Digitale Vermögensberater im Test Nach wenigen Fragen muss ich den Roboter das erste Mal anflunkern

Robo Advisor: Digitale Vermögensberater im Vergleich Quelle: Fotolia

Digitale Anlageberater versprechen, die Vermögensverwaltung radikal zu vereinfachen. Wie viel sie davon einlösen, verrät ein Selbstversuch.

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Mein Weg zum Robo dauert nur fünf Minuten und ist 22 Fragen lang. „Wie alt sind Sie?“ „Wie hoch ist Ihr monatliches Einkommen?“ „Welcher Verlust innerhalb eines Monats könnte dazu führen, dass Sie alles verkaufen?“ Das und mehr muss ich beantworten, weil ich einen Teil meines Vermögens in Zukunft vom digitalen Vermögensverwalter Vaamo verwalten lassen will. Anhand meiner Antworten soll der Robo Advisor aus 20 Strategien die für mich passende auswählen – alles natürlich automatisiert.

Was früher der Banker abfragte, macht heute die Software. Das Kofferwort Robo Advisor (aus „Roboter“ und „Berater“) spielt darauf an, dass der Kunde mithilfe von Algorithmen zu seiner Anlageentscheidung kommt. Ist die grundsätzlich getroffen, übernehmen bei manchen Robos dann aber Menschen die Verwaltung des Vermögens. Die Portfoliomanager beim Robo Advisor der Deutschen Bank etwa bekommen zwar vom Computer generierte Anlagevorschläge für das Geld der Kunden. Was davon umgesetzt wird, entscheiden aber sie – und nicht der Algorithmus.

Andere Anbieter haben auch die Anlagestrategien komplett automatisiert. Hier entscheidet nur der Computer auf Basis programmierter Regeln, wann welche Wertpapiere gekauft und wieder abgestoßen werden. Das, so das Versprechen der Branche, spare Kosten. So könnten sich auch Normalsparer eine individuelle Vermögensverwaltung leisten – anders als die klassische Offline-Vermögensverwaltung von UBS, Deutscher Bank und Co., die sich an Millionäre richtet. Robos, so die Werbung, machten dagegen die früher exklusive Dienstleistung schneller, einfacher, günstiger. Doch halten die Anbieter diese Versprechen auch ein?

Depot Vaamo

Der Algorithmus von Vaamo hält mich offenbar für besonders risikofreudig. Jedenfalls beinhaltet die Anlagestrategie, die mir angezeigt wird, 100 Prozent „risikobehaftete Anlagen“. Risikoarme Anlageklassen wie europäische Staatsanleihen kommen also nicht in mein Robo-Portfolio. Stattdessen Hochzinsbonds und jede Menge Aktien. Der Robo verordnet mir Vollgas. Vermutlich, weil ich zwei K-Fragen mit „Nein“ beantwortet habe: keine Kinder, keine Kredite. Allerdings musste ich ein wenig flunkern: Der Robo wollte wissen, ob ich Kenntnisse im Rohstoffhandel besitze. Mit meinem ehrlichen „nein“ war er nicht zufrieden und wollte mich nicht weiter durch die Fragerunde schleusen. Dann eben „ja“, schließlich habe ich im Supermarkt schon mal den Rohstoff Zucker gekauft.

Kurz danach bin ich Robo-Kunde und darf mich als Pionier fühlen. Denn der Markt für digitale Vermögensverwalter ist in Deutschland noch klein. Geschätzt maximal zwei Milliarden Euro Anlegergeld managen die Robos – 0,3 Promille der sechs Billionen Euro Geldvermögen der Deutschen. Doch bis 2020 werde sich das von Robos verwaltete Vermögen verzwanzigfachen, glaubt die Managementberatung Oliver Wyman.

Hinweis: Diese Tabelle ist in der Horizontalen scrollbar.
Radikal digital
Relevante Robo Advisor in Deutschland (Auswahl)
Anbieter Zahl der
Nutzer
Anleger-
gelder
(Mio. €)
Anlage-
ansatz
Mindest-
anlage
(in Euro)
Kosten¹
(in Prozent)
Depot-
bank
Anlage-
vehikel
Scalable>10 000>300aktiv10 0000,75Baader Bank, ING DiBaETFs (börsennotierte Indexfonds)
Quirion>2500102rebalancing10 0000,48²QuirinbankETFs
Truevest>2200104aktiv10 0001,49Augsburger Aktienbankaktive Fonds, ETFs
Cominvest>2000>300aktiv30000,95comdirect BankETFs, aktive Fonds, ETCs (Rohstofffonds)
Liqid1117221aktiv50 0000,5Deutsche BankETFs, aktive Fonds, Hedgefonds; Zertifikate
Investify>1000>10aktiv50001Baader BankETFs, aktive Fonds
Vaamo>1000>10rebalancingkeine0,79FFBETFs, aktive Fonds
Ginmonk.A.k.A.aktiv50000,39³DAB (BNP Paribas)ETFs, aktive Fonds
Growneyk.A.k.A.rebalancingkeine0,99Sutor BankETFs
Robink.A.k.A.aktiv50001Deutsche BankETFs
Whiteboxk.A.k.A.aktiv50000,95Fintech Group BankETFs, ETCs, Zertifikate
¹ für das günstigste Angebot und die niedrigste Anlagesumme; exklusive Produktkosten; ² für die ersten 10 000 Euro keine Gebühren; ³ mindestens 18 Euro im Jahr plus variable Erfolgsbeteiligung; Quelle: Anbieter, eigene Recherche

Um profitabel zu sein, sollten die digitalen Anlageberater mindestens eine Milliarde Euro Kundenvermögen betreuen, schätzen Insider. Diese Marke hat in Deutschland noch kein Robo erreicht. Die ersten sind auch schon wieder weg: Dem Berliner Start-up Cashboard, einem Robo der ersten Stunde, ging vergangenes Jahr das Geld aus. Langfristig, meint Robo-Experte Matthias Hübner von Oliver Wyman, sei hierzulande ohnehin nur Platz für fünf bis zehn Anbieter. Aktuell sind es über 30. Auch Banken mischen mit. Dass Commerzbank und Deutsche Bank eigene Robo Advisor gründeten, „hat dem Markt noch mal einen Schub gegeben“, sagt Hübner. Das Angebot Cominvest der Commerzbank-Tochter Comdirect bringt es nach einem Jahr auf über 2000 Kunden und mehr als 300 Millionen Euro betreutes Vermögen. Robin, das Konkurrenzprodukt der Deutschen Bank, startete ein halbes Jahr später, im November 2017, und nennt noch keine Zahlen.

Wie viel Geld Kunden mindestens investieren müssen, ist verschieden. Bei Robin sind es 5000 Euro, bei meinem Anbieter Vaamo kann ich auch ohne Mindestanlagebetrag die Robo-Welt kennenlernen. Dieses zentrale Versprechen der Robos, die Vermögensverwaltung einem breiteren Anlagekreis zugänglich zu machen, erfüllen die Angebote also schon mal.

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