Börsengehandelte Indexfonds Sind ETFs Teufelszeug oder Segen?

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Marktbreite, große Indizes für langfristige Anleger

Sie haben beide viel Kontakt zu Anlegern. Reichen deren Kenntnisse über Märkte und Produkte, um Anlagefehler zu vermeiden?

Fürpaß: Es gibt Anleger, die sich sehr interessieren und über sehr viel Detailwissen verfügen. Diese unterstützen wir durch Seminare und Börsentage. Aber es gibt auch Anleger, die weniger Wissen haben, denen die Geldanlage zu kompliziert erscheint. Diese unterstützen wir mit Musterportfolios, in denen wir je nach Risikoneigung verschiedene geeignete ETF aus den diversen Anlageklassen vorschlagen, also mit Aktien und Anleihen. Grundsätzlich gilt: Für den langfristigen Anleger sind marktbreite, große Indizes in einem gut diversifizierten Portfolio von Vorteil. Es gibt die Anleger, die wirklich zu Tiefständen im Jahr 2008 ein weltweit diversifiziertes Aktien-ETF-Depot zusammengestellt haben, dieses heute noch besitzen und sich über fantastische Renditen freuen können. Für den Anleger ist es ideal, sich in den großen bekannten Indizes zu bewegen und ein sehr breit gestreutes Portfolio aufzubauen.

Indexfonds-Geschichte: Zufälle und Pioniere

von Wallwitz: Doch bis der Anleger so weit ist, dass er sagt, ich möchte einen Dax-ETF oder deutschen Aktienfonds kaufen, das dauert. Die Entscheidung vorher, ob er überhaupt in den Aktienmarkt oder Anleihen investiert, ist viel wichtiger. Und da sind der Berater und der aktive Fondsmanager enorm wichtig, der ihm erklärt, warum was richtig ist und ihn bei der Entscheidung unterstützt. Diese wird ihm kein Roboter abnehmen können. Früher hat der Anleger Aktien bei hohen Kursen teuer gekauft und bei niedrigen billig verkauft. Dieselben Fehler machen die Anleger jetzt mit den ETF. Denn die Branche suggeriert, die seien für die Daytrader geeignet, weil man sie minütlich handeln kann. Man sollte der Branche vorwerfen, dass sie die tägliche Liquidität bieten, denn eigentlich müssen die Anleger die ETF zehn Jahre halten.

Fürpaß: Das ständige rein und raus empfehle ich natürlich nicht. Bei Privatanlegern Wir versuchen wir immer herauszustellen, dass man in ETF langfristig für die Altersvorsorge anlegt und dazu einen Sparplan mit monatlichen Einzahlungen langfristig nutzen sollte. Eine Beschränkung der Liquidität, also des täglichen Handels, halte ich nicht für sinnvoll, weder für Privatanleger noch für institutionelle Investoren, die etwa 80 Prozent des ETF-Marktes ausmachen.

Indexfonds-Geschichte: Zocker und Gefahren

von Wallwitz: Der Privatanleger braucht genau genommen nur einen ETF und das ist der MSCI Welt. Denn als ich anfing, hieß es, Deutschland ist ein toter Hund, alles muss nach Europa fließen. Alles Geld floss in den Euro Stoxx 50, der ab dem Jahr 2000 furchtbar schlecht gelaufen ist. Seitdem ist der Dax fantastisch gelaufen, und jetzt sagen alle, Du musst den Dax kaufen. Ich fürchte, das ist jetzt nicht mehr die beste Wahl. Deshalb das Beste das breitest gemischte, was es gibt, den MSCI Welt möglichst in der Variante All-Countries, dann sind auch noch Schwellenländer mit drin. Und von 1400 ETF können sie 1399 zumachen. Dann würden sie ihren Anlegern einen Gefallen tun, mit dem ganzen Rest bringen sie die Anleger nur durcheinander. Und dann mit monatlicher Handelbarkeit, dann wird es für den Anleger noch günstiger. Genauso wie der aktive Fonds Geld für die Gesellschaft bringt, so bringt auch der ETF für den Anbieter Geld und nicht dem Anleger.

Fürpaß: Die Diversifikation über Titel, Branchen und Regionen ist das A und O der Geldanlage. Diesem Prinzip würde die Begrenzung des ETF Universums entgegenlaufen. Natürlich wollen wir mit ETF auch Geld verdienen – wir sind ja kein karitativer Verein.

von Wallwitz: Dann können Sie sich auch in den dicken Sessel setzen.

Die besten Tipps für faule Anleger
Das Basis-Portfolio Quelle: dpa
Schwellenländer Quelle: AP
Langfristig denken Quelle: dpa
Sicherheit kostet Quelle: dpa
Gut Ding will Weile haben Quelle: dpa
Die Mischung macht's Quelle: dpa
Variationen Quelle: dpa

Fürpaß: Die ETF sind günstig. Und die Handelbarkeit hat einen gewissen Preis, dieser steckt aber eher in der Geld-Brief-Spanne und nicht in der jährlichen Managementvergütung.

von Wallwitz: Es ist ein Mythos, dass ETF so billig sind. Wenn man die Wertentwicklung eines ETF gegen einen Index vergleicht, dann liegt der ETF häufig pro Jahr 0,8 Prozentpunkte hinter dem Index. Das hängt häufig mit Steuern und Handelskosten zusammen, die der ETF genauso zahlen muss wie ein aktiver Fonds.

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