Die Geissens, ja die haben es wirklich geschafft. Allen voran Robert Geiss, TV-Reality-Sternchen und selbst ernannter Kult-Millionär: die Haut braungebrannt von der Sonne in Saint-Tropez, die Zähne weiß gebleicht. Auf seiner Homepage zeigt der 51-Jährige gerne, was er hat und andere nicht: Unter der Rubrik „Fuhrpark“ finden sich ein schwarzer Maserati GranCabrio und ein silberfarbenes Bentley Continental Cabrio. An der Fahrertür prangt das eigene Totenkopf-Logo mit Schriftzug, damit auch jeder weiß, wer diesen Schlitten fährt. Unter der Rubrik „Lifestyle“ können Fans zudem die Domizile der Familie bewundern – und als Sahnehäubchen die Yachten. Ja, Robert Geiss hat es drauf.
So sehr, dass er jetzt auch Anlagetipps gibt und sein strahlendes Zahnpasta-Lächeln bereitwillig zu Werbezwecken zur Verfügung stellt: Auf einer ganzseitigen Zeitungsanzeige wirbt er unter dem Label "Reich mit Geiss" für einen Dividendenfonds. Anlagetipps zu geben, das traut sich heute kaum noch ein Promi. Schauspieler Manfred Krug bereut das bis heute zutiefst und bezeichnet seine Werbespots für die T-Aktie als Fehler.
Werbung mit Zahnpastalächeln
Das scheint Robert Geiss nicht abzuschrecken. Eine ganze Seite Anzeige ist in der „Bild“-Zeitung gebucht. Geiss´ makellose Zahnleiste strahlt dem Leser entgegen. „Wohin mit unserer Kohle?“, steht dort in dicken Lettern. Die Antwort gibt es auf der Homepage mit dem vielversprechenden Namen reich-mit-geiss.de. Dort wirbt Geiss für den „Dividendenfonds Patriarch Classic Dividende 4 Plus“.
Doch die Entwicklung des Fonds ist längst nicht so strahlend wie Geiss´ Grinsen. Die jährliche Wertentwicklung zum 31. Januar 2015 scheint mit 19,2 Prozent zwar erst einmal überzeugend. Misst man den Patriarch aber an seinen besten Konkurrenten, liegt er etwa 10 Prozentpunkte dahinter, stellt die Stiftung Warentest fest.
Nicht originell, aber auch nicht gefährlich
Der Dividendenfonds „Patriarch Classic Dividende 4 Plus“ ist ein Fonds, der sich vor allem auf Dividendenaktien fokussiert. Anlageschwerpunkt ist vor allem Deutschland, der Fonds investiert unter anderem in ProSiebenSat.1, Daimler, Allianz und Deutsche Telekom. Nicht besonders originell, aber auch nicht gefährlich.
Der Fondsprospekt nennt als Anlageberater die AMF Capital AG. Robert Geiss dürfte mit dem Fonds also nichts weiter zu tun haben, als dafür zu werben.
Ein bekanntes Gesicht im Verborgenen
Doch die Fäden des Fonds laufen an anderer Stelle zusammen: im beschaulichen oberfränkischen Kulmbach, Heimat von Bernd Förtsch. Der ist auch bekannt als „Mr. Dausend“, weil er im TV einmal das Kursziel „1000“ für die Biotech-Aktie Morphosys ausgegeben hatte. Laut Impressum der Homepage steckt hinter reich-mit-geiss.de die Börsenmedia AG. Deren Vorstandsvorsitzender: Bernd Förtsch.
Förtsch besitzt zudem über seine BF Holding eine Mehrheitsbeteiligung am Vermögensverwalter FinLab AG, die wiederum den Dachfonds-Initiator Patriarch im Portfolio hat.
Der Investor und Herausgeber des Magazins "Der Aktionär" hat mit oft zweifelhaften Methoden ein großes Beteiligungsimperium aufgebaut. Seine Aktionäre dagegen fuhren Verluste ein. Zu seinem Imperium gehört auch das Deutsche Anlegerfernsehen DAF, das am 6. März Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Bayreuth gestellt hat.
In den wilden Jahren des Neuen Markts hatte Förtsch etliche Fonds beraten, die auch Aktien kauften, die in seinen Börsenpublikationen empfohlen wurden. Eine nicht unumstrittene Doppelrolle. Beim Zusammenbruch des Marktes verloren seine Fondsanleger viel Geld.
Zweifelhafte Erfolgsgebühr
Weniger blendend als es das strahlende Lächeln von Robert Geiss suggerieren möchte, fällt das Urteil von Finanzexperten Roland Aulitzky der Stiftung Warentest aus. Für „nicht empfehlenswert“ hält er diesen Fonds, weil er „zu teuer“ sei. „Die laufenden Kosten von 2,15 Prozent im Jahr liegen im oberen Bereich“, erklärt Aulitzky. „Es gibt Alternativen, die besser sind.“
Zweifelhaft findet er auch eine Erfolgsgebühr, die sogenannte Performance Fee, die sich in einem Dokument mit dem Titel „Key Investor Information“ und im Verkaufsprospekt findet: Vom jährlichen Wertezuwachs von mehr als fünf Prozent behält die Fondsgesellschaft zehn Prozent ein.
Kritisch sieht Aulitzky auch, dass diese Gebühr selbst dann erhoben würde, wenn der Fonds im Vorjahr Verluste hatte. Für in Deutschland aufgelegte Fonds ist die Gebühr deshalb nicht mehr zulässig: Der von Geiss beworbene Patriarch-Fonds wurde in Luxemburg aufgelegt.
Ob es ein kluger Einfall war, ausgerechnet mit einem nicht für Bescheidenheit bekannten Millionär zu werben, bleibt abzuwarten. Im Netz finden sich viele kritische Stimmen. User Gerhardius schreibt: „Alleine die Werbefigur "Geiss" würde mich vom Kauf dieser Fondsanteile ohne weitere Recherchen abhalten.“