Fallen die Margen?
Zulauf: Die Unternehmen im S&P 500 erwirtschaften etwa die Hälfte ihrer Erträge im Ausland. Steigt der Dollar gegenüber anderen Währungen, fallen die Gewinnspannen.
Cohen: In einem normalen Zyklus kommen die Margen in dem Maß unter Druck, in dem die Inflation und die Arbeits-, Energie- und sonstigen Kosten steigen. Wie sich aus unserem Gespräch erkennen lässt, dürfte das 2014 kein Thema sein.
Gross: Aber langfristig stellt sich hier ein enormes Problem. Der Gewinnkuchen wird zwischen Unternehmen, Arbeitern und dem Staat aufgeteilt. In den vergangenen 40 Jahren hat sich der Anteil der Arbeiter zunehmend verkleinert. Letztlich, wenn auch vielleicht nicht im Jahr 2014, wird es eine Neuausrichtung geben.
Zulauf: Das Gleiche gilt für andere Industrieländer.
Rogers: Ich würde nicht auf weitere Margensteigerungen wetten– ich wette nie auf etwas, was auf Rekordniveau ist.
Und was ist, wenn die Margen fallen? Gibt es dann sonst noch etwas, das verhindert, dass Aktien plötzlich als überteuert entlarvt werden?
Gross: 20 bis 30 Prozent der Margenverbesserungen verdanken Unternehmen den niedrigeren Zinsen. Wenn die Zinsen ihren Tiefpunkt tatsächlich im Jahr 2012 erreicht haben, müssen die Margen unter Druck kommen.
Gabelli: Die USA haben mit derzeit 35 Prozent mit die höchsten Unternehmenssteuersätze weltweit. Die könnten gesenkt werden, das würde die Rentabilität der Unternehmen steigern. Sie könnten auch den Verschuldungsgrad erhöhen und so die Eigenkapitalrentabilität verbessern. Es gibt eine Menge Möglichkeiten.
Sind Aktien zu teuer?
Black: Die Konsensschätzung der Analysten für den Durchschnittsgewinn im S&P 500 für 2014 lautet auf 121,50 Dollar gleich gut 13 Prozent Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Das ist absurd hoch. Meine Schätzung liegt bei 116 Dollar. Beim jüngst erreichten Hoch von 1842 Punkten notierte der S&P 500 dann beim 15,9-Fachen des erwarteten Gewinns. Historisch gesehen ist dies eine einigermaßen faire Bewertung. Der Mittelwert in der Nachkriegszeit liegt beim 16-Fachen. Das vom Russel-2000-Index abgebildete Segment der kleineren Aktien notiert zum 22-Fachen des für das laufende Jahr erwarteten Gewinns, das der mittelgroßen Aktien zum 21,1-Fachen. Mario würde sagen, man kann immer billige Aktien finden. Large Caps sind derzeit jedenfalls viel günstiger als die Aktien kleiner oder mittelgroßer Unternehmen. Ich rechne mit anhaltend niedrigen Zinsen, weil Yellen einen sanften Kurs fahren wird. Mit reinvestierter Dividende ist im S&P 500 eine Gesamtrendite von 10 bis 15 Prozent möglich. Entgleisen könnte der Markt, wenn sich Demokraten und Republikaner nicht über die Anhebung der Schuldenobergrenze einig werden oder wenn Israel den Iran angreift oder die Fed die Anleihekaufprogramme abrupt beendet. Aber die Geschichte zeigt, dass sich die Börse, wenn sie im Jahr zuvor 20 oder mehr Prozent plus gemacht hat, im Folgejahr gut entwickelt.
Oscar, im Vorjahr haben Sie in dieser Runde für 2013 eine extrem optimistische Aktienprognose gegeben. Sie haben es gut getroffen. Wie sehen Sie 2014?
Oscar Schafer: Ökonomen und Aktienanalysten leiden an einem professionellen Minderwertigkeitskomplex. Ich nenne das Neid auf die exakten Wissenschaften. Dieser Neid entsteht, wenn die Leute zu Dingen, die sich nicht messen lassen, wissenschaftlich exakte Prognosen stellen wollen. Deshalb bin ich, auch wenn Scott alles mit Zahlen belegt, viel optimistischer als er, weil die Arbeitskosten relativ niedrig sind. Die US-Industrieproduktion wird sich besser als erwartet entwickeln, und der Aktienmarkt wird ebenfalls auf Kurs bleiben. Niemand in dieser Runde hätte im Vorjahr gedacht, dass die Aktienkurse so stark klettern würden. Die Rede war von bis zu fünf Prozent. Inzwischen sind Aktien teurer, aber es gibt Kaufgelegenheiten. Akute Blasengefahr besteht nicht, weil zu viel Besorgnis herrscht – über das US-Haushaltsdefizit, den Nahen Osten und so weiter.