Christine Lagarde IWF-Chefin warnt vor Ansteckungsgefahr aus China

IWF-Chefin Christine Lagarde warnt vor Ansteckungsgefahren der weltweiten Konjunktur durch die angespannte Lage in China.

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IWF-Chefin Christine Lagarde bei einer Rede in Jakarta. Quelle: AP

Das Treffen der Finanzminister und Notenbank-Chefs der 20 größten Industrie- und Schwellenländer Ende der Woche in Ankara hat sein Top-Thema ohne eigenes Zutun gefunden: Das nachlassende Wirtschaftswachstum Chinas und die daraus folgenden Markt-Turbulenzen rund um den Globus. "Es wird in Ankara sicher darum gehen: Wie geht es weiter mit China und der Weltwirtschaft?" sagte ein G20-Vertreter. Japans Finanzminister Taro Aso, für dessen Land China der größte Handelspartner ist, kündigte schon an, er wolle das Thema ansprechen, und mahnte eine offene Diskussion darüber an. Die Fragezeichen rund um China und die globale Wirtschaftsentwicklung sind riesengroß.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, lieferte bereits eine Art Diskussionsgrundlage. "Insgesamt gehen wir davon aus, dass das globale Wachstum moderat bleibt und voraussichtlich geringer ausfällt als im Juli vorausgesagt", sagte sie unlängst im indonesischen Jakarta. Vor zwei Monaten hatte der IWF ein globales Wachstum von 3,3 Prozent in diesem und 3,8 Prozent im nächsten Jahr geschätzt. Für die Abkühlung spielt war das Thema China eine Rolle. Dabei versuchte Lagarde aber, dem etwas Dramatik zu nehmen.

Die Volksrepublik durchlaufe eben "ein wenig holprig" einen Anpassungsprozess hin zu einem neuen Wachstumsmodell, mit dem sie stärker auf Nachhaltigkeit und die Binnenwirtschaft setzt. Dass das Wachstum da etwas leide, komme nicht unerwartet und sei nicht sonderlich gravierend. Insgesamt verfüge das Land über Mittel und Wege, das zu beherrschen.

China bleibt die große Un

Dennoch bleibt Chinas Politik für viele in der G20 zurzeit die große Unbekannte. "Machen die eine Liberalisierungspause oder steuern sie bleibend einen anderen Kurs?" fragt sich ein G20-Vertreter. Das gilt nicht nur für die Währungspolitik - hier strebt das Land ja ein Aufrücken des Renminbi zur Weltwährung mit der Aufnahme in den Währungskorb des IWF an - es gilt auch für die teils schroffen Reaktionen des Staates auf Kurseinbrüche an den Börsen im Reich der Mitte.

Notenbanken rund um den Globus lockern ihre Geldpolitik

Dass viele Akteure, neben Lagarde beispielsweise auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, versuchen, Gelassenheit zu demonstrieren, wirkt etwas bemüht. Denn wenn es in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft knirscht, dann wirkt das unweigerlich auch auf die globale Wirtschaft - und das nicht nur auf die in China starken deutschen Autobauer. Besonders groß ist die Unruhe im regionalen Umfeld des Landes, bei dessen großen Handelspartnern wie Japan oder Indonesien - beides G20-Länder.

Das Thema China überlagert womöglich in Ankara auch ein wenig das andere Top-Thema, das gerade Länder wie Brasilien und Indien zittern lässt: die anstehende US-Zinswende. Dass die US-Wirtschaft noch etwas besser läuft als zuletzt erwartet, wäre ein Argument, dass dies bald passiert - die Wachstumsprobleme in etlichen aufstrebenden Ländern ein Argument dagegen. Die US-Zinspolitik, darin besteht Einigkeit, birgt Risiken: Kapitalabflüsse, höhere Zinsen und Finanzmarktturbulenzen, zählte Lagarde in Jakarta auf. Dass aber das G20-Treffen in Ankara dazu Klarheit bringt, erwartet kaum einer.

Abseits der Tagesaktualitäten haben die G20-Minister und Notenbankchefs aber auch etliche "Routinethemen" abzuarbeiten. Das betrifft etwa die sogenannte "BEPS"-Initiative gegen legale steuersparende Gewinnverschiebungen von Konzernen. Da soll in diesem Jahr eine erste Phase abgeschlossen werden und dann die Umsetzung geeigneter Gegenmaßnahmen beginnen.

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