
Spekulationen auf eine Abschwächung des weltweiten Auto-Absatzes haben Platin am Dienstag belastet. Der Preis für eine Feinunze des für den Bau von Katalysatoren benötigten Edelmetalls fiel um bis zu 1,8 Prozent und war mit 899,80 Dollar so niedrig wie zuletzt vor etwa sechseinhalb Jahren. HSBC-Analyst James Steel bezeichnete die aktuellen Verluste allerdings als überzogen.
Wissenswertes zu Platin
Platin gilt gemeinhin als das wertvollste Edelmetall der Welt. Allerdings lag sein Preis pro Unze schon mehrfach unter dem Goldpreis. Im ausklingenden Goldboom 2012 und 2013, als der Goldpreis vom 2011er-Rekordhoch bei 1869 Dollar pro Feinunze schrittweise nach unten korrigierte, war Platin bereits billiger als das gelbe Edelmetall zu haben. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung gegenüber dem Gold fiel der Platinpreis auch 2015 hinter den Goldpreis zurück.
Rund drei Viertel der weltweiten Platin-Förderung kommt aus südafrikanischen Bergwerken. Allein auf den größten Platinproduzenten Anglo American Platinum – eine Tochter des Rohstoffkonzerns Anglo American – entfallen 40 Prozent des weltweit geförderten Platins. Zusammen mit Lonmin und Impala Platinum sitzen die drei größten Hersteller in Südafrika.
Während jährlich etwa 2.500 Tonnen Gold und 20.000 Tonnen Silber aus dem Boden geholt werden, sind es bei Platin nur etwa 200 Tonnen. Das Metall ist seltener und schwerer als Gold.
Der Streik im Jahr 2014 der Mitarbeiter in den südafrikanischen Platin-Minen war der bislang längste und kostspieligste der Landesgeschichte. Mehr als 70.000 Minenarbeiter gingen im Januar 2014 in den Ausstand. Erst Ende Juni 2014 verständigten sich unter Einflussnahme der Regierung Südafrikas Minenbetreiber und Arbeiter auf eine Lohnerhöhung um 20 Prozent. Die Förderkosten für Platin sind dementsprechend gestiegen.
Die drei großen Platinproduzenten Anglo American Platinum, Lonmin Plc and Impala Platinum schätzten die Umsatzeinbußen durch den Streik auf knapp zwei Milliarden US-Dollar. Die Minenarbeiter verzichteten durch den fortgesetzten Streik Löhne in Höhe von 9,5 Milliarden Rand, umgerechnet 882 Millionen Dollar. Dennoch bewegte sich der Platinpreis trotz des Förderungsausfalls in dieser Zeit kaum aufwärts, weil Lagerbestände den Produktionsausfall kompensieren konnten. Das Beispiel zeigt, dass der Platinpreis kaum oder nur sehr langsam auf das Angebot reagiert, sondern vielmehr die Nachfrager die Preise bestimmen.
Platin wird vor allem in der Autoindustrie zur Herstellung von Katalysatoren für verwendet. Besonders für Dieselmotoren sind Katalysatoren mit Platinbeschichtung gefragt. Schätungsweise 44 Prozent des Gesamtverbrauchs entfallen auf die Verwendung in Katalysatoren. Andere Industrien sind für etwas mehr als 20 Prozent der Nachfrage verantwortlich. Zudem ist Platin auch in der Schmuckindustrie gefragt, sie steht für rund ein Drittel der Nachfrage. Für Anleger gibt es auch Münzen oder Barren – allerdings ist das Angebot deutlich geringer als bei Gold oder Silber. Lediglich neun Prozent der Nachfrage kommt von Investoren.
Anleger übersähen, dass nach "Dieselgate" - der Volkswagen -Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren - mit einer Verschärfung der Umweltauflagen gerechnet werden müsse. Da zudem Platin vor allem in Katalysatoren für Benziner eingesetzt werde, steige langfristig die Nachfrage nach diesem Edelmetall.
Das für Diesel-Katalysatoren verwendete Palladium notierte am Dienstag kaum verändert bei 643,75 Dollar je Feinunze. Gold büßte 0,5 Prozent auf 1126,35 Dollar ein.