Die globalen Aktienmärkte taumeln in dieser Woche mal wieder, die erwartete Jahresendrally, die manche Aktie wieder ins Plus bringen könnte, bleibt weiterhin ein frommer Wunsch. Das Umfeld wird von Investoren als immer unfreundlicher empfunden, die Angst vor einer Rezession geht um. Der Dax notiert so tief, wie zuletzt Anfang Dezember 2016. Steigende Zinsen und die Diskussionen über Zolltarife zwischen China und den USA setzen allen Märkten zu. In Europa sind Investoren von der Unsicherheit beim Brexit, den Diskussionen über die Verschuldung Italiens und von den Türkei-Turbulenzen irritiert. Aber je unruhiger die Börsen werden, desto gelassener treten diejenigen öffentlich auf, die Milliardenvermögen anlegen und mit der gestiegenen Volatilität umgehen müssen.
Am Donnerstag, als der Dax zeitweise um mehr als 2,5 Prozent gefallen ist, wagten die Chefanleger der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS einen Ausblick auf 2019. Die DWS ist Deutschlands größtes Fondshaus mit knapp 700 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen, die Aktien-, Renten-, Immobilienfonds und Mischungen aus diesen Anlagen werden weltweit verkauft.
Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer DWS, ist derjenige für den Blick auf das große Ganze: Eine Rezession erwartet er nicht. Er hat in der Historie nach vergleichbaren Mustern wie heute gesucht und verschiedene Wirtschaftsindikatoren daraufhin geprüft, ob die jetzt dafürsprechen, dass sich der Wirtschaftsmotor weltweit abkühlt und ein Abschwung bevorsteht. Soweit sei man noch nicht, denn etwa ein Produktivitätswachstum könne die Wachstumsphase noch verlängern.
Plus im Dax
„Wir haben solide wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Gewinnentwicklung der Unternehmen ist intakt, die Risiken kommen aus der Politik“, diagnostiziert Kreuzkamp die Lage. Als vorsichtig optimistisch lässt sich seine Haltung ungefähr deuten. „2018 haben wir Extreme an den Märkten gesehen, 2019 sollte sich auch eine Diversifikation im Depot wieder lohnen“, verspricht er und erwartet für den Dax etwa „ein Plus von sieben bis acht Prozent“.
Konnten steigende Anleihenkurse in der Vergangenheit Turbulenzen bei Aktien abfangen, so haben 2018 viele Geldanlagen verloren. Das machte es für Fondsmanager, die Mischfonds lenken, schwer, ein Plus zu erzielen, es sei denn, sie setzen auch im großen Stil Absicherungsstrategien ein. Knapp um die Nulllinie liegen US-Aktien in diesem Jahr, Bundesanleihen legten zwei Prozent zu, europäische Anleihen bonitätsstarker Unternehmen verloren ein Prozent an Wert, US-Staatsanleihen ebenfalls, der Dax und europäische Aktienkurse liegen mehr als zwölf Prozent im Minus.
Bill Chepolis, der Anleihenchef der DWS, hält aktuell US-Anleihen, die in zwei Jahren mit einer Rendite von knapp unter drei Prozent zurückgezahlt werden, für eine sinnvolle Geldanlage, ebenso Unternehmensanleihen aus Asien und den USA von bonitätsstarken Unternehmen. Diese guten Renditen bei Anleihen sind genau das Problem für die Aktienfondsmanager: Anleihen sind wieder attraktiv und mancher geht das Risiko des Aktienkaufs nicht mehr ein, wenn er bis zu drei Prozent Rendite mit US-Staatsanleihen verdient.
Gewinne pro Aktien haben noch Potenzial
Petra Pflaum, Co-Chefin für den Aktienbereich rechnet nicht mehr damit, dass Unternehmen ihre Margen weiter steigern können, erwartet aber, dass die Gewinne je Aktie weiter zunehmen – um weltweit im Schnitt etwa fünf Prozent. Mit einem Mix aus Wachstumstiteln, deren Geschäft langfristig gute Aussichten bieten, und günstig bewerteten Substanzaktien, die sich etwa durch eine hohe Dividendenrendite, solides Geschäft und eine geringe Verschuldung auszeichnen, könnten auch Aktienportfolios im aktuellen Umfeld noch performen, erwartet sie. Je nachdem, wie sich das Wirtschaftswachstum entwickele, könnten auch Aktien aus Schwellenländern sowie Technologietitel gut laufen. In einem Bärenmarkt allerdings wären Aktienanleger mit defensiven Aktien wie Basiskonsumwerten aus den USA auf der sichereren Seite.
Fondsmanager Klaus Kaldemorgen, dessen Fonds DWS Concept Kaldemorgen mit einer schwarzen Null aktuell noch vergleichsweise gut im Rennen liegt, hält für 2019 Gold für einen guten Stabilisator im Depot. In seinem Fonds macht die Position etwa sechs Prozent aus. Allzu große Hoffnungen auf hohe Renditen machte der erfahrene Manager allerdings den Kunden nicht, die nur geringe Kursschwankungen in ihrem Depot akzeptieren. Mehr als zwei bis drei Prozent Plus sei bei einer Volatilität von fünf Prozent kaum zu machen.
Doch während die Experten im achten Stock der DWS-Zentrale noch nach Erklärungen suchten, haben andere Investoren schon wieder mehr Aktien verkauft und werden vorsichtig. Allzu viele rechnen derzeit mit schlechteren Nachrichten.