Edelmetalle im Vergleich Platin glänzt, Gold bleibt stumpf

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Aufwärtstrend bei Palladium hält an

Eine Lösung ist nicht in Sicht, aber der Druck steigt. Hilfsorganisationen haben bereits begonnen, die hungernden Streikenden mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Minenbetreiber kostet jeder Tag ohne Erzförderung eine Menge Geld. Analysten der britischen Großbank HSBC gehen aber davon aus, dass selbst bei einer schnellen Einigung das Angebot noch länger knapp bleibt, weil mehrere Monate vergehen könnten, bis stillgelegte Minen wieder mit voller Kapazität Erz fördern.

Johnson Matthey, die für ein Drittel der weltweiten Katalysator-Produktion verantwortlich zeichnen, rechnet damit, dass die Platin-Nachfrage in diesem Jahr das Angebot um 1,218 Millionen Feinunzen übersteigen werde. Das sei die größte Lücke seit Beginn der Aufzeichnungen 1975.

Ungebrochener Aufwärtstrend bei Palladium

Beim noch knapperen Palladium soll das Angebotsdefizit sogar 1,6 Millionen Unzen betragen. Dazu tragen neben den Streiks auch zwei erst im Frühjahr in Südafrika aufgelegte Palladium-ETFs bei. Die beiden börsengehandelten Fonds haben in nur drei Monaten ein Drittel der gesamten potenziellen Jahresproduktion am Kap, also etwa 800.000 Unzen aufgekauft.

Der Palladiumpreis hat bereits den höchsten Stand seit drei Jahren erreicht. „Die Märkte sind kurzfristig zwar etwas überhitzt. Jedoch ist mittelfristig mit weiteren Preisanstiegen zu rechnen“, konstatiert Weinberg. Bei Palladium sorgt nämlich neben den genannten Faktoren auch der Streit zwischen Ukraine und Russland für Preisauftrieb. Die Befürchtung: Sanktionen des Westens gegen Russland könnten den Handel mit russischem Palladium lähmen.

Wissenwertes zu Palladium

Die Gefahren aufgrund von Sanktionen gegen Russland sollten Anleger jedoch nicht überschätzen. Am physischen Angebot von Palladium wird sich auch im Falle von Sanktionen kaum etwas ändern, weil die Industrieländer kaum freiwillig auf den Import von Palladium verzichten werden. „Die Autohersteller können auf die Platinmetalle in den Autokatalysatoren nicht verzichten. Im Zweifel werden die Lieferungen wohl über andere Länder umgeleitet werden“, vermutet Rohstoffmarktexperte Weinberg.

Platin und Palladium schlagen Gold und Silber

Unter dem Strich deutet alles auf weiter steigende Platin- und Palladiumpreise hin. Anleger, die auf Palladium oder Platin setzen wollen, sollten jedoch bedenken, dass die guten Aussichten für beide Metalle schon in den gestiegenen Preisen berücksichtigt sind.

Eine gute Gelegenheit zum Einstieg dürfte sich daher vor allem bei absehbaren Preisrückschläge bieten. „Sollte es zu einer Beendigung der Streiks in Südafrika kommen, rechne ich als erste Reaktion mit deutlich sinkenden Preisen für Platin und Palladium. Da kann es durchaus zu Preisrückgängen von fünf Prozent und mehr kommen“, erwartet Commerzbank-Analyst Weinberg. „Aber an der langfristigen Situation wird das nichts ändern. Eine Einigung im Streik käme einer Verdoppelung der Minenarbeiterlöhne gleich. Die Produktionskosten und damit auch die Preise, zumindest in Rand gerechnet, dürften sich dann in den kommenden Jahren um 60 bis 70 Prozent erhöhen.“

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