Dax mit Kurssprung Hoffnung an der Börse: Fließt bald wieder Gas durch Nord Stream 1?

Quelle: REUTERS

An der Börse macht sich Erleichterung breit: Russland will seine Gas-Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nach einer Wartungsunterbrechung wieder aufnehmen – sagen zumindest Insider.

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Die schwindende Angst vor einer Energiekrise und einer Rezession in Deutschland beflügelt den Dax. Der deutsche Leitindex schloss nach einem Kurssprung von knapp drei Prozent am Abend bei 13.308 Punkten. Das ist der höchste Schlusskurs seit fünf Wochen.

Auslöser der Rally war unter anderem ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, demzufolge nach dem Ende der Wartungsarbeiten an der wichtigen Pipeline Nord Stream 1 am Donnerstag wieder Gas von Russland nach Deutschland fließen soll. Allerdings werde die Transportkapazität nicht ausgeschöpft, sagten zwei mit den russischen Exportplänen vertraute Personen.

Börsianer hatten in den vergangenen Tagen gerätselt, ob Russland als Vergeltung für die Sanktionen des Westens den Gashahn komplett zudreht. Der daraus resultierende Energiemangel würde Europa Experten zufolge in eine Rezession stürzen.

Bei den Aktienwerten gehörte der deutsche Gas-Versorger Uniper, der durch die reduzierten russischen Lieferungen in Schieflage geraten ist, mit einem Plus von zeitweise 16 Prozent zu den Favoriten. Auch bei den Chemiekonzernen BASF und Covestro, für die Erdgas als Energieträger und Rohstoff wichtig ist, griffen Investoren zu. Ihre Titel stiegen um bis zu 8,8 Prozent.

Politischer Druck

Die Europäische Kommission hatte zuletzt mit Blick auf die Pipeline und die Frage künftiger Lieferungen erklärt, sie bereite sich auf alle Szenarien vor, auch auf ein Ausbleiben der Lieferungen nach der Wartung. Im vergangenen Monat hatte Russland die Durchflussmenge bereits auf 40 Prozent der Gesamtkapazität der Pipeline reduziert und dies mit der verspäteten Rückgabe von in Kanada gewarteten Anlagen begründet. Kanzler Olaf Scholz hatte technische Gründe für die Drosselung als vorgeschoben bezeichnet und Russland vorgeworfen, Gaslieferungen als politische Waffe einzusetzen.

Selbst wenn das Gas künftig wieder fließen sollte: Vorbei wäre der Nord-Stream-Poker damit nicht, sagen viele Beobachter. Russlands Präsident Wladimir Putin kann die Pipeline schließlich weiter als Druckmittel einsetzen.

Durch die Pipeline Nord Stream 1 wurden vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach Deutschland transportiert. Die Reduktion der Lieferungen aus Russland hatten dann unter anderem auch den größten deutschen Gas-Importeur Uniper in eine Schieflage gebracht. Der Düsseldorfer Konzern muss wegen der Lieferkürzungen Russlands Gas am teuren Spotmarkt kaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen – und fährt damit hohe Verluste ein. Die Tochter des finnischen Energie-Riesen Fortum hatte die Bundesregierung um Hilfe gebeten. Die Gespräche um eine Rettung laufen. Uniper-Aktien legten nach der Reuters-Meldung zu den russischen Gas-Lieferungen zu und notierten mit einem Plus von mehr als zehn Prozent bei 10,40 Euro. Die schwindende Angst vor einer Energiekrise und einer Rezession beflügelte auch den Dax.

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