




In der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan ist die Krise Russlands deutlich zu spüren: Die Wirtschaftssanktionen des Westens im Zuge des Ukraine-Konflikts sowie der massiv gesunkene Rubel machen dem armen Nachbarstaat zu schaffen. Im vergangenen Jahr musste sich die Regierung deshalb von der Hälfte seiner Gold- und Devisenreserven trennen.
Die Zentralbank Tadschikistans teilte mit, von den überwiegend in Gold gehaltenen Reserven im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar seien lediglich 481 Millionen Dollar übrig. Die Verkäufe waren nötig, weil rund die Hälfte der Wirtschaftsleistung von tadschikischen Wanderarbeitern in Russland stammt und diese nun massiv zurückgeht.
Auch von Russland hieß es zeitweise, die Ölpreis- und Rubelkrise zwinge Russlands Zentralbank, seine Goldreserven zu verkaufen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wie die "Financial Times" berichtet, hat Russland seine Goldreserven unverdrossen weiter aufgestockt. Für Goldkäufe gab das Land sogar mehr aus als je zuvor seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) legen nahe, dass die russische Zentralbank 2014 bis einschließlich November insgesamt 152 Tonnen Gold gekauft hat – umgerechnet für mehr als sechs Milliarden Dollar. Russland hat damit bereits den neunten Monat in Folge seine Goldreserven erhöht.
Insgesamt geht der IWF von russischen Goldreserven im Gesamtvolumen von 1187 Tonnen aus. Die Zahlen wurden erst Mitte Januar veröffentlicht und berücksichtigen Angaben der jeweiligen Staaten bis November 2014. Berichten zufolge soll Russland im Dezember nochmals 600.000 Unzen beziehungsweise 18,7 Tonnen Gold hinzugekauft haben. Moskaus Goldreserven sollten damit inzwischen bei mehr als 1206 Tonnen liegen. Damit hat sich Russlands Goldschatz in nur fünf Jahren mehr als verdoppelt. Nur vier Staaten sowie der IWF verfügen über noch größere Goldreserven.
Die wichtigsten Fakten zu Gold
Die gesamte Goldnachfrage im dritten Quartal 2014 betrug 929,3 Tonnen. Damit ist die Nachfrage um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 952,8) gefallen.
Quelle: World Gold Council
Die weltweite Nachfrage nach Schmuck betrug im dritten Quartal 2014 insgesamt 534,2 Tonnen und ist damit um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 556,3) gefallen.
Die Nachfrage des Technologiesektors belief sich im dritten Quartal 2014 auf 97,9 Tonnen und fiel, verglichen mit den 103,1 Tonnen im dritten Quartal 2013, um fünf Prozent.
Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen ist im dritten Quartal 2014 deutlich gesunken – auf 245,6 Tonnen. Ein Minus von 21 Prozent im Vergleich zu 2013 (Q3: 312,3).
Dass die Gesamtnachfrage nach Gold gefallen ist, ist auch auf die Abflüsse aus Gold-EFTs zurückzuführen. Im dritten Quartal 2014 beliefen sich diese auf 41,3 Tonnen. Allerdings ist das deutlich weniger als im Vorjahr. Im dritten Quartlal 2013 betrugen sie noch 120,2 Tonnen.
Die Nettoeinkäufe von Zentralbanken betrugen im dritten Quartal 2014 92,8 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von neun Prozent (Q3'13: 101,5).
Die Goldnachfrage im Investment belief sich im dritten Quartal 2014 auf 204,4 Tonnen. Das ist eine minimale Steigerung von sechs Prozent, im Vorjahresquartal waren es 192 Tonnen.
Russland will unabhängiger vom Dollar werden
Mit den Goldkäufen verfolgt die russische Zentralbank das von Präsident Putin angekündigte Ziel, unabhängiger vom US-Dollar zu werden. Die Dollar- und Euro-Reserven des Landes sind tatsächlich deutlich zurückgegangen: Putin hatte die russischen Konzerne aufgefordert, ihre Dollar- und Euro-Bestände in Rubel zu tauschen. Gold ist für Russland eine weitere Alternative, da Gold weltweit als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel akzeptiert wird, es sich aber der Kontrolle einzelner Staaten entzieht. Goldkäufe stützen auch nicht die Wirtschaft in den USA oder Europa.
Vielmehr stützen die Goldkäufe den Rubel, da sie mit Devisen bezahlt werden und somit die US-Währung durch das zusätzliche Dollarangebot schwächen. Ein weiterer Vorteil: Die Goldnachfrage von Russlands Regierung sorgt für Preisauftrieb beim Edelmetall. Die russischen Goldreserven werden somit immer wertvoller. Das sind auch für Anleger gute Nachrichten.
Viele Beobachter vermuten jedoch, dass Russlands Goldreserven weit höher sind, als aus den offiziellen Zahlen des IWF hervorgeht. Zum einen, weil sich Russland vom IWF nicht unbedingt in die Karten gucken lassen will. Zum anderen, weil sich in dem riesigen Land eine Menge Goldminen befinden, die Russland zum drittgrößten Goldförderstaat der Welt machen. Russische Minen förderten 2013 knapp 250 Tonnen Gold und damit mehr, als exportiert wurde. Die Vermutung liegt nahe, dass Russland auch Gold von heimischen Produzenten kauft, diese aber nicht dem IWF meldet.
Im vergangenen Jahr kauften die Zentralbanken weltweit netto 461 Tonnen Gold – so viel wie nur einmal zuvor seit Aufhebung des Goldstandards im Jahr 1971. Dabei stockt kein Land seine Reserven so sehr auf wie Russland, das für mehr als ein Drittel der Käufe verantwortlich ist. Inzwischen verfügt Russland offiziell über die sechstgrößten Goldreserven – nach USA, Deutschland, IWF, Italien und Frankreich.