
In den Fernsehmedien und Tagesnachrichten steht die wachsende Zahl von Hartz IV Empfängern und Sozialhilfebedürftigen im Mittelpunkt des Interesses. Viel ist von den Millionen privat überschuldeter Haushalte die Rede. Doch der Eindruck täuscht. Tatsächlich sind sicherlich 80 Prozent der Deutschen Bevölkerung so vermögend wie noch nie zuvor. Dies betrifft nicht nur Großunternehmer und prominente Megareiche. Die Wohlstandswelle hat die gesamte Nation erfasst.
Diese Entwicklung wird durch stabile Trends und Faktoren gestützt. Jahrzehnte beständigen Schaffens innerhalb friedlicher Rahmenbedingungen - moderates Zinsniveau, Öffnung globaler Märkte und kontrollierte Inflation - haben zu einer wahren Explosion der Unternehmereinkünfte geführt. Viele erfolgreiche, mittelständische Geschäftsleute verdienen heute in einem Jahr mehr als sie früher Umsatz gemacht haben. Zum anderen ist das Gehaltsniveau vieler Fach- und Führungskräfte weit überdurchschnittlich gestiegen. Jahr für Jahr können Rücklagen und Ersparnisse gebildet werden.
Zur Person
Nach einer Industriekarriere ist Elsässer seit 1998 selbständiger Value Investor und gründete vor dreizehn Jahren den Value Fonds "ME Fonds - Special Values“ (www.aqualutum.de). Elsässer wuchs in London, Hongkong und Paris auf. Nach Banklehre und Wirtschaftsstudium in Köln arbeitete er in einer Wirtschaftsprüfungs-Sozietät, als Finanzdirektor bei Dow Chemical Deutschland, in Sydney für Benckiser und in Singapur für die Storck Gruppe. Darüber hinaus arbeitete er einige Jahre eng mit dem New Yorker Investor Guy Wyser-Pratte zusammen, mit dem er unter anderem 2001 gegen den Rüstungskonzern Rheinmetall zu Felde zog. Im Jahr 2012 gründete er mit dem Profifußballer Simon Rolfes das Sport-Management Unternehmen Rolfes & Elsässer - The Career Company.
Des Weiteren erzielen Eigentümer erfolgreicher Firmen bei Unternehmensverkäufen Rekordpreise. Oft werden Transaktionen zum doppelten oder dreifachen Umsatz als Kaufpreis abgeschlossen. Die Bewertung von Großkonzernen an den Börsen hat sich in den letzten 20 Jahren vervielfacht. Gründerfamilien werden mit unerwarteten Vermögensgrößenordnung konfrontiert.
Zur Veranschaulichung: Ein winziger Anteil von nur 0,4 Prozent an der Firma Johnson & Johnson ist heute über eine Milliarde Euro wert. Analog sind die jährlichen Ausschüttungen an Mitglieder alter Industriedynastien gestiegen. Im Rahmen der Generationenfolge ist das Erben unter der „normalen“ Durchschnittsbevölkerung viel weiter verbreitet als angenommen. Wenn Sie in einer Behörde oder einem Großunternehmen arbeiten, dann können Sie davon ausgehen, dass mindestens jeder zehnte Kollege oder jede zehnte Kollegin Vermögen geerbt hat oder erben wird. Immer mehr Menschen haben zusätzlich zu ihrem Arbeitseinkommen Vermögenssubstanz oder Zusatzeinkünfte aus Erbschaften.





In unserer Gesellschaft ist dies ein wohlgehütetes Geheimnis. Man spricht nicht darüber. Die Angst vor Neid oder Aussonderung sitzt tief. Allein aus meinem Umfeld kann ich mit zahllosen Beispielen von Menschen aufwarten, die sich in ihrer „Not des Erbens“ an mich vertrauensvoll wenden. Ein einfacher Musiker, der täglich mit dem Fahrrad zur Probe fährt und nachmittags zu Hause Musikunterricht gibt, hat zwei Häuser im Wert von 500.000 Euro von seiner Tante geerbt. Auf meinen Vorschlag, er möge doch erst einmal die Hypothek auf seinem Einfamilienhaus ablösen, erwidert er, dass habe er längst schon getan, als seine andere Tante vor Jahren gestorben sei.
Ein anderes Beispiel: Auf der Suche nach einer Industriehalle bekomme ich den Tipp, dass eine bestimmte Immobilie zwei Schwestern gehört, deren Vater selbständiger Handwerker gewesen ist. Ich rufe daraufhin die eine Schwester auf ihrer Bürotelefonnummer an. Es stellt sich heraus, sie ist Sachbearbeiterin beim Einwohnermeldeamt. Als ich sie auf ihre Industrieimmobile anspreche, zuckt sie am Telefon zusammen und flüstert in den Telefonhörer: „Um Gottes willen, woher wissen sie das?“. In einem anderen Fall wundern sich die Nachbarn, wieso der Gymnasiallehrer einen gehobenen Lebensstandard führen kann. Nun seine Ehefrau ist Hausfrau, kümmert sich um die Familie, gehört aber in vierter Generation zu einem deutschen Rüstungsclan. Sie bezieht im Jahr etwa 800.000 Euro Jahreseinkünfte aus der Firma ihrer Vorfahren. Der Clan umfasst heute etwa 380 Mitglieder.
So hoch ist das Gehaltsniveau in Deutschland
Das Vergleichsportal Gehalt.de hat die Gehälter von 448.997 Arbeitsverhältnissen analysiert und dabei nach Bundesland, Hauptstadt, Region, Geschlecht, Firmengröße, Wirtschaftssektor, Führungsverantwortung und Berufseinstiegsgehalt differenziert. Quelle: Gehaltsatlas http://www.gehalt.de/downloads/presse/gehaltsatlas-2015-Gehalt-de.pdf
In München werden die höchsten Löhne gezahlt: Das Lohnniveau in der bayerischen Landeshauptstadt liegt 20,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Auch in Stuttgart (+19 Prozent) und Düsseldorf (+14 Prozent) sind die Gehälter überdurchschnittlich. Und das gehaltsstärkste Bundesland ist Baden-Württemberg. „Im Süden und im Westen werden zwar sehr gute Löhne gezahlt, allerdings sind hier die Lebenshaltungskosten entsprechend hoch. Arbeitnehmer, die ihren Job wechseln möchten, sollten diesen Aspekt stets vor Augen haben und gut kalkulieren“, sagt Artur Jagiello von Gehalt.de.
Noch immer herrschen große Unterschieden zwischen Ost und West. Die Gehaltsspanne zwischen dem vergütungsschwächsten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und Baden Württemberg mit dem höchsten Lohnniveau in Deutschland liegt bei 33 Prozent. Laut Untersuchung von Gehalt.de befinden sich alle neuen Bundesländer auf einem unterdurchschnittlichen Vergütungsniveau.
Im Vergleich der Landeshauptstädte belegen entsprechend Erfurt (-20 Prozent), Magdeburg (-23 Prozent) und Schwerin (-26 Prozent) die letzten Plätze. Die Gehaltslücke zwischen München und Erfurt liegt demnach bei 46 Prozent.
Bei der Betrachtung der regionalen Unterschiede nach ihren Postleitzahlen befinden sich die Gebiete mit den Anfangsziffern 0 und 1 auf den hinteren Rängen. Diese decken zum größten Teil die neuen Bundesländer ab. Dahinter folgen die Regionen mit der Postleitzahl 9 am Anfang. Hierzu gehören auch Teile des gehaltsstarken Bayerns sowie strukturschwächere Gebiete in Thüringen. Die besten Gehälter werden in Regionen mit den Anfangsziffern 8, 6, 7, 4 und 5 gezahlt.
Stadtstaaten wie Hamburg oder Berlin sind zwar beliebt, die Löhne jedoch geringer. In Berlin zahlen Arbeitgeber rund sieben Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. „Durch die Beliebtheit von Großstädten müssen die dort ansässigen Unternehmen nicht ganz so stark mit dem Gehalt locken, wie es im ländlichen Bereich der Fall ist“, erklärt Jagiello.
Die höchsten Gehälter können Akademiker in den südlichen Bundesländern erwarten. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt verdienen Uniabsolventen in Baden-Württemberg mit einem Plus 7,5 Prozent mehr Lohn am besten. Die hinteren Ränge belegen auch bei dieser Vergleichsgruppe die neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Nach wie vor verdienen Frauen weniger als Männer. Je nach Bundesland ergeben sich laut Studie unterschiedliche Entgeltlücken – die größte in Baden-Württemberg. Hier bekommen Arbeitnehmerinnen 37 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Allerdings werden hier die höchsten Löhne gezahlt. Einzig in Hessen (93,3 Prozent) und Hamburg (89,4 Prozent) verdienen Frauen im Schnitt besser als in Baden-Württemberg (87,1 Prozent). Mit rund 17 Prozent ist die Lücke in Mecklenburg-Vorpommern am kleinsten. Hier werden jedoch auch die geringsten Gehälter gezahlt.
Die meisten sind an ihren Nachnamen durch Verheiratung nicht zu erkennen. Allen ist eines gemeinsam: Bloß nicht auffallen, damit ja kein Mensch erfährt, dass man privilegiert geboren und zudem Nutznießer von ethisch problematischen Geschäften ist. Diese Thematik, eines vom Schicksal sozusagen auferlegten „Zwangsvermögens“, ist ein ganz besonderes Problem für Mitglieder von Gewerkschaften, von politischen Parteien wie der Grünen, Linken und Sozialdemokraten, Mitarbeitern von Umweltorganisationen und anderen Non-Profit Organisationen.
Die Wahrheit hinter verschlossenen Türen lautet: Wir haben es in Deutschland mit einer Nation zu tun, die in Richtung erheblicher privater Reserven tendiert, mit einer Art „Super-Schweiz“. Die Spaltung der Nation geht nicht entlang einer 50:50 Linie. Es dominiert unsichtbar ein Breitenreichtum, dem eine Minderheit wirtschaftlich Bedürftiger gegenübersteht. Ob dies nun als politisch korrekt empfunden wird oder nicht, gesellschaftspolitisch sollte man die Augen nicht davor verschließen.
Kulturell sind die meisten Familien auf den Umgang mit Vermögenswerten nicht vorbereitet. Die besondere Herausforderung der nächsten Jahrzehnte ist die Übergabe der Vermögen an die nächste Generation. Hier sind die meisten Familien völlig überfordert. An den Schulen wird das Thema ausgeklammert. Im privaten Umfeld ist ein Gedankenaustausch mit Freunden kaum möglich. Ich stelle immer wieder fest, wie verloren und unsicher die vererbende Generation vor der Frage steht: „Wie und wann sage ich was meinem Kinde?“
In diesem Schlamassel wird viel Porzellan zertrümmert. Von der schwierigen Aufgabe, die Kinder auf das Erbe vorzubereiten, wird meine nächste Auslese handeln. Eines der spannendsten Themen unserer Zeit.