Geld ist in seinem Wesen Vertrauen. Der Nutzer baut darauf, dass er gegen die Herausgabe von etwas Abstrakten von Muschel bis Münze im Gegenzug etwas Konkretes, Nützliches bekommt von Marmelade bis Malerarbeiten. Das Sparbuch genießt Vertrauen. Mehr als jede andere Anlageform. Im Jahr 2015 war es die Geldanlage, die am häufigsten genutzt wurde, mehr als die Hälfte aller Deutschen besitzt eines. Das Jahr davor waren es die Lebensversicherungen an der Spitze. Doch die Aussicht auf sinkende Erträge und schlechte Konditionen haben die Zahl der Policen reduziert. Das Sparbuch hat hingegen gewonnen. Nochmals fünf Prozent aller Deutschen haben eines angelegt. Ich brauche das nicht. Ich habe eines und gebe es nie auf.
Der erste Eintrag meines Postsparbuchs stammt vom 12. Oktober 1989. Der Fall der Mauer wird es nicht gewesen sein, der mich dazu bewog, 750 Mark einzuzahlen. Die Postleitzahlen waren noch vierstellig, an Mobilfunk nicht zu denken und Kreditkarten wurden noch durch ein Gerät gezogen, das eine Kopie erstellte. Es war nicht mein erstes Sparbuch, doch das erste, das ich mit einigermaßen frisch erlangter Volljährigkeit selbst eröffnete. Es sollte ein Helfer sein, die Welt zu entdecken, das Geld sicher zu wissen und auf eine kleine Verzinsung zu hoffen. Eine kleine von 2,55 Prozent, die 37 Jahre später schon verdächtig wirkt für eine Anlage ohne Risiko.
Alternativen zur Lebensversicherung: breit gestreut sparen
Produkt: Indexfonds (MSCI World; über 1600 Aktien aus 23 Industrieländern)
ISIN: IE00B4L5Y983
Ratenanteil: 30
Kostenfreier Sparplan bei: Comdirect
Produkt: Indexfonds (Dax; 30 Aktien aus Deutschland)
ISIN: LU0274211480
Ratenanteil: 20
Kostenfreier Sparplan bei: Consorsbank, DAB, Maxblue
Produkt: Indexfonds (Euro-Unternehmensanleihen)
ISIN: DE0002511243
Ratenanteil: 20
Kostenfreier Sparplan bei: Comdirect
Produkt: am besten physisch (Anlagemünzen), alternativ Indexfonds
ISIN: DE000A1E0HR8
Ratenanteil: 20
Kostenfreier Sparplan bei: DAB
Produkt: zum Beispiel ING-Diba (0,8 Prozent Zins), alternativ Bonussparplan (siehe spätere KTG)
ISIN: keine
Ratenanteil: 10
Kostenfreier Sparplan bei: kostenloses Konto bei allen Anbietern
Denn das ist es, was die Deutschen an ihm schätzen und auch mir eine gewisse Beruhigung verschafft. Das Geld, das dort liegt, ist sicher gut bewacht und beschützt. Ein naiver Gedanke, dessen Verführungskraft dennoch stark genug ist, dass die Anleger eine Summe von mehr als 500 Milliarden Euro so ruhen lassen. Mir gehören davon 53,34 Euro. Sie liegen dort seit vielen Jahren. Und bleiben dort.
Denn das Postsparbuch ist die beste Geldanlage der Welt. Sie ist Chronist meines Sparerlebens, Erinnerungsfetzen an verdientes Geld, das sich mehrte, an Anschaffungen, die einen Eintrag in „Betrag der Rückzahlung“ auslösten. Im April 1991 waren es 1000 DM, abgehoben im Postoffice der Royal Mail am Trafalgar Square. Handschriftlich vom Postbeamten eingetragen, statt mit Nadeldruck verewigt wie der Ersteintrag zehn Jahre zuvor in Hannover.
Checkliste: Diese Belege helfen Steuern sparen
Lohnsteuerbescheinigung
Bescheinigung über
- Arbeitslosengeld/ Elterngeld/ Kurzarbeitergeld
- Krankengeld / Mutterschaftsgeld
bei Rentenbezug (z. B. Alters-, Erwerbsunfähigkeits-, Witwen-, private Versicherungsrenten)
- bei erstmaligem Bezug den Rentenbescheid
- jährliche Rentenbescheinigung
Bescheinigung über vermögenswirksame Leistungen (z. B.: Bausparvertrag): Anlage VL
Belege über Nebeneinkünfte
Quelle: Aktuell Lohnsteuerhilfeverein e.V.
Jahreszinsbescheinigungen, etwa von Bausparkassen, Banken, Fondsgesellschaften
Steuerbescheinigungen bei einbehaltener Zinsabschlagsteuer (Abgeltungsteuer)
Belege über Verkauf von Aktien / Grundstücken / Vermögenswerten etc.
bis 14 Jahre: Betreuungskosten z. B. Gebühren für Kindergarten, -hort, Babysitter, Tagesmutter
über 18 Jahre: Ausbildungs- und Lehrverträge, Immatrikulationsbescheinigung bei Studium
im Ausland: Familienstandsbescheinigung
Belege über Schulgeld, Krankenversicherungsbeiträge, Lohnsteuerbescheinigung des Kindes, Waisenrentenbescheinigung
Entlastungsbetrag für Alleinerziehende
Gewerkschaftsbeiträge, Unfallversicherung, Rechtschutzversicherung
Bewerbungskosten (z. B. Kopier-, Porto-, und Fahrtkosten, Bewerbungsmappen)
Reisekosten: Erhöhte Fahrtkosten, Verpflegungspauschalen, Unterkunftskosten (z. B. Kraftfahrer, Bauarbeiter, Außendienst)
Winterbeschäftigungsumlage
Fahrten Wohnung - Arbeitsstätte, Auswärtstätigkeit
- Entfernungs-km, Anzahl Fahrten
- Sammelbeförderung z. B. Werkbus (TÜV-Bericht / ASU / Inspektionsrechnungen immer aufheben wg. km-Stand)
- Unfallkosten PKW
Arbeitsmittel (z. B. Computer, Druckerpatronen, Büromaterial, Werkzeug, Berufskleidung, Fachliteratur)
doppelte Haushaltsführung (Miete, Mietnebenkosten, notwendiger Hausrat, Zweitwohnungssteuer)
Steuerberatungskosten
Fortbildungskosten (Kurs- und Prüfungsgebühren, Kosten für ein Zweitstudium)
Arbeitszimmer (sofern der Arbeitgeber keinen geeigneten Arbeitsplatz stellt)
beruflich veranlasste Umzugskosten (Spediteur, Umzugshelfer, Renovierungskosten, Anschlussgebühren, etc.)
rankheitskosten (z. B. Medikamente, Zahnarzt, Brille, Krankenhausaufenthalt, Kur, Physiotherapie)
Fahrtkosten zum Arzt (Anzahl der Fahrten und km)
Scheidungskosten / Beerdigungskosten
Kosten für Haushaltshilfe
Nachweis über Behinderung (Behindertenausweis, Bescheinigung vom Versorgungsamt, Rentenbescheid über Unfallrente)
Unterhaltsleistungen Kinder / Ehefrau / Eltern / Großeltern / Lebensgefährte/in
Krankenversicherungsbeiträge für unterhaltene Personen
Riester-Rente
Rürup-Rente (Basisrente)
Versicherungsbeiträge (z. B. Lebens-, Haftpflicht-, Kfz-, Unfallversicherung)
Krankenversicherung: Nachweis Basistarif, Beitragserstattungen
Spendenbescheinigungen
Haushaltsnahe Dienstleistungen:
Reinigung, Gartenpflegearbeiten (wie z. B. Rasenmähen oder Heckenschneiden), Schneeräumen
Umzugsdienstleistungen (Umzugsspedition)
Pflege von kranken Personen
Handwerkerleistungen:
Arbeiten an Haus oder Wohnung, Reparatur und Wartung von Gegenständen, Kontrollaufwendungen (z. B. Gebühr für den Schornsteinfeger)
Hinweis: Alle Arbeiten müssen im oder am Haus bzw. an Wohnung vorgenommen worden sein
Voraussetzungen:
Begünstigt ist nur der Arbeitslohn, einschließlich der in Rechnung gestellten Maschinen und Fahrtkosten - keine Leihgebühr für Maschinen
Hinweis: Kontoauszüge müssen die Bezahlung per Überweisung belegen
Vermieter:
- Kaufvertrag, Makler-, Auflassungsgebühr, Grunderwerbssteuer, Notarkosten
- Bau-, Reparaturrechnungen, Zinsbescheinigungen
Sonderabschreibung:
- für ein Baudenkmal, Gebäudesanierung
Traveler Cheques waren das Zahlungsmittel der Ängstlichen, die auf Auslandsreisen nicht die benötigte Barschaft im Gepäck transportieren wollten. Ich hatte mein Sparbuch dabei. In der Lenkertasche auf den studentisch-spartanischen Radurlauben durch Irland oder Frankreich.
Die unbeschwerten Zeiten, in denen vergleichsweise kleine Summen dem schönen Leben vorbehalten waren, wandeln sich, größere Summen für vernünftige Dinge werden nötig. Das Sparbuch wird geräumt. Bis kaum noch etwas drauf ist. Zum Beispiel 1 DM.
Die irrationale und sinnlose Geldanlage
So viel brauchte es, um das Postsparbuch am Leben zu erhalten. Ganz aufgeben wollte ich es nie, ganz gleich, ob Tagesgeld mit fast gleicher Rendite und höherer Verfügbarkeit lockte, die Lebensversicherung zu konstanten Zahlungen verpflichtete, die Aktien mit rauschenden Renditen faszinierte.
Und es lebt. Vor zwanzig Jahren habe ich das letzte Mal Geld abgehoben. Da im Jahr 1996 noch einiges drauf lag, vermehrte es sich dennoch. Still und heimlich. Sechs Jahre später, dem alten Reisegenossen wurden die Ecken abgeschnitten, damit es ungültig wird, die freudige Überraschung. Zinsen in Höhe von 98,58 DM hatten sich unbemerkt angesammelt.
Erst der Übertrag in das neue Heftlein brachte es zu Tage. Beraubt um sein Posthorn-Symbol, mit dunklerem Blau, feschem gelben Streifen, in dem nun „Postbank“ statt wie ehedem Deutsche Bundespost steht. Die Jahre zogen ins Land, die Zinserträge blieben mager. 0,64 Euro für das Jahr 2002. 0,35 Euro 2003 und beschämende 0,26 Euro für die Jahre 2004 und 2005.
Ein Sprung 2006. Ein Cent mehr. Zinsertrag 0,27 Euro.
Seit neun Jahren ruhen nun 53,34 Euro auf dem Postsparbuch, es wird Zeit, die Zinsen nachtragen zu lassen.
Aus Sicht der Geldanlage ist es Unsinn, dort das Geld ruhen zu lassen. Es bringt kaum Ertrag, als Erbe würde es auch eher lange Gesichter bei den Bedachten auslösen. Es ist für nichts gut.
Selbstverständlich wird es dennoch einen sicheren Platz behalten, in meiner Schublade wie in meinem Leben. Die Rolle, die ich dem wohl begreifbarsten Anlageprodukt in einer Welt der ETFs und Futures nun zuweise, ist eine ganz eigene. Wenn alles schief gehen sollte, sind es die letzten Vermögenswerte, die ich auflösen werde. Das vermittelt ein kleines Gefühl der Sicherheit. Ein sehr kleines, zugegebenermaßen, denn mit 53,34 und den nun vermutlich auf 1,66 summierten Zinserlösen werde ich nicht sehr weit kommen. Wohin, das ist jedoch bereits entschieden – im Falle des Falles soll es für eine schöne warme Mahlzeit reichen.
Irrational und sinnlos. Das Gegenteil all der Vernunftsentscheidungen, die ein Mensch in seinem Leben so alle treffen kann. Und deswegen die herausragendste Zinsmaschine in meinem Portfolio. Eine Geldanlage, die in Erinnerung ruft, worum es dabei eigentlich geht: Das Leben sinnvoll zu begleiten.