Edelmetallmarkt Silber - Abwärts mit Potenzial

Der Silberpreis ist im laufenden Jahr um mehr als ein Drittel gefallen. Zu Unrecht sagen die einen. Er kann noch weiter fallen, sagen die anderen. Warum Silber vor allem langfristig interessant ist.

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Silberkursentwicklung

Seitdem die großen Wirtschaftsnationen gegen die Schuldenkrise ankämpfen, sagen Pessimisten den Zusammenbruch von Währungen voraus. Einzig Edelmetalle und Sachwertinvestitionen wie etwa Immobilien böten Schutz für Sparer und Kapitalanleger. Zudem würde die Geldflut der Notenbanken den Wert von Papiergeld mindern, die Inflation früher oder später das Kapital der Sparer vernichten. Die Argumentation ist schlüssig, weil Edelmetalle knapp, unverderblich und als alternatives Zahlungsmittel seit Jahrtausenden begehrt sind. Vor allem Gold profitierte lange Zeit. In diesem Jahr aber stehen bei Gold und Silber massive Verluste ins Haus. Die beiden Edelmetalle weisen aber auch deutliche Unterschiede auf. 

Silber hat in diesem Jahr um 35 Prozent nachgegeben und steuert auf den größten Jahresverlust seit 1981 zu. Auch Gold verlor auf Jahressicht 26 Prozent. Hintergrund der Verluste ist die Erwartung, dass die US-Notenbank mit einer Verringerung ihrer monatlichen Anleihekäufe in Höhe von 85 Milliarden Dollar beginnen könnte – auch wenn die designierte Notenbank-Chefin Janet Yellen die Geldschleusen vermutlich länger weit geöffnet lässt, als das der amtierende Ben Bernanke vermutlich gewollt hätte.

Bei Gold hoffen vor allem Privatanleger, dass der Goldpreis wieder anzieht. Denn seit Monaten sind es vor allem die Hedgefonds und andere institutionellen Anleger, die sich von ihrem Papiergold – mit Gold hinterlegten Wertpapieren – trennen, um die maximale Rendite an anderen Märkten zu suchen, vor allem am Aktienmarkt. Die Börsen in New York, Japan, London und Frankfurt melden durchweg Allzeithochs.

Die Goldflucht der Profianleger drückt natürlich auf den Goldpreis. Die höheren Verlust beim Silber dürften auf den ersten Blick darauf zurückzuführen sein, dass der Silbermarkt noch anfälliger für Kursschwankungen ist. Schließlich ist der Silbermarkt mit einem Volumen von 21 Milliarden Dollar auch besonders klein. Für Langfristanleger zumindest ein kleiner Trost: Wer vor fünf Jahren Gold gekauft hat, liegt mit mehr als 50 Prozent im Plus, mit Silber jedoch fast 120 Prozent.

Zudem erfüllt Silber mehr als eine reine Zahlungsmittel- und Werterhaltungsfunktion. Wie auch Gold wird es stark als Schmuck nachgefragt, anders als Gold aber auch in nenneswertem Umfang als Rohstoff für die Industrie, etwa für Autokatalysatoren. Somit ist Silber stärker als Gold auch von der konjunkturellen Entwicklung abhängig.

Einige Marktbeobachter vermuten Preismanipulation

Gold- und Silberbarren in unterschiedlicher Größe liegen bei einem Goldhändler. Die Gold- und Silberpreise sind weiter im Sinkflug. Quelle: dpa

Und die ist weltweit betrachtet alles andere als in einer Boomphase. Die noch verhaltenen Wachstumssignale aus USA, Japan und Europa stimmen zwar positiv, reichen jedoch nicht, um den Motor der Weltwirtschaft aufheulen zu lassen.

Zudem vermuten etliche Marktbeobachter zunehmend Preismanipulationen am Silbermarkt. Dafür gibt es Indizien, ein Beweis steht indessen noch aus. Die Aufsichtsbehörden in Deutschland und Großbritannien prüfen allerdings das Preisfixing für Gold und Silber, nachdem es schon beim Interbankenzins Libor nicht immer mit rechten Dingen zuging und etliche beteiligte Banken deswegen bereits hohe Strafzahlungen akzeptiert haben.


Charttechnisch betrachtet gibt es derzeit noch keine Signale für einen bald wieder anziehenden Silberpreis. Kurzfristig, so berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, könnte der Silberpreis um über zehn Prozent auf 22 Dollar je Unze klettern. Zu diesem Schluss käme eine technische Analyse der Korea Exchange Bank Futures Co. Aktuell notiert Silber bei 20 Dollar, in Europa bei 14,68 Euro. Für das kurzfristige Kursziel müsste der Silber-Future jedoch zunächst unter anderem die Zehn-Tage-Linie nach oben durchstoßen. Eine Trendwende sei das jedoch noch nicht.

Langfristig bleibt Silber für Anleger dennoch interessant. Wenn sich die institutionellen Anleger aus Silber weitgehend zurückgezogen haben, die Konjunkturerholung weiter voranschreitet und der Aktienmarkt seine Boomphase beendet, dürfte Silber wieder verstärkt in den Fokus rücken. Spätestens wenn die Notenbanken damit beginnen, ihre expansive Geldpolitik zurückzufahren und womöglich auch die Zinsen wieder zu erhöhen, sollte sich der Silberpreis wieder erholen. Sollte dann auch die Inflation spürbar ansteigen, spricht nichts mehr gegen Silber. Experten wie Thorsten Schulte, besser bekannt als der „Silberjunge“ setzen deshalb seit Monaten auf langlaufende Kaufoptionen, die ihnen das derzeit niedrige Silberpreisniveau gleich für die nächsten drei oder vier Jahre sichern. Denn eins wird sich auch in Zukunft nicht ändern: Silber bleibt ein knappes Edelmetall. Bis sich das wieder in Dollar und Euro ausdrückt, brauchen Anleger vor allem Geduld.

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