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DIW-Studie Vermögen der Deutschen ist höchst ungleich verteilt

Männer haben mehr als Frauen, Ostdeutsche besitzen nicht einmal halb so viel wie Westdeutsche und Paare mit Kindern stehen schlechter da als Kinderlose. Die Besitztümer sind alles andere als fair verteilt.

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Männer haben mehr als Frauen, Ostdeutsche besitzen nicht einmal halb so viel wie Westdeutsche und Paare mit Kindern stehen schlechter da als Kinderlose. Die Besitztümer sind alles andere als fair verteilt. Quelle: dpa

Rund 6,3 Billionen Euro Vermögen haben die Deutschen angehäuft - aber in keinem anderen Euro-Land ist der Reichtum so ungleich verteilt wie hierzulande. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung ein persönliches Vermögen im Wert von je mindestens 817.000 Euro. Demgegenüber verfüge gut ein Fünftel aller Erwachsenen über gar kein Vermögen, bei sieben Prozent seien die Schulden sogar größer als der Besitz, wie aus der Analyse für das Jahr 2012 hervorgeht.

Danach besitzen Männer fast ein Drittel mehr als Frauen und Ostdeutsche nicht einmal halb so viel wie Westdeutsche. Zugleich mussten Arbeitslose deutliche Vermögensverluste hinnehmen: 2002 verfügten sie noch über ein Durchschnitts-Vermögen von 30.000 Euro, zehn Jahre später seien es nur noch etwa 18.000. „Insgesamt hat sich an der Vermögensverteilung im Land wenig geändert, die Ungleichheit verharrt auf hohem Niveau“, sagte DIW-Experte Markus Grabka.

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Im Jahre 2012 hatten die deutschen Bürger ein Gesamtvermögen von rund 4,94 Billionen Euro. Bis auf die Jahre 2002 und 2008 stieg das Vermögen der Deutschen stetig. Wie stark es zugenommen hat, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 1991. Zu dieser Zeit kumulierten die privaten Haushalte ein Kapital von gerade einmal 1,9 Billionen Euro. Die Übersicht zeigt, wo sich das Geld der Deutschen befindet. Quelle: dpa
In festverzinsliche Wertpapiere wurden im vergangenen Jahr nur 238 Milliarden Euro investiert. Zwar gelten zum Beispiel Staatsanleihen aus Deutschland als besonders sicher, doch die Rendite bewegt sich oft sogar unter dem Inflationsniveau. Staatsbonds aus den Euro-Krisenländern Spanien und Italien werfen hingegen recht hohe Zinsen ab, doch das Verlustrisiko ist dementsprechend hoch. Quelle: dpa
Seit 2007 nimmt das angelegte Geld in festverzinsliche Finanzprodukte ab. 2011 lagen noch 247,1 Milliarden Euro in Staats-, Wandel, und Indexanleihen, um nur einige festverzinsliche Anlagemöglichkeiten zu nenne. Indexanleihen werden in Deutschland bisher allerdings nur selten vergeben. Emissionen solcher Anleihen erfolgen nur unter Genehmigung der Bundesbank. Quelle: dpa
Rund 259 Milliarden Euro liegen in Aktien. In Relation zum Gesamtvermögen sind das gerade einmal fünf Prozent. Anfang der 1960er-Jahre betrug der Aktienanteil noch 20 Prozent. Die Scheu, Geld in Aktien anzulegen, kann nicht mit den Renditen erklärt werden. Denn 1987 notierte der Dax noch bei 1.000 Punkten, mittlerweile hat sich der Kurs, trotz mehrfacher Rückschläge, mehr als verachtfacht. Keine andere Analagemöglichkeit bietet langfristig so hohe Renditen. Quelle: dpa
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt aber, dass der Aktienanteil zyklischer Veränderung unterliegt. Je nach Börsengeschehen verändert sich der Anteil. Während 2007 knapp 371 Milliarden Euro in Aktien investiert waren, verringerte sich das Volumen im darauffolgenden Jahr auf 182 Milliarden Euro. Die Veränderung von 2011 auf 2012 hingegen war von 222 Milliarden auf 259 Milliarden Euro wieder eine positive. Quelle: dpa
Investmentfonds unterliegen den gleichen Schwankungen wie Aktien. Im vergangenen Jahr investierten die Deutschen rund 420 Milliarden Euro in solche Fonds und damit knapp 25 Milliarden mehr als noch 2011. Doch bereits 2007 lagerten die Bundesbürger über 467 Milliarden Euro in Investmentfonds. Quelle: dpa
Geldanlagen bei Versicherungen stehen bei den Deutschen hoch im Kurs. Rund 1,5 Milliarden Euro des Geldvermögens liegen bei den Versicherungen. Besonders beliebt sind Lebensversicherung, Pensionskassen und Versorgungswerke. Quelle: dpa

2012 verfügten Bürger ab 17 Jahren laut DIW insgesamt über ein Bruttovermögen (ohne Fahrzeuge und Hausrat) im Wert von 7,4 Billionen Euro - 500 Milliarden Euro mehr als 2002. Dem standen Schulden von 1,1 Billionen Euro gegenüber. Demnach verfügte laut DIW jeder Erwachsene im Schnitt über ein Nettovermögen von 83.000 Euro. Das setzt sich zusammen unter anderem aus Immobilien, Geld-, Sach- und Betriebsvermögen oder aus Versicherungen und Bausparverträgen. Das mittlere Einkommen hingegen, bei dem die reichere Hälfte von der ärmeren getrennt wird, sei mit 17.000 Euro deutlich niedriger.

Das reichste Zehntel der Bevölkerung besaß den Angaben zufolge ein Nettovermögen von mindestens 217.000 Euro. In Ostdeutschland gehörten Personen mit einem Vermögen von 110.000 Euro bereits zu den reichsten zehn Prozent, im Westen seien 240.000 Euro nötig. Auch sonst gebe es deutliche Ost-West-Unterschiede: Während Erwachsene in Westdeutschland im Schnitt 94.000 Euro Vermögen besäßen, seien es im Osten nur etwas mehr als 41.000 Euro.

„Der Unterschied zwischen Ost und West zeigt sich erst mit fortschreitendem Alter“, sagte Grabka. Erst ab Mitte 30 entwickelten sich die Besitzverhältnisse auseinander. Ältere Jahrgänge blieben im Osten mit einem Durchschnitts-Vermögen von etwa 50.000 Euro deutlich hinter ihren westdeutschen Altersgenossen zurück.

Die Vermögen von Männern fallen mit durchschnittlich 97.000 Euro rund 27.000 Euro höher als die der Frauen. Das höchste Pro-Kopf-Vermögen wiesen alleinstehende Männer im Alter von 60 Jahren auf (150.000 Euro). Besonders gering sei der Besitzstand von Alleinerziehenden: Ein Single mit zwei Kindern verfügte im Schnitt über ein Nettovermögen von 21.000 Euro, mit einem Kind von 35.000 Euro. Auch bei Paaren sinke das Vermögen mit steigender Kinderzahl: Ehepaare ohne Kinder besaßen im Schnitt laut DIW 108.000 Euro, mit einem Kind waren es 63.000 Euro, mit zwei Kindern gut 50.000 Euro.

Den größten Teil machten mit 5,1 Billionen Euro der Grund- und Immobilienbesitz aus. Dieser und die Nutzung von Hypothekenkrediten seien in Westdeutschland nach wie vor weiter verbreitet als im Osten. Dagegen würden Konsumentenkredite in Ostdeutschland weit häufiger in Anspruch genommen. 47 Prozent aller Erwachsenen verfügten über Geldvermögen - im Schnitt etwa 29.000 Euro.

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