnten weiter steigen"

Investmentideen von Mario Gabelli

Hickey: Solange die Fed weiter Geld druckt, kann die Börse weiter steigen. Die starken Schwankungen aber werden zurückkehren, ausgelöst von einem geopolitischen Ereignis, einer Zuspitzung in den Schwellenländern oder einer stark bremsenden Fed. Dann purzeln die Kurse sicher, aber dann wird Anleihekaufprogramm QE5 folgen und der Markt flugs wieder steigen. Normalerweise würde ich, wie 2000 und 2007, wegen der hohen Bewertungen der Tech-Werte auf fallende Kurse setzen. Aber ich kann nicht, denn die Kurse werden weiter steigen. Irgendwann in diesem Jahr werden sie kräftig einbrechen, doch letztlich dürfte der Markt das Jahr dort beenden, wo er derzeit steht.

Rogers: Ich rechne mit einer Fortsetzung der Aktienrückkäufe. Das wird der Börse nützen. Aber die Verantwortlichen in den Vorstandsetagen haben ein notorisch schlechtes Händchen, wenn es um das richtige Timing von Rückkäufen geht; sie kaufen gerne, wenn die Kurse hoch sind. Und wo immer ich hingehe, fragen mich die Leute, wann mit dem nächsten Börsengang eines US-Unternehmens zu rechnen sei. In manchen Einzelbereichen herrscht irrationaler Überschwang, aber generell könnten die Aktienkurse weiter steigen. Unter dem Strich erwarte ich eine Gesamtrendite von sieben Prozent. Im Vergleich zu anderen Anlagen ist das ordentlich.

Gross: Die Zeiten, in denen man mit Aktien schnell reich werden konnte, sind vorbei; die Zeiten, in denen man langsam reich werden konnte, könnten auch schon vorbei sein.

Welche Alternativen gibt es?

Gross: Das ist der Punkt. Die Aktienrenditen könnten bei rund fünf Prozent liegen, die Anleiherenditen bei etwa drei Prozent. Wenn man Geld für die Uni oder die Rente sparen will, ist das nicht viel. Damit kann man seine Rechnungen nicht zahlen.

Investmentideen von Brian Rogers

Felix, kaufen Anleger US-Aktien, oder schauen sie sich im Rest der Welt um?

Zulauf: Der US-Markt ist historisch hoch bewertet, aber die Bewertungen allein lassen noch keinen Bärenmarkt entstehen. Auch die Stimmung ist stark positiv, professionelle Vermögensverwalter haben hohe Aktienengagements. Nach einem mehrere Jahre dauernden Bullenmarkt ist das Karriere- und Geschäftsrisiko so hoch, dass jeder, der nicht investiert ist, längst Probleme bekommen würde. Wir wissen nicht, wann der Markt kippen wird, aber die weltweite Lage ist fragiler geworden. In Asien nimmt das Säbelrasseln zwischen China und Japan zu. Die chinesische Konjunktur schwächelt stärker als generell wahrgenommen. Chinesische Statistiken sind auf Autopilot gestellt, man kann ihnen kein Vertrauen schenken. China dürfte in diesem Jahr drei bis vier Prozent wachsen. Die Zinssätze sind gestiegen, nicht weil die chinesische Zentralbank die Zügel strafft, sondern weil Kredite schwerer zu bekommen sind. Es gibt dort eine Kreditblase. Wenn in China etwas schiefläuft, könnte dies zu einer Panik auf anderen Aktienmärkten führen. Die Russland- und die Asienkrise in den späten Neunzigern etwa ließen den US-Markt in wenigen Wochen um 25 Prozent absacken. Der Markt wird im ersten Quartal ein Hoch aufbauen. In den folgenden Monaten aber gibt es Spielraum für eine solche Panik.

Kann Chinas Zentralbank nicht einschreiten?

Zulauf: Wenn sie mehr Liquidität in den Markt pumpt, fällt die Währung. Dazu kommt in China ein soziales Problem, die chinesische Variante von sozialer Sicherheit. Sie verlangt, dass Eltern einem Sohn zur Hochzeit eine Wohnung schenken unter der Voraussetzung, dass das junge Paar im Alter für die Eltern sorgen wird. Da nun die Immobilienpreise steigen, können sich weniger Leute eine Wohnung leisten. China kann die Geldmenge nicht explodieren und die Immobilienpreise weiter steigen lassen. Die Regierung handelt klug.

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