Denkste, Analyst Vom Wahrheitsgehalt der Dax-Prognosen

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Hoffnungsträger USA

Ein Mann steht unter einem Schild mit der Aufschrift

Den 10-jährigen Bundesanleihen sagten die Analysten der internationalen Geldhäuser im Übrigen Renditen von bis zu 3,85 Prozent voraus. Das ist ein Unterschied von fast zwei Prozent gegenüber der tatsächlichen Rendite von 1,94 Prozent am 23. Dezember 2011. Zwei Prozent Unterschied sind in der Kategorie Staatsanleihen schon gewaltig daneben geschätzt. Die amerikanische Bank JP Morgan Chase lag hier mit geschätzten 2,55 Prozent weit weg - aber doch noch am nächsten dran.

Nur bei den Schätzungen für die Wechselkursraten trafen die Häuser häufiger, als bei den Anleihen oder dem deutschen Aktienindex. Vier der 40 Bankhäuser haben vorausgesehen, dass ein Euro Ende 2011 1,30 US-Dollar wert sein würde. Das entspricht auch dem Stand vom 20. Dezember 2011. Weitere 19 Institute haben sich um bis zu fünf US-Cent nach oben oder unten verkalkuliert. Den Vogel abgeschossen hat die französische Bank Société Générale: 1,50 Dollar sollte der Euro laut deren Glaskugel im Dezember dieses Jahres kosten. Bei dem Preis eines Dollars ausgedrückt in Yen lagen die Schweizer dagegen gar nicht so weit weg: 75 Yen hatten sie vorhergesehen, 78 waren es (Stand: 20. Dezember 2011). Richtig geraten hatte JP Morgan, völlig daneben lagen die österreichische Nationalbank und die Landesbank Baden-Württemberg, die beide ein 1:100-Verhältnis zwischen Dollar und Yen aus dem Kaffeesatz gelesen haben.

Fast getroffen: Gelungene Prognosen für 2011

Die besten Prognosen der Banker
Das Logo der Helaba Quelle: dapd
Messingschild des Bankhauses Lampe Quelle: dpa
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann Quelle: dpa
Oswald Grübel, Chef der UBS Quelle: REUTERS
Das Gebäude der VP Bank in Vaduz Quelle: Pressebild
Logo der französischen Bank Societe Generale Quelle: dpa
JP Morgan Gebäude in New York Quelle: dpa

Und auch was die Voraussagen für einzelne Wirtschaftsregionen anging, lagen viele Finanzexperten mitunter völlig daneben: Große Hoffnung ruhten auf den USA, von denen bombastische Impulse erwartet wurden. Sinkende Arbeitslosenzahlen würden die US-Wirtschaft ankurbeln, der "ISM Manufacturing Index" oder "ISM-Einkaufsmanagerindex" werde grünes Licht für die US-Wirtschaft und damit auch für die deutschen Unternehmen geben. Deren Gewinne würden dann - wenn schon nicht ins Unermessliche - zumindest spürbar steigen. Die Krise sei vorbei, es gehe bergauf. Nachdem die Aktien im letzten Quartal 2010 niedrig bewertet seine, könne es ja auch gar nicht anders kommen. So zumindest die vorherrschende Meinung.

Aber zumindest waren die Prognosen der Banken nicht in Stein gemeißelt: Fast alle ruderten im Laufe des Jahres zurück und korrigierten ihre Einschätzungen nach unten. "Wenn sich etwas Wesentliches an den Voraussetzungen ändert, muss ich korrigieren. So haben wir das im Juli gemacht, als sich die amerikanische Schuldensituation zugespitzt hat", sagt Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Bis dahin bewegte sich der Dax oberhalb der 7000 Punkte, weshalb die Analysten der deutschen Bank mit ihrem ursprünglich geschätzten Korridor - 6.800 bis 7.800 Punkte - nicht falsch lagen. Nur der prognostizierte Endstand war - wie bei fast allen Kollegen - dramatisch über dem tatsächlichen Niveau. Die Entscheidung zur Korrektur kam gerade noch rechtzeitig, denn im August stürzten die Kurse dramatisch ab. Von 7.158,77 Punkten ging es runter auf 5.784,85 Punkte. Die Rendite betrug katastrophale -19,19 Prozent. Wer da noch sagte, der Dax schafft die 9.000 Punkte, musste sich einiges an Kritik gefallen lassen.

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