Euro auf Tauchstation Gefährliche Verzweiflungstaten der Europäischen Zentralbank

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Währungsexperimente auf dem Weg zur Euro-Lira

Einen ersten unmittelbaren „Achtungserfolg“ konnte das Währungsexperiment der EZB auf ihrem Weg zur Euro-Lira jedenfalls schon erreichen, ging doch der „starke“ Euro gegenüber den anderen Inflationswährungen postwendend auf die von den Südeuropäern schon seit langem geforderte Talfahrt und wertete allein gegenüber dem Dollar im dritten Quartal um 8 Prozent ab.

Kumulierte Notenbank-Bilanzsumme. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Während die US-Notenbank ihr 1.500 Milliarden Dollar schweres QE3-Gelddruckprogramm im Oktober auslaufen lassen will, wird die Bank of Japan hingegen ihrem Geldmengenverdopplungsziel folgend auch in diesem Jahr wieder im Gegenwert von rund 450 Milliarden Euro frisches Geld drucken. Da sich – quasi just in time – aber nun die EZB bereit erklärt hat, anstelle der Fed die „Versorgung“ der Welt mit kostenlosem Geld zu übernehmen, kann kein Zweifel daran bestehen, dass die als Antwort auf die Überschuldungskrise von den Notenbanken gestartete Liquiditätsschwemme weltweit ihre Fortsetzung erfährt.

Im Umfeld der geldpolitischen Verzweiflungstaten der EZB, geopolitischer Unsicherheiten und konjunktureller Enttäuschungen hat Gold im September, jedenfalls auf Dollar-Basis, seine gesamten Jahresgewinne wieder eingebüßt, während die Aktien- und Anleihemärkte im Blasenmodus verblieben. Immer zahlreicher drängen neue Unternehmen an die internationalen Börsenplätze und treffen dabei – trotz mehr als ambitionierter Bewertungen (Alibaba, Rocket Internet) – auf überbordendes Interesse, was Erinnerungen an die Endphase der Technologieblase des Jahres 2000 wach werden lässt.

Nach dem jüngsten Preisverfall des Goldes prognostizieren viele Marktauguren dem „einstigen sicheren Hafen“ Gold nun Kurse von 1.050 Dollar je Feinunze und tiefer, womit unter den Investoren Ängste geschürt werden, die die Blasen anbetenden Auguren allerdings selbst haben sollten. Schließlich zeigen sechs Jahre Dauerrettung des Finanzsystems, eine seit 2007 von 107.000 Milliarden Dollar auf nunmehr über 150.000 Milliarden Dollar (!) gestiegene weltweite Verschuldung, oder ein sich nicht herbeidrucken lassender wirtschaftlicher Aufschwung, dass die geldpolitischen Verzweiflungstaten der Notenbanken die Probleme nicht gelöst, sondern dem System lediglich nur Zeit gekauft haben.

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