Craftbrauerei BrewDog Roulette für Anleger

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Teurer Spaß für Anleger

Ob es sich für Anleger überhaupt lohnt, in die Craftbrauer zu investieren? Bierfans werden vor allem mit Vergünstigungen in Bars und Onlineshops des Unternehmens gelockt. Wer zwei oder drei Aktien hält, bekommt zehn Prozent Rabatt auf seine Einkäufe. Bei sechs oder mehr Aktien gibt es gar 20 Prozent Rabatt.

Doch die Aktien sind teuer: Bezogen auf den Gewinn 2015 und die ausstehenden 6,2 Millionen Aktien machte die britische Holding BrewDog Plc knapp 43 Pence Gewinn je Aktie. Grob überschlagen entspricht das einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 110. Eine Bewertung, die auch der US-Internetriese Amazon locker erreicht.

Mit dem Unterschied, dass es bei BrewDog derzeit nicht danach aussieht, dass das Unternehmen die zukünftigen Gewinnerwartungen der Anleger erfüllen kann. Während Amazon seit zehn Jahren stetige Geldströme aus seinem operativen Geschäft erlöst, und positiven freien Cashflow erwirtschaftet, den das Unternehmen für Dividenden oder Aktienrückkäufe ausgeben könnte, ist das bei BrewDog bislang nicht der Fall.

Der frühere Lehrer Mikkel Borg Bjergsø machte die Biermarke Mikkeller innerhalb weniger Jahre weltbekannt. Wie er das geschafft hat und was sich Gründer von dem Dänen abschauen können.
von Sebastian Kirsch

Das Umsatzwachstum der schottischen Craftbrauer ist beeindruckend und das Unternehmen  investiert kräftig in neue Produktionsanlagen, Bars und Vertrieb. In den letzten Jahren konnte BrewDog die Investitionen aber nicht durch seine Geldströme aus dem operativen Geschäft stemmen.

Der freie Cashflow lag seit 2010 immer unter der Nullgrenze - für Aktionäre bleiben keine Gelder übrig. So schreibt BrewDog auch, dass es derzeit nicht davon ausgeht, in der absehbaren Zukunft eine Dividende auszuschütten. Die Gewinnspanne von BrewDog liegt mit sechs Prozent mittlerweile unter der der Jahre 2013 und 2014.

Andere Craftbier-Brauereien sind dagegen schon wahre Gewinnmaschinen, wie etwa die dänische Brauerei Mikkeller, die trotz Expansion 2015 eine Gewinnspanne von 49 Prozent erzielen konnte und sie in den letzten Jahren sogar ausbaute. 

Wie teuer Anleger die Aktien der US-Tochter von BrewDog bezahlen müssen, wenn sie dort investieren, lässt sich derzeit nicht verlässlich einschätzen. BrewDog USA Inc wurde erst im Frühjahr 2015 gegründet und konnte noch keine relevanten Gewinne und Umsätze offenlegen. Investitionen für das US-Start-up von 1,8 Millionen Dollar 2015 übernahm die britische BrewDog-Gruppe.

Die einzige Möglichkeit für die Anleger, ihre Aktien wieder zu verkaufen besteht momentan darin, an bestimmten Daten für einen begrenzten Zeitraum die Handelsplattform des Unternehmens zu nutzen. Langfristig liebäugelt BrewDog mit einem Börsengang.

Dass die Wett-Aktien nun gestoppt wurden, könnte im schlimmsten Fall die Expansion von BrewDog in den USA gefährden, wenn die Aktienplatzierung zurückgezogen werden muss.

Und der Markt dort ist heiß umkämpft. Viele der Craftbrauer haben sich in den vergangenen Jahren bereits etabliert. 2015 wuchs das Volumen des produzierten Craftbeers zwar immer noch um 9 Prozent im Vergleich zu 2014.

Die bislang größten Produktionszuwächse verzeichneten Craftbrauer aber schon zwischen 2012 und 2014. Auch die Zahl der neueröffneten Brau-Pubs fiel 2015 bereits deutlich hinter das Niveau von 2014 zurück.

Selbst wenn die Roulette-Aktion nur ein Marketinggag sein sollte, die mächtigen Aussagen der beiden Gründer aus ihrem Video bleiben mit einem fahlen Beigeschmack zurück. Oder ist es auch punkig, sein Wort den Anlegern gegenüber nicht zu halten?  „Zulange hat Wall Street euer Geld verzockt, jetzt setzen wir euch in den Fahrersitz: Wir geben euch die Gelegenheit, eine Zocker-Aktie zu kaufen. Setzt auf Rot oder Schwarz. Und mit einem Dreh stehen möglicherweise Millionen Dollar auf dem Spiel. Verdoppelt das Risiko, verdoppelt die Gewinnchance. Hier geht es nicht darum, etwas zu riskieren, hier geht es darum ein Statement abzugeben.“

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