Die schlechtesten Aktien Welche Unternehmen Ihr Vermögen auffressen

Das Jahr 2015 war durchwachsen für deutsche Anleger, aber einige Konzerne schnitten besonders schlecht ab. Die DSW-Watchlist zeigt 50 Aktien, um die Anleger besser einen Bogen gemacht hätten - darunter auch Dax-Konzerne.

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Kein Boden in Sicht - die Watchlist zeigt, welche Aktien am schlechtesten abgeschnitten haben. Quelle: Getty Images

In den vergangenen fünf Jahren hätte es so gut laufen können für deutsche Anleger – mit den richtigen Aktien im Depot: Dax-Größe Continental etwa brachte 230 Prozent Kursplus, auch Fresenius liegt mit 190 Prozent vorne. TecDax-Mitglied Sartorius schaffte gar 625 Prozent Kursplus für die Aktionäre. Im Schnitt konnten die 110 größten deutschen Aktien im HDax seit März 2011 um 54 Prozent zulegen.

Dass es mit den falschen Aktien aber auch ganz anders laufen kann, zeigt seit 2001 die Watchlist der DSW. Eigentlich war die Liste als Recherchehilfe für die Anlegerschützer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz gedacht. Mittlerweile ist sie ein jährliches Highlight für Anleger – denn sie identifiziert die Konzerne, denen sie ihr Geld wohl besser nicht anvertrauen sollten.





In der DSW Watchlist analysierten die Anlegerschützer deutsche Aktien aus dem Prime Standard, deren Kursentwicklung in den vergangenen Jahren am schlechtesten verlief. Also nur Aktien, die die höchsten Ansprüche der Deutsche Börse an Veröffentlichungen und Transparenz unterliegen – und die bereits seit fünf Jahren an der Börse sind.

Gewinner des aktuellen Rankings: Vtion Wireless. Eine der China-Aktien, die deutschen Anlegern in Frankfurt bislang wenig Freude bereiteten. Der Mobilfunkzulieferer, der 2009 an die Börse ging, verlor über die vergangenen fünf Jahre 91 Prozent seines Wertes.

Vtion löste damit Solarworld vom ersten Platz ab. Der Solarkonzern führte die DSW-Watchlist 2014 und 2015 an. Dieses Jahr wäre der Konzern mit 29 Prozent Kursverlust im Ranking nur noch auf Platz zwei vertreten gewesen. Da die Ausgabe neuer Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung 2014 die Analyse aber verzerrt, nahm die DSW Solarworld aus dem Rennen.

Die zehn größten Kapitalvernichter

Dennoch: mit 99 Prozent Minus über fünf Jahre liegt Solarworld somit ungefähr auf dem Niveau der krisengeschüttelten Alpha Bank aus Griechenland, die über fünf Jahre 98 Prozent an Wert verlor.

Und Marc Tüngler, Geschäftsführer der DSW, sieht genügend Anzeichen dafür, dass für die Unternehmen auf der Watchlist auch das aktuelle Geschäftsjahr 2016 schwierig werden könnte: Das Nullzins-Umfeld verlocke Konzerne dazu, Übernahmen zu tätigen, die sie sonst wohl nicht durchgeführt hätten. „Aktionäre werden besonders sensibel reagieren und die Sinnhaftigkeit größerer M&A-Aktivitäten hinterfragen“, sagt Tüngler.

Zwar blieb Volkswagen trotz des Abgasskandals verschont und taucht auf der Watchlist der DSW nicht auf. Aber Tüngler geht fest davon aus, dass der Skandal nicht nur auf der VW-Hauptversammlung Ende Juni Diskussionen zur Risikokontrolle auslösen wird, sondern auch auf die Hauptversammlungen anderer Konzerne abstrahlt, um die Compliance-Systeme zu hinterfragen.

Ein weiteres Thema, das Aktionäre bei der Analyse ihrer Konzerne beachten sollten, seien Ölpreis und Absatzkrisen in den Schwellenländern, die deutliche Auswirkungen auf die Geschäftslage haben dürften.

„Die Aktionäre erwarten gerade in einer volatilen, unsicheren Makrolage - in der wir uns befinden - klare Aussagen hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung“, sagt Tüngler.

Energiekrise lässt Konzerne straucheln

Kein Wunder, gehört mit RWE auch ein Dax-Konzern zu den zehn Unternehmen, deren Aktien sich am schlechtesten entwickelten. 54 Prozent Kursverlust allein im vergangenen Jahr reichen für Platz sechs. Mit E.On folgt der nächste Energieriese gleich auf Platz 20 der Watchlist.

Die zehn schrecklichsten Aktien
Platz 10: SKW Stahl-MetallurgiePunkte (gesamt) Performance: -646 Kursentwicklung in Prozent (5 Jahre): -80,2 Punkte (5 Jahre): -405 Kursentwicklung in Prozent (1 Jahr): -4,7 Punkte (1 Jahr): -13 Ende Januar kündigte der Stahlzulieferer eine außerordentliche Hauptversammlung für seine Aktionäre an, nachdem Verluste die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt hatten. Quelle: Presse
Wilex Quelle: Presse
Solarworld Quelle: dpa
Tom Tailor Quelle: Presse
Platz 6: YocPunkte (gesamt) Performance: -724 Kursentwicklung in Prozent (5 Jahre): -94,1 Punkte (5 Jahre): -475 Kursentwicklung in Prozent (1 Jahr): -2,3 Punkte (1 Jahr): -6 Der Anbieter innovativer mobiler Werbeformate musste in den vergangenen Jahren saniert werden und eine Kapitalerhöhung durchführen.
RWE Quelle: dpa
Aixtron Quelle: Presse

Und auch im Ausland leiden die Energiekonzerne. Ein Beispiel: Im britischen Leitindex FTSE 100 führt Standard Chartered mit 51 Prozent seit März 2015 die Negativliste an, zeigen Bloomberg-Daten. Direkt davor: Anglo American mit -49 Prozent, Glencore mit -46 Prozent und BHP Billiton mit -43 Prozent.

Was Anleger gutmütig stimmen kann, sind die Dividendenzahlung ihrer Unternehmen. Rutschen die Kurse ab, können zumindest stabile Dividendenzahlungen die Verluste eindämmen. So halten auch die Ölkonzerne Shell und BP an ihrer bisherigen Dividendenpolitik fest. Auch, wenn etwa im Fall BP, in diesem Jahr die frei verfügbaren Gelder (Free Cashflow) gar nicht für die Dividendenzahlungen ausreichen. BP-Chef Bob Dudley würde mit dem Konzern notfalls sogar neue Schulden aufnehmen, um die Ausschüttungen zu sichern, sagte er in einem Interview.

Dividende gleicht Kursverluste kaum aus

Marc Tüngler hält solche Pläne der Konzerne für falsch. „Der Grundsatz muss lauten: Wenn kein Gewinn zur Verteilung zur Verfügung steht, kann es auch keine Dividende geben.“

Doch die DSW-Liste zeigt: zwar zahlten 31 der 50 Unternehmen wenigstens einmal in den vergangenen Jahren eine Dividende. „Aber nur bei wenigen hat die Dividende etwas an dem fatalem Performancerückgang ändern können“, sagt Marc Tüngler. Erstmals analysierte die DSW neben dem reinen Kursverlust auch die Performance inklusive der Dividenden.
RWE schaffte es so, sich im Performanceranking einen besseren Platz zu ergattern, fiel von Platz sechs auf den achten Rang zurück.

Andere schafften es dagegen, sich mit ihrer Dividende aus dem Performanceranking komplett rauszuziehen. Zwar musste UMS United Medical Systems mit 67 Prozent Kursverlust noch Platz elf im Kursranking verkraften, taucht unter den 50 schlechtesten Konzernen nach Gesamtperformance aber nicht mehr auf. Gleiches gilt für Balda, Bilfinger, Ahlers und C.A.T. Oil.





Bei UMS sorgte allerdings der Verkauf einer Beteiligung für außergewöhnlich hohe Erträge, und der Konzern verschwand lediglich dank einer Dividende von 7,53 Euro aus dem Ranking – was einer Dividendenrendite von knapp 74 entsprach.

Trotz der fetten roten Minuszeichen vor der Kursentwicklung der Aktien auf der DSW Watchlist betont Tüngler: „Es muss nicht zwingend ein Verkaufssignal sein, wenn eine Gesellschaft auf der Liste auftaucht.“ Der Blick auf die Performance über das vergangene Jahr ließe darauf schließen, ob sich Unternehmen mit ordentlichem Geschäftsmodell auch wieder erholen können. Trotzdem bleibe es ein ernstzunehmendes Warnsignal, wenn eine der eigenen Aktien aus dem Depot auf der Watchlist auftauchen.

Anleger sollten Warnzeichen aber beim regelmäßigen Blick ins Portfolio hoffentlich früher erkennen, als erst bei Verlusten über 50 Prozent, die ihnen nach fünf Jahren auffallen.

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