An mancher Stelle wünscht man sich ausführlichere Erklärungen. Das Verständnis vieler Fachbegriffe setzt der Autor voraus – Börsenneulinge dürfte er damit überfordern. Zwar gibt es ein Glossar, doch das geht oft nicht weit genug. Beispielrechnungen etwa zum inneren Wert eines Unternehmen wären hilfreich. „Wir müssen uns mit den Dingen beschäftigen, die wir verstehen können“, sagt schließlich sogar Munger selbst.
Und auch wenn es um die Qualität des Managements geht – für Munger ein wichtiger Punkt bei seinen Anlageentscheidungen – werden die Leser alleine gelassen. Wer Maßstäbe erwartet, die er als Anleger selber anwenden kann, wird enttäuscht.
Trotzdem ist das Buch lesenswert. Es enthält viele amüsante Anekdoten. Dem Autor geht es nicht nur um die Investmentstrategie Mungers, sondern auch um seine Denkstrukturen. Das Buch ist keine klassische Biographie, enthält aber viele biographische Elemente. Es ist auch kein klassisches Sachbuch, trocken, voller Zahlen und Formeln. Im Gegenteil. Es ist vor allem die Lebenserfahrung von Munger, die begeistert – und sein Bündel interdisziplinärer Denkmodelle und -ansätze aus Wirtschaft, Psychologie und Philosophie.
Seine Erfahrungen würden Munger zu einem besseren Anleger machen, so der Autor. Der 91-Jährige schaffe es, Emotionen und seine Anlagen strikt zu trennen und so die üblichen psychologischen Fallstricke zu meiden. „Die Unfähigkeit, richtig mit psychologischer Verleugnung umzugehen, ist ein verbreiteter Weg in die Pleite“, wird Munger zitiert. Oder anders ausgedrückt: „Die Idee, objektiv und leidenschaftslos zu sein, wird nie überholt sein.“
Ein gut lesbares Buch, gespickt mit vielen Anekdoten und noch mehr Zitaten. Letztere sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig gelayoutet – die Quellenangabe ist größer gedruckt als das Zitat selbst –, aber grundsätzlich sehr unterhaltsam. Für Buffett-Fans ein absolutes Muss – und für leidenschaftliche Börsianer auch. Oder um es mit Munger zu sagen: „Was ist am wichtigsten: Leidenschaft oder angeborene Kompetenz? Berkshire Hathaway ist voll mit Leuten, die eine merkwürdige Leidenschaft für ihr eigenes Unternehmen hegen. Ich würde sagen, dass sie wichtiger ist als Intellekt.“