
Die Zinsen in Europa sind abgeschafft. Europas Währungshüter haben das Zinstief zementiert und Banken noch höhere Strafzinsen für das Bunkern von Geld aufgebrummt. Sparen wird schon lange nicht mehr belohnt. Die Banken stehen nun vor einem Dilemma: Sollen sie die zusätzliche Belastung alleine tragen - oder auf ihre Kunden abwälzen?
Die Commerzbank scheint ihre Entscheidung nun getroffen zu haben: Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus will ab dem 1. Juli eine neue Gebühr für Girokonten berechnen. Das berichtete die "Welt" am Mittwoch. Demnach sollen nur noch Überweisungen am SB-Terminal oder via Internet gebührenfrei sein, für Papierüberweisungen soll der Kunde künftig 1,50 Euro zahlen.
Auch das bisher kostenfreie Konto für Schüler, Azubis und Studenten soll von der neuen Gebühr betroffen sein. Davon ausgenommen sollen lediglich Kunden sein, die ohnehin bereits eine monatliche Kontoführungsgebühr von 7,50 Euro zahlen. Müssen nun auch Kunden von anderen Geldinstituten mit höheren Gebühren auf breiter Front rechnen? Die wichtigsten Antworten im Überblick:
Wie sieht das Zinsumfeld aktuell aus?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum in ihrer März-Sitzung auf null Prozent gesenkt. Damit kostet Notenbankgeld die Banken zwar nichts mehr, allerdings sind sie gezwungen, das billige Geld auch weiterzureichen und mit Krediten die Wirtschaft anzuschieben. Denn wer überschüssige Liquidität über Nacht bei der Notenbank parkt, muss dafür 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.
Welche Folgen hat das Niedrigzinsumfeld für Banken?
Viele Banken verdienten lange gut daran, für Kredite mehr Geld zu kassieren als sie ihren Kunden an Zinsen fürs Sparen zahlten. Doch infolge des EZB-Kurses wird die Differenz aus den beiden Positionen, der Zinsüberschuss, tendenziell kleiner. Sorge bereitet den Instituten zudem, dass immer mehr Kunden Gelder kurzfristig parken - während bei Krediten möglichst lange Laufzeiten gefragt sind. Bei steigenden Zinsen könnten Kunden ihre Einlagen rasch abziehen.
Die günstigsten Girokonten bei Regionalbanken
Gehaltseingang monatlich: 1.800 Euro
2 EC Karten, 1 Kreditkarte mit einem Jahresumsatz von 3.000 Euro
12 beleghafte Buchungen (Filiale) und 6 Überweisungen am SB-Terminal im Jahr
Quelle: FMH-Finanzberatung
Kontobezeichnung: SpardaGiro
Entgelt/Monat: kostenlos
Buchungen: kostenlos
EC-Karte (1./2. Karte): kostenlos
Kreditkarte (1./2. Jahr): max. 20 Euro (Umsatzabhängig)
Entgelt gesamt (1./2. Jahr): 0 Euro
Kontobezeichnung: Sparda Basis
Entgelt/Monat: kostenlos
Buchungen: kostenlos
EC-Karte (1./2. Karte): 0/10 Euro
Kreditkarte (1./2. Jahr): max. 30 Euro (Umsatzabhängig)
Entgelt gesamt (1./2. Jahr): 10/10 Euro
Kontobezeichnung: PSD GiroDirekt
Entgelt/Monat: kostenlos
Buchungen: kostenlos
EC-Karte (1./2. Karte): kostenlos
Kreditkarte (1./2. Jahr): 0/15 Euro
Entgelt gesamt (1./2. Jahr): 0/15 Euro
Kontobezeichnung: GiroDirekt
Entgelt/Monat: kostenlos
Buchungen: 1,50 Euro in der Filiale
EC-Karte (1./2. Karte): kostenlos
Kreditkarte (1./2. Jahr): max. 15 Euro (Umsatzabhängig)
Entgelt gesamt (1./2. Jahr): 18/18 Euro
Kontobezeichnung: GiroDirekt
Entgelt/Monat: kostenlos
Buchungen: 1 Euro in der Filiale
EC-Karte (1./2. Karte): kostenlos
Kreditkarte (1./2. Jahr): 0/0 Euro
Entgelt gesamt (1./2. Jahr): 22/22 Euro
Kontobezeichnung: Giro Direkt
Entgelt/Monat: kostenlos
Buchungen: kostenlos
EC-Karte (1./2. Karte): 0/7,50 Euro
Kreditkarte (1./2. Jahr): 0/ max. 20 Euro
Entgelt gesamt (1./2. Jahr): 7,50/27,50 Euro
Kontobezeichnung: SpardaGiro
Entgelt/Monat: kostenlos
Buchungen: kostenlos
EC-Karte (1./2. Karte): 5/5 Euro
Kreditkarte (1./2. Jahr): max. 20 Euro (Umsatzabhängig)
Entgelt gesamt (1./2. Jahr): 30/30 Euro
Kontobezeichnung: SpardaGiro
Entgelt/Monat: kostenlos
Buchungen: kostenlos
EC-Karte (1./2. Karte): 12/12 Euro
Kreditkarte (1./2. Jahr): 7/max. 25 Euro (Umsatzabhängig)
Entgelt gesamt (1./2. Jahr): 24/44 Euro
Wie reagiert die Finanzbranche?
Viele Institute drehen an der Gebührenschraube. „Die Zeit von weiten Angeboten kostenloser Kontoführung ist aus meiner Sicht vorbei“, sagt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon. „Wir werden Leistungen bepreisen müssen - und zwar verursachergerecht.“ Ähnlich argumentieren die genossenschaftlichen Sparda-Banken: „Ich rechne damit dass wir auf breiter Front Preissteigerungen sehen werden“, sagt der Chef ihres Dachverbandes, Joachim Wuermeling. Denkbar seien Preiserhöhungen für Dienstleistungen wie Überweisungen in Papierform oder die Girocard.