Dennoch sagen Sie, Silber würde vor allem von Inflation und Währungskrise profitieren?
Bei hoher Inflation schlägt die Sternstunde für Silber, denn es bietet historisch betrachtet den besten Inflationsschutz. Wir können natürlich darüber streiten, ob es überhaupt jemals wieder hohe Inflationsraten geben wird. Trotz all der expansiven geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken war die Inflationsrate in den vergangenen Jahren rückläufig. Silber hat aber in den 70er Jahren - einer Zeit hoher Inflation - die stärksten Anstiege gesehen, hat Öl, Gold und die Aktienmärkte geschlagen. Auch steigende Preise am Rohstoffmarkt heben den Silberpreis. Die Rohstoffhausse begann im Oktober 2001. In der Folge war zu beobachten, dass Silber alle anderen Anlageklassen deklassieren konnte. Der maximale Anstieg seitdem lag im April 2011 bei 1083 Prozent – fast eine Verelffachung und Gold kam im September 2011 nur auf einen maximalen Zuwachs von 597 Prozent. Selbst heute sehen wir, dass Silber unter allen Rohstoffen noch die Nase vorn hat. Auch während der zunehmenden Inflationssorgen 2010 bis Anfang 2011 war Silber der Überflieger. Investoren sollten Silber also auf dem Radar haben, wenn eine gut laufende Weltwirtschaft mit zunehmenden Inflationssorgen gepaart ist.
Viele Wirtschaftsexperten halten in diesen Phasen besonders Aktien für attraktiv.
Aktien allgemein bieten aber nicht den Inflationsschutz. Der langfristige Vergleich zwischen der US-Inflation und dem S&P 500 zeigt zum Beispiel, dass beim ersten Inflationsschock im Zuge der Ölkrise der S&P 500 massiv einbrach. Schon weit vor dem ersten Ölpreisschock hatten wir in den USA eine Inflationsrate von mehr als sechs Prozent. Zu dieser Zeit brach auch der Aktienmarkt massiv ein. Bei großen Inflationsschüben – die derzeit die meisten Investoren für die nächsten Jahre ausschließen – ist die Aktie eben nicht die richtige Fluchtburg. Nur Gold ist positiv mit hohen Inflationsraten korreliert.
Bieten die Aktien der Edelmetallproduzenten und Minengesellschaften dann nicht sogar noch mehr Schutz und Renditepotenzial?
Längerfristig sehe ich bei Minen Nachteile. Dazu gehört zum Beispiel politische Einflussnahme. Mexiko etwa plant eine Sondersteuer für Minengesellschaften, die Minenbetreiber wie Fresnillo schon dazu veranlasst haben, auf künftige Ergebnisbelastungen hinzuweisen. Zudem fällt der Mineralgehalt je Tonne Fördermenge seit Jahrzehnten. Die Förderkosten steigen langfristig, auch wenn der Kostensteigerungsdruck kurzzeitig nachlässt. Als Minenbetreiber würde ich auch nicht das letzte Gramm aus der Mine herausholen, solange der Silberpreis noch niedrig ist. Trotzdem zieht die Silberproduktion an. Ich vermute, dass die Edelmetallproduzenten einen möglichst hohen Cash Flow generieren müssen, um ihre hohen Fixkosten zu decken und ihre Aktienkurse zu stützen. Hier nährt der Abschwung den Abschwung. Ich glaube daher nicht daran, dass die Minen in den nächsten fünf bis sechs Jahren einen Siegeszug erleben werden, wie sie ihn in den 70er Jahren hatten.
Für neue Silberpreisrekorde könnte eine Währungskrise sorgen, sagten Sie vorhin. Glauben Sie, der Euro wird zusammenbrechen?
Ich gehöre aber nicht zu denen, die eine deflationäre Krise japanischen Ausmaßes in Europa erwarten. Das halte ich für Unsinn. Ich glaube, dass Draghis Versprechen, alles für den Erhalt des Euro zu tun, nicht nur eine Worthülse war. Wenn ich an einen Zusammenbruch des Euro glauben würde, müsste ich meinen Silberanteil in meiner Vermögensverwaltung ganz massiv reduzieren.