Nur ein Absturz oder die nächste schwere Krise?
Ich habe schon mehrfach gesagt, dass ich das nun für eine reale Gefahr halte. Das Risiko kriegerischer Auseinandersetzungen ist so hoch wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr – vielleicht abgesehen von der Kuba-Krise. Wenn jetzt Krieg ausbricht oder sich der Wirtschaftskrieg verschärft, bekommen wir eine Weltwirtschaftskrise. Die hatten wir 2008 nicht. Heute glaubt Amerika, den sogenannten unilateralen Moment mit aggressiver Politik in eigene Expansions- und Machtvorteile umwandeln zu können. Darüber wird in den Eliten der USA offen philosophiert.
Glauben Sie, Russland wird nachgeben?
Ich hatte mal die Gelegenheit, Putin kennenzulernen. Der wird nicht einknicken. Aber Amerika will diese Auseinandersetzung, um Russland in die Knie zu zwingen. Das macht die Situation so gefährlich. Die USA sehen die Chance zur Expansion und Putin wehrt sich – nicht gerade überraschend. Die Krim kann er aber nicht mehr hergeben, in den Enklaven der Ostukraine hätte er gerne Autonomie. Dann hätte man wenigstens einen kleinen freien Streifen zwischen dem Westen und Russland. Das will aber der Westen nicht. Merkel macht das Spiel mit und agiert amerikahörig. Amerika setzt darauf, dass Russland irgendwann einknickt. Die potenziellen Schäden bis hin zur kriegerischen Auseinandersetzung in Europa sind zumindest einigen Strategen in Amerika relativ egal. Kein Wunder, dass drei Altkanzler der Bundesrepublik eine andere Russlandpolitik gefordert haben.
Sie erwarten also, dass dieser Konflikt die Börse noch lange beschäftigen wird?
Es ist eine sehr dynamische und damit instabile Situation. Die Frage ist ja, wie weit kann das gehen? Russland hat eine relativ geringe Staatsverschuldung. Die können das schon noch ein oder zwei Jahre durchhalten. Aber was dann passiert – wer weiß. Ich sehe jedenfalls nicht, dass der Westen in irgendeiner Form Signale der Entspannung sendet. Die Gefahr, dass das entgleist, ist relativ hoch. Aber letzten Endes setze ich mit meinem Fonds doch auf die Vernunft, etwa weil ich die billigen Zykliker gekauft habe.
Alles andere könnte in einer neuen Krise untergehen?
Die ganze Sache hat schon einen gewissen Endspielcharakter. Neben der Russlandfrage, erweist sich ja auch die Politik der Notenbanken mehr und mehr als Sackgasse. Die zunehmenden staatssozialistischen Maßnahmen ziehen nicht mehr, der Westen ist also auch am Ende. Nach dem Finale kommt es sicher zur Neuordnung des Währungssystems, vielleicht kommt ein Schuldenschnitt oder etwas in der Art. Trotzdem halte ich weiter Aktien, weil sie Sachvermögen - "real Assets" - sind und auch Währungskrisen überstehen. Trifft der schlimmste Fall ein, müssen wir uns über ganz andere Dinge Gedanken machen. Dann müssen wir nicht mehr über die Börse nachdenken.
Wie bereiten Sie sich auf eine neue Krise vor?
Deshalb setze ich auf Sachvermögen, den Schwankungen zum Trotz vor allem auf Aktien und etwas Gold. Anlagen in Geldforderungen sind hingegen deutlich zu verringern, zumal es dort auch keinen Renditen gibt.
Selbst die gestiegenen Renditen der US-Staatsanleihen sind für Sie uninteressant?
Ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Aber mit Geldvermögen fühle ich mich im Moment unwohl, obwohl es natürlich weniger schwankt. Wenn die Zinsen noch etwas steigen, würden wir uns US-Staatsanleihen nochmal ansehen. Aber was soll ich mit einer amerikanischen Staatsanleihe mit drei Prozent Verzinsung, wenn ich bei Aktien vier bis fünf Prozent Dividendenrendite bekomme? Wenn sie sich die Verschuldungssituation der Staaten anschauen, die ihre Rückzahlungen strecken oder auch mal ausfallen lassen, sieht man, dass der Westen mit der Politik des billigen Geldes an Grenzen stößt. Dann ist eine Dividendenausschüttung auch nicht unsicherer als der Schuldendienst der Staaten.