Der Haken daran: Liegt kein stabiler Trend vor, kommt es zu schleichenden Kursverlusten. „In Seitwärtsbewegungen haben Faktorzertifikate einen Nachteil gegenüber anderen Hebelprodukten; je volatiler der Markt ist, desto größer wird der Performance-Unterschied“, warnt Dirk Heß von der US-Großbank Citi. „Das sind keine Papiere zum Kaufen und Liegenlassen.“ Sinkt der Dax an einem Tag zum Beispiel um zwei Prozent (also etwa von 6000 Punkten auf 5880) und holt dann am nächsten Tag diese 120 Punkte gleich 2,04 Prozent wieder auf, erreicht er sein Ausgangsniveau. Beim Faktorzertifikat jedoch entstehen Verluste: Am ersten Tag gibt das Papier um acht Prozent nach und sinkt von 100 auf 92 Euro. Am nächsten Tag gewinnt es genau vier mal 2,04 Prozent, also 8,16 Prozent. Damit steht es nur noch bei 99,51 Euro – also etwa ein halbes Prozent im Verlust, obwohl ein reines Dax-Investment plus/minus null ausgegangen wäre.
Gebühren für die Bank
Dax-Faktorzertifikate basieren in der Regel auf dem LevDax, der von der Deutschen Börse offiziell berechnet wird. In den Index werden auch die Zinsen eingerechnet, die Anleger für einen Wertpapierkredit bezahlen müssten. Begründung: Anleger zahlen für ihre Dax-Investition nur ein Viertel des Werts ein, den sie bewegen, der Rest muss finanziert werden. Zinssatz ist der Eonia, zu dem sich Banken in Europa untereinander über Nacht Geld leihen. Wer über Faktorzertifikate den LevDax mit vierfachem Hebel kauft, muss zu seinem Einsatz noch dreimal den Eonia-Zins drauflegen – aktuell 0,32 Prozent pro Jahr.
Wer auf sinkende Kurse setzt, bekommt dagegen etwas drauf – beim vierfach gehebelten Faktorzertifikat insgesamt fünfmal den Eonia-Zins. Hier gilt: Der Anleger gibt der Bank durch den Kaufpreis des Zertifikats schon einmal Geld und verkauft dazu virtuell viermal die im Dax enthaltenen Aktien. In jedem Fall zieht die Bank zusätzlich und automatisch Gebühren ab, bei Dax-Papieren rund ein Prozent pro Jahr.
Auf null fallen können die täglich neu berechneten Zertifikate kaum. Bei einem vierfachen Hebel müsste der Dax dazu an einem Tag um 25 Prozent abstürzen. Einen solchen Verlust hat es in Deutschland noch nie gegeben. Und selbst wenn: Ab 12,5 Prozent Indexverlust wird die Tagesrechnung vorzeitig beendet und auf der dann erreichten niedrigen Basis neu gestartet. Unter dem Strich würde so an einem Katastrophentag die Hebelwirkung verringert.
Trotzdem können Anleger auch hier ihr Geld komplett verlieren: Rechtlich sind Faktorpapiere Inhaberschuldverschreibungen der ausgebenden Bank. Geht die pleite, verfallen sie wertlos – genauso wie Optionsscheine und Zertifikate.