Crash-Absicherung Anleger ködern mit der Angst vorm Untergang

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Besser direkten Zugriff zum Vermögen bewahren

Eindrucksvoller Beleg sind geschlossene Schiffsfonds, die bis zur Finanzkrise zu den beliebtesten Geldanlagen des Grauen Kapitalmarktes gehörten – allein im Boomjahr 2007 flossen laut Ratingagentur Feri fast 3,6 Milliarden Euro von Anlegern in die Vehikel. Investoren wurden jedoch nur Anteilseigner einer Kommanditgesellschaft, die das Schiff kauft – und dafür meist auch hohe Kredite einsetzte. Das ist vielen Anlegern zum Verhängnis geworden. Denn als die Schiffsmieten (Charterraten) nach der Finanzkrise einbrachen, reichten die Einnahmen nicht mal, um die Zinsen zu zahlen; Hunderte Fonds sind inzwischen pleite.

Ähnlich kann es bei Immobilienfonds laufen. Beispiel Deutsche Börse: Als das Unternehmen 2010 nach Eschborn zog, stand die Zentrale plötzlich leer. Ein neuer Mieter war lange nicht aufzutreiben. Ein Desaster für 2600 Anleger des geschlossenen Fonds CFB 130, denen das Gebäude gehörte. Da der Fonds die Zinsen nicht mehr zahlen konnte, wurde das Betongold plötzlich zum Verlustbringer; am Ende konnten die Investoren froh sein, dass sie die Ausschüttungen behalten durften, die sie während der zehnjährigen Vermietung erhalten hatten.

Wenn Fonds hohe Kredite aufnehmen, ist Vorsicht geboten. Auch die Verwaltungskosten seien wegen komplexer Strukturen oft sehr hoch, warnt Zittlau. Wer Sachwerte als Crashabsicherung kaufen will, sollte zudem darauf achten, dass er direkten Zugriff hat. Was bringt es im Ernstfall, mit Hunderten Anlegern an einer Gesellschaft beteiligt zu sein, der ein Schiff oder eine Immobilie gehört?

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Auch bei Wäldern oder Äckern in Mittel- und Südamerika, die am Graumarkt angeboten werden, könnte der Zugriff schwierig sein, warnt Verbraucherschützerin Ribka. „Die Anbieter werben zwar oft mit einer Grundbuchbesicherung, aber für uns ist nicht nachvollziehbar, ob dies deutschen Standards entspricht.“ Oft seien Firmen zwischengeschaltet und komplexe Verträge zu prüfen.

Besser liquides Vermögen aufbauen

Der wichtigste Baustein bei der Crashabsicherung ist laut Zittlau eine selbst genutzte Immobilie – vor allem, wenn sie schuldenfrei ist. „Sonst steigt, wenn es zu einer Deflation kommt, die reale Zinslast.“ Das sei bei hoher Fremdfinanzierung gefährlich.

Vom Impuls, mit weiterem Geld eine vermietete Wohnung zu kaufen, um der Inflation ein Schnippchen zu schlagen, rät Zittlau ab. „Stattdessen sollten Anleger zunächst liquides Vermögen aufbauen.“ So könne man sich mit ausgewählten Aktien vor Inflation schützen; und Anleihen seien für ein Deflationsszenario unverzichtbar.

Hinzu kommt, dass vermietete Immobilien womöglich nur bedingt vor Inflation schützen. Schließlich könnte der Staat gerade in Krisenzeiten mit steigenden Preisen die Mietpreisbremse verschärfen, um Mieter zu entlasten. Vermieter könnten Preissteigerungen dann nicht mehr weitergeben.

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Und Gold? In physischer Form hilft es, um sich für Turbulenzen zu wappnen; Zittlau hält bis zu zehn Prozent des frei verfügbaren Vermögens in Barren oder Münzen für sinnvoll – als wertstabilen Depotanker, nicht, um nach einem Megacrash einkaufen zu können: „Wer einen totalen Zusammenbruch des Wirtschafts- und Währungssystems erwartet, sollte sich lieber mit Whisky, Zigaretten oder Konserven eindecken.“

Die müssen nicht eingeschmolzen werden, um Kleidung und Medikamente kaufen zu können – und haben sich als Tauschmittel in Krisen bewährt. Wennschon, dennschon.

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