Börsenprofessor Max Otte “Das Ganze hat einen gewissen Endspielcharakter!”

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„Gold ist eine Versicherung“

Welche Aktien sollten eine Katastrophe überstehen?
Was kann schon passieren, wenn Sie sich an die großen Oligopole, sprich die großen Ölfirmen, die großen Nahrungsmittelkonzerne oder großen IT-Unternehmen halten? Das sind planbare Märkte, auch wenn mal der eine und dann wieder der andere die Nase vorn hat. Für Privatanleger ist es sicherlich eine Basisstrategie, sich an die großen Namen zu halten. Mit großen stabilen Ölwerten, Nahrungsmittelkonzernen und Konsumwerten wie etwa Nestlé, Procter & Gamble, Beiersdorf und Henkel, großen Pharmakonzernen oder auch Autokonzernen liegen Anleger derzeit nicht so schlecht. Damit können sie ihr Vermögen unter Schwankungen schon über die Krise bringen. Das sind alles globale Konzerne. Viele davon sitzen in den USA und profitieren von der dort sehr aktiven Industriepolitik. Dafür ist Amerika schon ein bisschen teurer als andere Regionen, gemessen daran kosten viele europäische Aktien nur ein Drittel. Deswegen steckt in unseren Fonds auch viel Europa – auch wenn das im Moment nicht hilft

Aktien in engeren Märkten eigenen sich nicht?
Für Privatanleger sind sie anspruchsvoll. Aber natürlich finden sich Spezialtitel mit guten Chancen. Ein Beispiel ist der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont mit Marken wie Cartier, Dunhill und vielen mehr. Das Unternehmen hat eine total saubere Bilanz und Wachstumspotenzial in Asien. Schwanken werden aber auch solche Aktien.

Reich sein ist trendy
Der Reichtum in Deutschland wächst und verfestigt sich – das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Ebenso wie die Armut hat auch der private Reichtum in Deutschland über die vergangenen zwei Jahrzehnte deutlich zugenommen. Der Anteil der Personen, die reich oder sehr reich sind, liegt heute um ein gutes Drittel höher als Anfang der 1990er Jahre: Galten 1991 noch 5,6 Prozent aller Menschen in Deutschland wegen ihres verfügbaren Haushaltseinkommens als reich oder sehr reich, waren es 2011, dem jüngsten Jahr, für das Daten vorliegen, 8,1 Prozent. „Die sehr Reichen setzen sich vom Rest der Bevölkerung regelrecht ab“, sagen die Autoren.Quelle: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung Quelle: dpa
Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg Schaeffler sind derzeit die reichste Familie in Deutschland: Der Studie zufolge haben die Einkommen der sehr Reichen stärker zugelegt als im Durchschnitt der Gesellschaft. Die Gruppe ist zwar sehr klein, doch ist sie im Verhältnis besonders stark gewachsen – von 0,9 Prozent aller Personen 1991 auf 1,9 Prozent im Jahr 2011. Das liegt wesentlich am höheren Anteil, der reichen und insbesondere sehr reichen Personen aus Kapitaleinkommen zufließt. Und: Wer einmal reich oder sehr reich ist, muss zunehmend weniger fürchten, beim Einkommen in die Mittelschicht „abzusteigen“. Quelle: dpa
Konzernvorstände wie Daimler-Chef Dieter Zetsche, dessen Gesamtvergütung im vergangenen Jahr 8,25 Millionen Euro betrug, liegen weit über der Grenze zum Reichtum: Reich ist nach gängiger wissenschaftlicher Definition wer in einem Haushalt lebt, der das Doppelte und mehr des mittleren verfügbaren Jahreseinkommens hat. Dieses beträgt rund 18.000 Euro pro Person. Für Alleinstehende gilt demnach: Eine Person, die netto mindestens knapp 36.000 Euro im Jahr als verfügbares Einkommen hat, gehört zur Gruppe der Reichen. Als sehr reich wird bezeichnet, wer mindestens dreimal so viel wie üblich hat. Die Untergrenze für einen Alleinstehenden liegt hier also bei knapp 54.000 Euro. Quelle: dpa
Vermögenseinkommen gewinnen an Bedeutung: Da Menschen mit hohen Einkommen sehr häufig auch größere Vermögen besitzen, profitieren sie in besonderem Maße von Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen. Gerade während der 2000er Jahre haben sich Kapitaleinkommen deutlich stärker entwickelt als Lohneinkommen. Und durch die pauschale Abgeltungssteuer werden sie niedriger besteuert als Arbeitseinkommen. Bei den sehr Reichen stammten so 2011 rund 24 Prozent des Einkommens aus Vermögen, bei den Reichen waren es noch 12 Prozent. Unter Menschen mit mittleren Einkommen machen die Vermögenserträge dagegen acht Prozent aus, bei ärmeren lediglich vier Prozent. Quelle: dpa
Auf dem Weg zur Schule: Schüler, die später das Abitur machen, haben eine rund doppelt so hohe Chance, reich oder sehr reich zu sein wie Personen mit mittlerer Reife. Umgekehrt sinkt die Wahrscheinlichkeit für Menschen mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschlusszeugnis. Schaut man auf die Berufe, machen Angestellte zwar den größten Teil der Reichen aus. Mit Blick auf ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung, sind aber Selbständige, Freiberufler und Unternehmer unter den Reichen und vor allem den sehr Reichen deutlich überrepräsentiert. Die Chance von Selbständigen, sehr reich zu sein, ist mehr als 3,5 mal höher als bei Angestellten. Beamte sind vor allem unter den Reichen relativ gut vertreten. Arbeiter und nicht Erwerbstätige bilden hingegen in beiden Gruppen nur eine kleine Minderheit. Quelle: dpa
Werbung für das ostdeutsche Bundesland Sachsen: Weiterhin gibt es erhebliche Unterschiede zwischen alten und neuen Ländern. Der Erhebung zufolge zählen nur 3,1 Prozent der Ostdeutschen zu den Reichen, verglichen mit 9,4 Prozent im Westen . Auch zwischen der Haushaltsstruktur und dem Einkommen besteht ein signifikanter Zusammenhang: Paare ohne Kinder finden sich am häufigsten unter den Reichen und insbesondere den sehr Reichen. Ein bedeutender Einflussfaktor ist zudem die Anzahl der Kinder im Haushalt. Die Wahrscheinlichkeit reich beziehungsweise sehr reich zu sein, verringert sich pro Kind um 27 Prozent beziehungsweise 20 Prozent. Quelle: dpa
Ein hilfsbedürftiger Mann bittet auf dem Kurfürstendamm in Berlin um Spenden: Im Zeitverlauf von 1991 bis 2011 habe sich die Einkommensverteilung am oberen Rand „merklich verfestigt“, konstatieren die Wissenschaftler. Da die Gruppe der Reichen insgesamt gewachsen ist, sind die Chancen, aus darunter liegenden Gruppen aufzusteigen, zwar relativ konstant geblieben. Abstiege aus der Gruppe der Reichen oder sehr Reichen sind hingegen über die Jahre deutlich seltener geworden. Was für die betroffenen Besserverdiener erfreulich ist, stellt die Gesellschaft insgesamt vor Probleme, sagen die Autoren. Die zunehmende Konzentration der Einkommen und Vermögen am oberen Ende der Hierarchie vergrößerten die Ungleichheit. Quelle: dpa

Wie passt denn Gold in Ihr Portfolio?
Gold ist eine Versicherung. Am Goldmarkt ist derzeit der Pessimismus sehr hoch. Wenn es rummst, ist physisches Gold sicherlich eine echte Absicherung, also ein Vermögenswert, der sich gegen den Markt entwickeln sollte. Die Goldminen in unserem Fonds sind hingegen eine aggressivere Investition. Selbst zum jetzigen Goldpreis sind die Minen profitabel. Dreht der Goldpreis nach oben, haben die Minen gleich eine Gewinnexplosion. Das ist eine gute Basis.

Wie gehen Sie jetzt ins neue Jahr?
Ich bleibe so aufgestellt. Ich habe meine Qualitätstitel, meine billigen europäische Zykliker, ich habe Gold aufgestockt – was soll man sonst tun? Als Value-Investoren sitzen wir das aus. Was uns jetzt passieren kann, ist, dass einzelne Titel absaufen. Zum Beispiel halten wir kleine Positionen der russischen Sberbank und von Gazprom. Dabei haben wir unseren Russland-Anteil auf maximal fünf Prozent begrenzt. Die beiden Aktien stehen satt im Minus – eine Gelegenheit zum Aufstocken. Wir kaufen gerne billig.

Rechnen Sie damit, dass die Kursschwankungen weiter zunehmen?
Wir hatten jetzt eine Zeit lang steigende Volatilität. Die Wahrscheinlichkeit ist daher jetzt auch sehr hoch, dass sie wieder abklingt. Darauf zu wetten, finde ich als Anlagestrategie zu spekulativ. Anleger rennen da immer hinterher. Ich plädiere für die Langfristanlage und der Anlage in Qualitätsaktien – und ich glaube, das ist für Privatanleger auch das Beste.

Ihr Rat für Privatanleger im Jahr 2015?
Anleger sollten darauf achten, dass ihr Portfolio ordentlich gestreut ist, möglichst bestückt mit den Klassikern aus den oligopolistischen Märkten. Damit können sie gut schlafen. Ein bisschen Gold, und wer es sich zutraut, noch ein paar Spezialtitel. Aufgrund einer politischen oder volkswirtschaftlichen Situation auszusteigen, ist meistens falsch. Anleger müssen daher eher auf den Einzeltitel achten und sich die Frage stellen, wie der bewertet ist.

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