Dividendenfonds Lukrative Langeweile gegen wacklige Märkte

Dividendenfonds. Quelle: Getty Images

Anleihen sind unrentabel und Aktien schon teuer. Alternative: Dividendenfonds, die sichere Erträge versprechen. Doch bei der Auswahl sollten Anleger Einiges beachten – es gibt gewichtige Unterschiede.

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Die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank, die Deutsche Asset Management (DAM) soll an die Börse. Aber nicht unter ihrem eigenen Namen, sondern unter dem Namen der Fondstochter DWS. Diese drei Buchstaben haben unter Anlegern einen besonderen Klang, schließlich steht die Fondsgesellschaft seit Jahrzehnten für Fonds, die Maßstäbe in der Branche setzen und höchst erfolgreich sind. Und weil die Geschäfte der DWS gerade gut laufen, sollen künftige DWS-Aktionäre jährlich 65 bis 75 Prozent der Gewinne als Ausschüttung erhalten. Eine saftige Quote.

Wie wichtig eine anständige Dividende in Zeiten niedriger Zinsen sind, weiß die DAM bzw. die DWS nur allzu gut. Schließlich ist der Flaggschiff-Fonds des Hauses vor allem wegen der hohen Ausschüttungen der Unternehmen so erfolgreich: Der DWS Top Dividende ist mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro nicht nur mit Abstand der größte deutsche Publikumsfonds. Er hat auch erst Ende November selbst einen neuen Ausschüttungsrekord aufgestellt: Die DWS gab von ihren Gewinnen des Top Dividende Fonds rund 500 Millionen Euro an die Anleger weiter. Gemessen am Durchschnittskurs der Fondspapiere ist das immerhin eine Rendite von 2,6 Prozent. Eine solche Rendite finden Anleger aktuell oftmals nur bei riskanteren Papieren.

Dividendenstrategien sind bei Fondsanlegern seit Jahren sehr beliebt. „Ein Fonds mit Dividendenstrategie ist ein absolutes Basisinvestment, wenn sich der Anleger damit wohl fühlt“, sagt Christian W. Röhl,  Gründer der Research- Plattform DividendenAdel.

Die wichtigsten Fondstypen im Überblick

Unabhängiger von Kursentwicklungen

Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine jährliche, zuverlässige Dividende legt die Basis für die Anlegerrendite und macht das Investment ein Stück weit unabhängiger von der Kursentwicklung an den Börsen. Besonders ergiebig sind Dividendenfonds in Seitwärtsmärkten, denn dann sorgen sie für den Großteil der Rendite. „Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Dividendenaktien ist auf jeden Fall die Kontinuität der Ausschüttungen“, rät Jürgen Kurz, Sprecher des Anlegerschutzvereins DSW. „Die ausgesuchten Unternehmen sollten die Dividende seit möglichst vielen Jahren zuverlässig ausschütten.“

In fallenden Märkten wirken Dividenden hingegen wie ein Polster, das Kursverluste zumindest teilweise wettmacht. Und in Zeiten mickriger Zinsen zahlen einige Unternehmen sogar höhere Dividendenrenditen als Zinsen für ihre Anleihen. Was liegt also näher, als sich mit erfolgreichen Dividendenfonds etwas unabhängiger vom Börsengeschehen zu machen, ohne auf Rendite zu verzichten?

Die besten Dividendenfonds

Nach Aussagen des Fondsanalysehauses Morningstar machen Dividenden langfristig bis zu 50 Prozent der gesamten Wertentwicklung einer Aktie aus. Deutlich wird das am deutschen Aktienindex Dax. Derzeit notiert er um die 13.000 Punkte. In den Performance-Index fließen jedoch auch die Dividenden der 30 Dax-Aktien ein – allein 2017 erhielten Anleger mehr als 30 Milliarden Euro von den deutschen Blue-Chip-Unternehmen. Ohne die Dividenden stünde der Dax hingegen bei nur rund 6200 Punkten, die der Dax Kursindex abbildet – also bei weniger als der Hälfte.

Wichtig sind aber nicht nur Höhe und Kontinuität der Ausschüttung, sondern auch ihre Qualität. „Dividenden sollten nur aus dem erwirtschafteten Ergebnis der Unternehmen gezahlt werden. Eine Ausschüttung aus der Substanz ist jedenfalls keine Lösung“, weiß Kurz aus Erfahrung.

Anleger können spezialisierte Dividendenfonds nutzen, um auf ausschüttungsstarke Aktien zu setzen, ohne selbst auf alle Auswahlkriterien achten zu müssen. Dabei haben Anleger die Wahl zwischen passiven börsengehandelten Fonds (ETF), die zum Beispiel einen Dividendenauswahlindex wie den DivDax nachbilden, und aktiv gemanagten Dividendenfonds. Die gehen zwar mit höheren Gebühren einher als ein ETF, haben aber den Vorteil, dass der Fondsmanager eine weit größere Auswahl an Dividendentiteln zur Verfügung hat und flexibler auf Unternehmens- und Börsennachrichten reagieren kann.

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Die Dividendenfonds mit den besten Erträgen

Von allen hierzulande käuflichen Dividendenfonds, die in Euro notieren, aber weltweit auf Dividendenjagd gehen, hat im laufenden Jahr ein Fonds von Investorenlegende Jens Ehrhardt die gesamte Konkurrenz abgehängt. Sein DJE Dividende & Substanz XP schaffte in diesem Jahr ein Plus von 11,7 Prozent (Stand:5.12.2017). Dabei ist er mit laufenden Kosten von 0,8 Prozent sogar noch einer der günstigeren aktiv gemanagten Fonds. Morningstar gibt ihm mit vier Sternen die zweithöchste Note.

Auf Platz zwei folgt unmittelbar der Mainfirst Global Dividend Stars C mit einem Plus von ebenfalls mehr als elf Prozent. Hier sind die Kosten mit 2,89 Prozent aber schon deutlich höher. Drittbester Anbieter ist Bantleon mit dem Dividend IA. Der Fonds kam im schwierigen Markt auf immerhin gut neun Prozent.

Der noch vergleichsweise junge und kleine Bantleon-Fonds verfolgt dabei ein interessantes Konzept. Er setzt auch auf Dividendentitel der zweiten und dritten Reihe mit teils deutlich höheren Dividendenrenditen, gleichzeitig wird das Portfolio konsequent gegen Währungsverluste absichert. „Die Herausforderung besteht nicht nur darin, tausende Aktien nach ihrer Dividendenrendite zu sortieren, sondern Stabilität und Nachhaltigkeit der Dividenden zu beurteilen“, sagt Piotr Kitowski, der im Bantleon-Team die Fonds Bantleon Dividend und Dividend AR managt. „Die Fondsmanager sieben dafür den globalen Aktienindex MSCI World zunächst nach Dividendenrenditen, anschließend werden eigene Qualitätskriterien und die statistische Wahrscheinlichkeit weiterhin regelmäßiger Dividendenzahlungen ermittelt. Jede Aktie bekommt so einen Score. Je höher der ist, umso wahrscheinlicher ein Investment.“

Keine Spitzenrendite erwarten

Eine Fondsrendite von neun und mehr Prozent ist allerdings schon ein Ausnahmewert. „Eine Rendite oberhalb von vier Prozent ist für Dividendenfonds in diesem Marktumfeld vor allem mit Unternehmen zu erzielen, die eine hohe Ausschüttungsquote haben“, erklärt Dividendenexperte Röhl. Er dämpft die Euphorie: „Bei diesen Aktien dürfen Anleger aber nicht erwarten, dass sie mit dem Aktienmarkt Schritt halten, da hohe Ausschüttungsquoten in der Regel nur jene Unternehmen vorweisen, die kein großes Wachstum bieten.“ Anders ausgedrückt: Eine hohe Dividendenrendite geht oftmals mit einer schwachen Kursentwicklung einher.

Das Sparverhalten der Deutschen im Ländervergleich

Anders als bei ETFs ist im aktiven Fondsmanagement also Feinjustierung gefragt - und jeder überdurchschnittlich erfolgreiche Dividendenfonds hat da sein eigenes Rezept. So verzichtet Kitowski wegen anhaltender Risiken komplett auf Finanztitel, und aus moralischen Gründen auf Hersteller von Massenvernichtungswaffen. „Noch wichtiger ist jedoch, dass wir uns nicht am Börsenwert eines Unternehmens orientieren, sondern an der Volatilität der Aktie, also der Schwankungsbandbreite des Aktienkurses. Die nutzen wir für eine inverse Gewichtung im Portfolio: Aktien mit der halben durchschnittlichen Volatilität werden dadurch doppelt so hoch gewichtet.“

Umgekehrt ist bei Bantleon wegen der starken Kursschwankungen die IT-Branche anders als in vielen Indizes unterrepräsentiert. Auf diese Weise erhält der Fonds größere Stabilität, während ein ETF stur seinen Index nachbildet, unabhängig von dessen Volatilität. Anleger können mit solch einer Strategie Marktphasen gut abfedern, die von starken Kursauf- und -abschwüngen geprägt sind.

Das Risiko, dass unerwartet Dividenden ausfallen, müssen Anleger mit einkalkulieren. „Es gibt keine guten Branchen für Dividendenanleger“, sagt Röhl von Dividendenadel. „Selbst in einer traditionellen Dividendenzahler-Branche wie den Versorgern haben wir in den vergangenen Jahren Dividendenausfälle erlebt. Ähnliches kennen wir aus der Bankenbranche. Auch klassische Dividendentitel aus dem Gesundheitsbereich oder Zigarettenhersteller sind nicht vor staatlicher Regulierung sicher. Es empfiehlt sich also immer eine breite Branchendiversifikation.“

Dividenden können Risiken nicht ausblenden

Durch die Untergewichtung besonders volatiler Aktien werden Schocks durch fallende Kurse immerhin besser abgefedert. Außerdem sind die Aktien-Investments in den Fonds oft gegen Währungsschwankungen abgesichert. „Unsere Anleger müssen nicht befürchten, einen Crash voll abzubekommen“, sagt Kitowski von Bantleon.

Der volumenstarke DWS Top Dividende hat in diesem Jahr hingegen unter den Wechselkursschwankungen gelitten. Insbesondere die für viele überraschend deutliche Aufwertung des Euro hat dem Fonds, der derzeit seinen Schwerpunkt auf Dividendenpapiere aus den USA setzt, die diesjährige Performance verhagelt. Seit Jahresbeginn konnte er nur um gut zwei Prozent zulegen, allein in den vergangenen sechs Monaten ging es 2,9 Prozent runter. Dass er bei Anlegern weiter so beliebt ist, verdankt der von Thomas Schüßler gemanagte Fonds seiner langen Erfolgshistorie. Für die vergangenen fünf Jahre bringt der DWS Top Dividende ein Plus von mehr als 60 Prozent aufs Papier. Der beliebte DWS-Fonds sammelt somit beständig neue Anlegergelder ein.

Das Beispiel des DWS Top Dividende zeigt aber auch, das Wechselkursschwankungen die Wertentwicklung eines global investierenden Fonds bremsen oder sogar zunichtemachen können. Zwischen dem Zwölf-Monats-Tief des Euro bei 1,03 Dollar im Januar und dem Euro-Hoch 1,20 Dollar im September legte die Gemeinschaftswährung um knapp 17 Prozentpunkte zu. Entsprechend verlor der Dollar an Wert – und damit auch die Dollar-Positionen im Portfolio des DWS Top Dividende. Insgesamt ist der Fonds zu 45 Prozent in Dollar-Papieren investiert, der Euro-Anteil liegt hingegen nur bei rund 17 Prozent.

Wer also mittels eines Fonds eine Dividendenstrategie verfolgt, die auch auf ausschüttungsstarke Unternehmen außerhalb der Euro-Zone setzt, sollte die Wechselkursschwankungen im Blick haben und nötigenfalls seine Depotstruktur anpassen. In unruhigen Zeiten - wie diesen - können sich die etwas höheren Gebühren für die Währungsabsicherung schnell bezahlt machen. Allerdings ist das meist nur für solche Anleger sinnvoll, die kurz- bis mittelfristig investieren. „Ich würde eine hundertprozentige Währungsabsicherung nicht machen, weil sich die Wechselkursschwankungen über einen langen Anlagehorizont in der Regel wieder ausglätten“, sagt Röhl. „Wer so eine Absicherung trotzdem macht, zahlt nur eine zusätzliche Versicherungsprämie.“

Letzten Endes ist nämlich auch die Höhe der Fondsgebühren für den Anlageerfolg ein entscheidender Faktor – insbesondere für langfristig orientierte Anleger.

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