Börsen-Roundtable Was Zulauf, Faber, Gross und Co. jetzt raten

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"Keine einzige Prognose war je richtig"

Wenn das Gewissen über die Geldanlage entscheidet
Euromünzen Quelle: Fotolia
Platz 17: Bergbau (6 Prozent)Die großen Bergbaukonzerne der Welt stehen häufig am Pranger – nicht nur wenn es um Nachhaltigkeit geht. Anleger mit Nachhaltigkeitsfokus haben trotzdem eher wenige Bedenken bei der Branche: Nur Sechs Prozent würden hier kein Geld investieren. Quelle: dpa
Platz 16: Hersteller von Verhütungsmitteln/Betreiber von Abtreibungseinrichtungen (6 Prozent)Ebenfalls 6 Prozent finden Verhütungen und Abtreibungen ethisch bedenklich und würden hier kein Geld investieren. Erfahrungen mit ethisch-ökologischen Geldanlagen hatte übrigens nur jeder zwanzigste der Befragten. Quelle: AP
Platz 15: Autobranche (7 Prozent)Knapp ein Drittel der übrigen Befragten hat aber generell Interesse. Diejenigen, die aus dem Osten der Bundesrepublik stammen oder älter als 60 Jahre sind, sind seltener für ethisch-ökologische Geldanlagen zu begeistern. Sieben Prozent der Verbraucher haben ein grundsätzliches Problem damit, Geld in die Automobilbranche zu investieren. Quelle: dpa
Platz 14: Chemiebranche (9 Prozent)Vor die Wahl gestellt hielt fast die Hälfte der Teilnehmer ethische Aspekte für wichtiger als ökologische. Nur ein gutes Viertel gab der Umwelt den Vorzug, der Rest mochte sich nicht entscheiden. Fast zehn Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen, ihr Geld in der Chemiebranche anzulegen. Quelle: dpa
Platz 13: Pharmabranche (12 Prozent)Trotz ihrem Beitrag zum medizinischen Fortschritt: In der Bevölkerung herrscht traditionell das Bild der bösen Pharmaindustrie vor. Das spiegelt sich auch in der Umfrage wieder: Für 12 Prozent der Befragten käme eine Investition in das Geschäft mit den Medikamenten nicht in Frage. Quelle: dpa
Platz 12: Biogas- und Biosprit-Herstellung (13 Prozent)Ein Großteil der landwirtschaftlich angebauten Lebensmittel wird mittlerweile für die Produktion von Biogas und Biosprit verwendet. Das ist in manchen Regionen der Welt problematischer als in anderen, denn die Verknappung der Lebensmittel kann die Konkurrenz zwischen Teller und Tank verschärfen. 13 Prozent der Befragten schließen die Branche bei ihren Geldanlagen deshalb kategorisch aus. Quelle: dpa

Hickey: Warum? Keine einzige Prognose war je richtig. Es werde nie ein Hypothekenproblem geben, behauptete sie. Auch die Blase am US-Häusermarkt hielt sie für ausgeschlossen. Und sie schuf die Technologieblase. Die Fed hat alle unsere Probleme geschaffen; auch die heute vielfach gigantischen Bewertungen spekulativer Aktien gehen auf ihre Kappe. Und sie wird die Schuld tragen an dem Crash, der notgedrungen folgt.

Cohen: Erklären Sie mir, warum die Fed die Technologieblase erzeugt hätte.

Hickey: Das hat sie.

Cohen: Dazu haben andere Faktoren genauso beigetragen, etwa die überbordende Begeisterung der Anleger für alles, was mit dem Internet zu tun hatte, aber erst nach dem Jahr 2000 Wirklichkeit wurde. Sie übersehen auch, dass die Regierung den Unternehmen zur Vorbereitung der Computer auf die Jahrtausendwende enorme Steuererleichterungen einräumte.

Hickey: Da zerbrach sich die Fed den Kopf über ein Problem, das es nicht gab.

Cohen: Hat sich nur die Fed diese Sorgen gemacht?

Hickey: Nein, aber sie hat 50 Milliarden Dollar ins Finanzsystem gepumpt und damit der Börsenrally ein dickes Sahnehäubchen aufgesetzt.

Investmentideen von Bill Gross

Können wir zurück ins Jahr 2014?

Rogers: Manchmal kann man eine Blutung schon im Rettungswagen stoppen; und genau das gelang der Fed mitten in der Finanzkrise.

Zulauf: Brian, sie handelte wie ein Feuerwehrmann, der den Brand löscht, den er gelegt hat.

Rogers: Manchmal, Felix, muss man das verdammte Feuer einfach löschen.

Black: Auch ein Grund für den Schlamassel, in dem wir stecken, waren zwei Kriege, für die uns die Mittel fehlten. In den Irak zogen die USA zum ersten Mal überhaupt in einen Krieg, ohne die Steuern zu erhöhen. Als Präsident Bush 2001 ins Amt kam, hatten wir Überschüsse, so weit das Auge reichte. Er hat sie verprasst, und die Verschuldung begann zu steigen.

Hickey: Historisch steht hinter jeder Blasenbildung leicht verfügbares Geld.

Zulauf: Das ist das Problem mit einem Papiergeldsystem. Aber das ist nun einmal unser System, und wir werden und können es nicht ändern. Für den Durchschnittsmenschen ändert die Zeit in so einem System nie etwas zum Besseren, nur zum Schlechteren.

Gross: In diesem Punkt stimme ich Felix zu. Die Zentralbanken stehen im Zentrum des Papiergeldsystems. Es basiert auf Krediten, die im Idealfall für produktive Zwecke eingesetzt werden. In den letzten 10 oder 20 Jahren wurde das Geld aber nicht für Investitionen in die Realwirtschaft, sondern für spekulative Zwecke verwendet, nämlich um die Finanzmarktpreise höher zu treiben. Jetzt bekommen wir die Rechnung serviert.

Zulauf: Ex-Fed-Chef Paul Volcker hinterließ Alan Greenspan saubere Verhältnisse. Greenspan hat die Sache vergeigt, Bernanke hat sie vergeigt, und Yellen wird wohl auf die gleiche Tour weitermachen.

Genug! Meryl, wie lautet Ihre Prognose?

Witmer: Die US-Wirtschaft könnte drei Prozent Wachstum schaffen, vielleicht ein wenig mehr. Der Unternehmenssektor ist gut unterwegs. Billige Energie trägt zum Wachstum bei. Produzierende Unternehmen kommen wieder aus dem Ausland in die USA zurück. Aktien sind allerdings nicht billig. Derzeit gibt es Debatten über Gewinnmargen. Sie sind unhaltbar hoch, daher könnten Aktien schon bald teurer erscheinen.

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