Börsen-Roundtable Das sind die Anlage-Empfehlungen der Star-Investoren

Seite 4/4

Portfolio gegen Risiken

Wie stellt man ein Portfolio zusammen, um all diese Risiken in den Griff zu bekommen?

Gundlach: Anleger müssen umschichten, weg von deflationsorientierten Geschäften, die lange Zeit gut liefen. Zu den besten Deals des Jahres könnten Short-Positionen auf deutsche Bundesanleihen gehören.

Zulauf: Zum Thema Bundesanleihen: Innerhalb des Euro-Systems fließt viel Geld vom Süden in den Norden. In der nächsten Krise wird Geld die gesamte Euro-Zone verlassen. Die Europäische Zentralbank berechnet Negativzinsen auf Einlagen. Es ist denkbar, dass die EZB Negativzinsen früher abschafft, als heute erwartet wird.

Gundlach: Negativzinsen sind Gift für jedes Bankensystem. Sie regen auch nicht den Konsum an, sondern zwingen zum Sparen. Ein 60-Jähriger, der in zehn Jahren in Rente gehen will und danach noch eine Lebenserwartung von 20 Jahren hat, muss bei Nullzinsen doppelt so viel sparen wie bei einem Zinssatz von fünf Prozent. Wenn durch ein Konjunkturprogramm das US-Wachstum 2017 auf 2,5 bis 3 Prozent steigen sollte und wenn man dazu noch zwei bis drei Prozent Inflation nimmt, dann sind wir, vorsichtig geschätzt, bei einem nominalen Wachstum von fünf Prozent. Wie können da die Anleiherenditen bei 2,4 Prozent bleiben?

Cohen: Dieses Jahr werden viele Trends zu Ende gehen. Der über mehrere Jahrzehnte anhaltende Aufwärtstrend des Anleihemarktes gehört dazu, ebenso Entwicklungen im Aktienbereich, wo eine gewaltige Verschiebung von Kapital in indexgebundene Investmentfonds stattgefunden hat. Hier frage ich mich: Wo bleibt die Preisfindung? Wo die Bewertungsfindung? Ein gutes aktives Portfolio-Management könnte in diesem Jahr echte Vorteile bringen.

Worüber werden wir in einem Jahr reden?

Gabelli: Wir werden reden über die Abschaffung sinnloser staatlicher Vorschriften, über Steuersenkungen und über die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland.

Priest: Dass Europa vor enormen Herausforderungen steht.

Rogers: Die Zwischenwahlen in den USA werden ein Thema. Eine unerwartet positive Entwicklung könnten die Beziehungen zu China und Nordkorea nehmen.

Cohen: Was die Hoffnungen auf die neue Politik angeht, wird der Lack ab sein. Die Ergebnisse werden durchwachsen ausfallen.

Witmer: Wir werden vielleicht über Produktivitätszuwächse aufgrund von Deregulierung reden und darüber, wie die Aktienkurse im Jahr darauf davon profitieren werden.

Gundlach: Über Probleme in der Euro-Zone.

Schafer: Wie recht wir beim Roundtable 2017 hatten und dass Amerika trotz allem, was im Kongress und im Weißen Haus passiert, auf Kurs bleibt.

Die Experten

Black: Es bleibt abzuwarten, wie Trump seine Vorschläge umsetzt. Das Konzept des „amerikanischen Exzeptionalismus“ muss wiederbelebt werden. Wir müssen wieder zur geopolitischen Führungsmacht werden.

Zulauf: Wir werden uns fragen, ob uns Gold einen Schutz vor den Umwälzungen bieten kann, in die die Welt schlittert.

Taugt Gold dazu?

Zulauf: Der Goldpreis befindet sich in einem Abwärtstrend, der 2011 einsetzte und seinen Tiefpunkt im Dezember 2015 markierte. Anfang 2016 kehrte sich der Trend um. Seit Mitte 2016 wenden sich Anleger wieder ab vom Gold. Es ist vermutlich noch nicht der richtige Zeitpunkt, Gold zu kaufen, weil die nominalen und realen Zinssätze steigen. Zudem müssten die Turbulenzen noch stärker werden. Gegen Ende dieses Jahres oder Anfang 2018 könnte es wieder so weit sein, langfristig in Gold zu gehen. Aber ich werde im nächsten Jahr nicht mehr Teilnehmer der Diskussion sein. Nach 30 Jahren nehme ich heute Abschied vom Roundtable.

Felix, wir alle können Ihnen nicht genug danken für Ihre bedenkenswerten Beiträge in all den Jahren.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%