Canada Gold Trust Das Katastrophen-Gold von "Galileo"

Sogar das ProSieben-Magazin "Galileo" warb einst für den Canada Gold Trust. Jetzt sollen die Anleger einer Änderung der Unternehmensstruktur zustimmen. Experten sind alarmiert.

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huGO-BildID: 37395853 ARCHIV - HANDOUT - Goldbarren der Deutschen Bundesbank (undatiertes Handout). Die Aktienmärkte boomen, um Gold machen Anleger einen Bogen. In dieser Woche fiel der Preis für das Edelmetall mit 1240 US-Dollar pro Feinunze (etwa 31 Gramm) auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. Foto: Bundesbank (zu dpa

Eine bessere Werbung als im ProSieben-Magazin "Galileo" konnten sich die Verantwortlichen von Canada Gold Trust (CGT) nicht wünschen. Wer da noch Zweifel hatte, dass 14 Prozent Rendite doch zu viel für ein seriöses Angebot sind, wurde durch den TV-Film womöglich doch gelockt.

In einem Viertelstunden-Beitrag berichtete das Magazin ausführlich über die Probleme eines Minen-Erben in Kanada. Man sah den Erben Paul Löscher, das Minengelände, einige Bagger und die Goldwasch-Anlage. Mit dem bei deutschen Anlegern durch CGT eingesammelten Geld sollte der kanadische Goldabbau von Mary Creek Gold Mines finanziert werden.

Als Geschäftsführerin war dort 2011 noch Nadine Löscher genannt. Sie soll die Mine von ihrem Großvater Bud Henning geerbt haben, in dem Film ist Paul Löscher der Erbe. Mary Creek sollte für den Kredit 27 Prozent Zinsen zahlen. Für die deutschen Anleger sollten davon jährlich 14 Prozent abfallen. 2012 und 2013 hatten Anleger das Geld auch bekommen.

Was Sie über Goldminenaktien wissen müssen
Sicherer Hafen Gold?Gold gilt seit langem als sicherer Hafen in der Krise – als Absicherung gegen die expansive Geldpolitik der Notenbanken. Diesen Status hat das Edelmetall trotz des Kurssturzes im vergangenen Jahr kaum eingebüßt. Aber nicht jeder möchte in physisches Gold investieren. Es gibt aber Alternativen.  Quelle: dpa
Keine LagerkostenWer nicht in Münzen oder Barren investieren möchte, kann auf Goldminenaktien zurückgreifen. Das spart auch die Kosten für die Lagerung, etwa ein Bankschließfach. Trotzdem sind Investments in Minenaktien oft riskant. Auf welche Faktoren Anleger achten müssen. Quelle: dpa
GoldpreisEine wichtige Rolle für den Kurs der Aktien spielt der Goldpreis. Seit der Kurs des Edelmetalls nach seinem Höchststand 2011 deutlich eingebrochen ist und mittlerweile etwas über der 1200-Dollar-Marke seitwärts läuft, kriselt es auch bei den Minenaktien. Denn die Goldminen haben Probleme. Als die Preise noch hoch waren, haben sie ihre Kapazitäten stark ausgebaut, jetzt leiden die Minenbetreiber unter den niedrigen Preisen, die sie für das Gold nur noch bekommen. Quelle: dpa
StandortAuch der Standort der Mine kann für die Entwicklung der Aktie von Bedeutung sein. Denn einige Förderer liegen in instabilen Regionen wie beispielsweise Mali. Quelle: REUTERS
WährungsrisikenIn Südafrika liegen ebenfalls einige der Minen, beispielsweise die tiefste Goldmine der Welt, die Mponeng-Mine. Auch in Südafrika gibt es Risiken. Immer wieder kommt es beispielsweise zu Streiks der dortigen Arbeiter um die vorherrschenden Arbeitsbedingungen. Zudem besteht in Südafrika das Währungsrisiko. Da die Förderkosten in südafrikanischen Rand entstehen, steht und fällt die Rendite mit dem Kurs des Rand. Wertet beispielsweise der Rand gegenüber dem Dollar auf, macht das die Gewinne durch einen Goldpreisanstieg schnell wieder zunichte. Deshalb raten Experten dazu, die Investments nach Währungsräumen zu streuen.   Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Index HUIEine gute Übersicht über alle Goldmineninvestments bieten Goldminenindizes wie der NYSE Arca Gold BUGS Index. Dort sind insgesamt 17 der größten internationalen Goldförderer gelistet. Der Index, auch HUI genannt, wird in Dollar gehandelt. Es handelt sich um einen Kursindex, Dividenden fließen nicht mit ein.   Quelle: REUTERS
Höhere StreuungAnleger müssen nicht in einzelne Minenaktien investieren. Es gibt auch die Möglichkeit, einen Minen-ETF zu kaufen. Die Commerzbank bietet beispielsweise den ComStage Goldminenaktien-ETF. Dieser bezieht sich auf den Goldminenindex NYSE Arca Gold BUGS Index SM. Auf diesen Index stützen sich auch andere ETFs wie der Market Vectors Gold Miners ETF (GDX). Welches die wichtigsten Minengesellschaften sind. Quelle: REUTERS

ProSieben zeigte ein lustiges Filmchen, das auch die Probleme des Goldabbaus nicht verschwieg. Doch am Ende kam der Beitrag noch zum wichtigsten Punkt, der Canada-Gold-Trust-Geldsammler jubeln lassen musste. Die Tagesausbeute an Gold soll den Gegenwert von mehreren Zehntausend Dollar gehabt haben.

Mit diesen Einnahmen könnten dann die hohen Kosten des Minenprojekts gedeckt werden. Das würde für die CGT-Anleger heißen, dass ihre hohen Ausschüttungen gesichert sein könnten. Aber ob das vor der TV-Kamera gewogene Gold tatsächlich aus dem Löscher-Claim stammte oder vielleicht doch beim Wiegen geschummelt wurde? Geschenkt. Das TV-Team hatte - anders als der Claim-Inhaber Löscher - keinen bewaffneten Sicherheitsdienst dabei. Und auch keinen amtlichen Aufseher, der das Gold von der Mine bis zum Wiegen verfolgte.

Skurrile Gesellschaftsänderung

Würde es bei der Goldförderung gut laufen, müssten sich die Verantwortlichen von CGT, darunter der Geschäftsführer Peter Prasch, eigentlich nicht mit so komplizierten Dingen wie der Änderung ihrer Gesellschaftsstruktur beschäftigen. Doch genau darüber sollen die Gesellschafter am Mittwoch abstimmen.

Doch die Münchner Rechtsanwältin Nuriye Yildirim aus der Kanzlei Lachmair warnt davor, der Gesellschaftsänderung zuzustimmen. Das Risiko würde steigen, die Gewinne keineswegs verbessert. Und wenn Anleger später Ansprüche gegen Beteiligte geltend machen wollen, könne es mit einer neuen Struktur noch schwieriger werden. Für Experten ist nicht auszuschließen, dass durch die neue Struktur Gelder hin- und hergeschoben werden.

Die Länder mit den größten Goldreserven
Platz 10: Indien Quelle: REUTERS
Platz 9: Die Niederlande Quelle: REUTERS
Platz 8: Japan Quelle: REUTERS
Platz 6: Schweiz Quelle: AP
Platz 7: Russland Quelle: dpa-tmn
Platz 5: China Quelle: dapd
Platz 4: Frankreich Quelle: dapd

Wer die mehr als 20 Seiten umfassenden Erläuterungen zur Tagesordnung der Gesellschafterversammlung liest, bekommt das ungute Gefühl, dass sich eine Darlehnsnehmerin elegant von einem Darlehen trennen möchte. Die Gesellschaftsanteile sollen in Aktien umgewandelt werden – das klingt zunächst wenig brisant. Aktien könnten theoretisch leichter gehandelt werden als Gesellschaftsanteile.

Die Verantwortlichen wiegen die Anleger dementsprechend in Sicherheit: „Da wir sehr viel Wert auf Transparenz und Sicherheit für unsere Anleger legen, haben wir uns daher schon seit einiger Zeit mit der neuen Regulierung, dem Kapitalanlagegesetzbuch beschäftigt und wollen uns bei eventuellen zukünftigen Produkten auch dieser in Deutschland höchsten Regulierung für Sachwerte unterwerfen. Damit ist auch sicher, dass die neuen Produkte der CGT Reihe als Direktinvestitionen z.B. mittels Aktienbeteiligung erfolgen müssen.“ Was hier verklausuliert dargestellt wird, soll wohl heißen: eine Aktienbeteiligung sei im Sinne des neuen Gesetzes. Das ist sie aber eigentlich nicht.

Das Kapitalanlagegesetzbuch macht ganz andere Auflagen, etwa zur Transparenz in Prospekten, den Risikokontrollen in den Unternehmen und der Zuverlässigkeit der handelnden Personen sowie einer Depotbank als Treuhänder für die Gesellschaftsanteile. Mit Aktien sind Anleger keineswegs auf der sicheren Seite und sollten die Änderungen ablehnen.

Allen unabhängigen Experten waren die Offerten von Canada Gold Trust von jeher suspekt. So schrieb der auf unternehmerische Beteiligungsmodelle spezialisierte Branchendienst fondstelegramm bereits 2011: „erstaunlich, dass der Prospekt überhaupt die Bafin-Gestattung erhalten hat.“ Und: „ Das Angebot kann in keinem Punkt überzeugen.“ Und: „Insgesamt ist der Verkaufsprospekt eine Katastrophe.“ Und: „Der Fonds kann nicht einmal den wagemutigsten Investoren ans Herz gelegt werden.“

Doch alle Warnungen waren damals wirkungslos. Mindestens 10.000 Euro pro Anteil mussten Anleger bezahlen - es fanden sich rund 2000 Wagemutige.

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