Wer erinnert sich noch an die „Ich-kaufe-griechische-Staatsanleihen!“-Aktion einer renommierten deutschen Wirtschaftszeitung vor nur zwei Jahren, die just zu einem Zeitpunkt startete, als Griechenland im Mai 2010 hätte sofort pleite gehen müssen – es aber dank 110 Milliarden frisch gedruckter Rettungsmilliarden nicht durfte? Fixiert auf die politische Schnapsidee, eine Einigung Europas über das größte Währungsexperiment in der Geschichte der Menschheit erreichen zu können, appellierten seinerzeit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft in nahezu kindlicher Naivität, im „Vertrauen“ in die „reuigen Sünder“ und als Zeichen notwendiger europäischer Solidarität private Ersparnisse nach Athen zu tragen, die dann als erste im März dieses Jahres dem „Hair-cut“ zum Opfer fielen.
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ Treffender als mit den Worten Albert Einsteins kann man die seit der Lehman-Pleite unter den Politikern und Notenbankern herrschende Hybris kaum beschreiben. Denn all die in den letzten Jahren „aufgemachten“ und in Summe mittlerweile Billionen schweren Rettungstöpfe sind nur Ausdruck eines vom Wahnsinn „gesteuerten“ Versuchs, das Problem der faulen Kredite durch politische Hütchenspiele verschwinden lassen zu wollen. Doch faule Kredite verschwinden erst, wenn sie abgeschrieben werden, und solange dies nicht geschieht, solange wird diese Krise auch noch andauern! Selbst die alle Dimensionen des Vorstellbaren sprengenden 1,018 Billionen Euro, die sich Europas Pleite-Banken mit zum Beispiel bis zum Jahr 9999 (!) laufenden „Sicherheiten“ via Maus-Klick von der EZB abholen konnten, erwiesen sich nur wenige Monate später nicht als die anfänglich große Hoffnung verbreitende „Dicke Bertha“, sondern nur als ein äußerst teurer Rohrkrepierer!
Die Aktienmärkte, die im Vertrauen auf die positiven Folgen der „Dicken Bertha“ noch mit großen Freudensprüngen ins neue Jahr gestartet waren, büßten ihre zwischenzeitlich gesehenen Zuwächse fast vollständig wieder ein. Erst die Beschlüsse des Euro-Gipfels vom 29. Juni 2012, den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) in einen Jackpot für Banken zu verwandeln, verhalfen den Aktienmärkten am letzten Juni-Handelstag zu üppigen Tagesgewinnen, so dass viele Indizes das erste Halbjahr doch noch in der Gewinnzone beenden konnten. Dagegen setzten sowohl Gold als auch Silber die im September 2011 begonnene Korrektur weiter fort.
Nur Scheinrettungen, die Krise eskaliert weiter
2008 wäre eine geordnete Lösung der Banken- und Schuldenkrise noch möglich gewesen. Wegen der aber bereits ins Feuer geworfenen Billionenbeträge, die unsere „Vorwärts-immer-rückwärts-nimmer“-Politiker niemals freiwillig als verloren deklarieren werden, ist heute hingegen eine solche kaum noch vorstellbar. Insofern dürfte die Krise entgegen aller zwischenzeitlich vermeldeter (Schein-)Rettungen weiter eskalieren.
Zwar erkennen die Euro-Protagonisten nun richtigerweise, dass zur Aufrechterhaltung der Währungsunion eine politische Union zwingende Voraussetzung wäre, doch ist selbst mit der damit zwangsläufig verbundenen faktischen Abschaffung der souveränen demokratischen Nationalstaaten Europas nicht die alles entscheidende Frage geklärt, wie ein unverändert von nationalstaatlichen Interessen dominiertes Europa dauerhaft funktionieren soll!
Zustimmung wie in der Volkskammer
Ungeachtet dessen soll aber der von den europäischen Staatschefs nur wenige Stunden vor der volkskammergleichen Zustimmung des Deutschen Bundestages/Bundesrats ad absurdum geführte dauerhafte Europäische (De)Stabilitätsmechanismus (ESM) mit einer Banklizenz (!) und schuldenfinanzierten (!) Bareinlagen noch in diesem Monat starten und so schon einmal die Haftungsunion faktisch per Staatsstreich erzwingen! Ausdrücklich jenseits jeglicher demokratischer und rechtlicher Kontrolle sollen dann allmächtige Bürokraten nach Belieben Schulden aufnehmen, Kredite (an Banken natürlich ohne Auflagen) verteilen oder unbegrenzte Mittel aus den nationalen Haushalten abfordern, nur um die Euro-Illusion noch etwas länger aufrecht zu erhalten.
Die Instrumente zur Euro-Rettung
Pro: Mit einer gemeinsamen Einlagensicherung und mit einem EU-weiten Sicherheitsnetz für Europas Banken könnte zwei bedrohlichen Szenarien vorgebeugt werden: einem Bank-run, bei dem die Sparer panisch ihre Einlagen von der Bank abheben. Und der Gefahr, dass nationale Auffangfonds nicht ausreichen, um nationale Banken zu stützen.
Contra: Gesunde Banken, allen voran in Deutschland, müssten im Ernstfall für ihre maroden Konkurrenten in anderen Euroländern zahlen. Außerdem gibt es noch keine effiziente europäische Bankenaufsicht. Damit gelten für die Banken noch unterschiedliche Voraussetzungen - und es besteht keine Möglichkeit, die Geldhäuser zu kontrollieren und Abwicklungen und Restrukturierungen zu erzwingen.
Wahrscheinlichkeit: nur vorhanden, wenn es vorher eine effiziente europäische Bankenaufsicht gibt. Das soll die Europäische Zentralbank übernehmen. Wenn dazu eine überzeugende Einigung gelingt: 60 Prozent.
Pro: Mit direkter Bankenhilfe aus dem ESM oder von der EZB wären Krisenländer wie Spanien ihr größtes Problem los: dass nämlich Notkredite der Europartner die Schuldenlast das Staatshaushaltes und damit die Pleitegefahr deutlich erhöhen. Der Rettungsfonds könnte den Banken direkt Sicherheiten zur Verfügung stellen, mit denen diese das notwendige Geld zur Rekapitalisierung aufnehmen. Im besten Fall verdient der ESM daran, weil er das Geld billiger aufnimmt als verleiht.
Contra: Bei direkter Bankenhilfe hätten die Euroländern keine Möglichkeit, Gegenleistungen von den Regierungen zu erzwingen. Zudem wäre nicht garantiert, dass die Banken die Unterstützung zurückzahlen, wenn kein Staat dahinter steht. Unklar ist überdies, wie Auflagen für die Banken selbst durchgesetzt werden sollten.
Wahrscheinlichkeit: Siehe BANKEN-UNION: ohne eine effiziente europäische Bankenaufsicht gleich null. Nach Aufbau einer europäischen Aufsicht: 70 Prozent.
Pro: Dahinter verbirgt sich die Idee gemeinsamer Staatsanleihen, die von den Ländern der Eurozone ausgegeben würden. Ihr Reiz läge darin, dass alle Staaten zusammen für die Rückzahlung haften und sich so gegenseitig Rückendeckung geben. Dadurch könnten selbst von den Anlegern geschmähte Euro-Sorgenkinder wie Spanien, Italien und Griechenland wieder zu günstigeren Zinsen an frisches Geld kommen - und so ihre schwächelnde Konjunktur ankurbeln. Befürworter wie Frankreich hoffen, dass damit der Teufelskreis aus steigenden Staatsschulden und höheren Zinsen ein für alle Mal durchbrochen und ein abschreckendes Signal an Spekulanten ausgesendet wird.
Contra: Vergleichsweise solide haushaltende Staaten wie Deutschland, dessen Bundesanleihen bei Investoren als sicherer Hafen gelten und deshalb ein historisches Zinstief erreicht haben, müssten bei der Ausgabe gemeinsamer Euro-Bonds wieder höhere Renditen in Kauf nehmen - und somit Milliarden draufzahlen. Gegner monieren zudem fehlende Reformanreize für hoch verschuldete Staaten, weil großzügige Ausgabenpolitik die eigene Bonität nicht mehr direkt beeinträchtigen würden. Sie lehnen auch eine gesamtschuldnerische Haftung ab - denn beim Ausfall eines Schuldners müsste das Kollektiv, also Deutschland wie jedes andere Land, komplett für dessen Verbindlichkeiten haften.
Wahrscheinlichkeit: tendiert auf absehbare gegen Null Prozent, wegen des vehementen Widerstands der Bundesrepublik und anderer Nordländer.
Pro: Euro-Bills sollen die Kritiker der Euro-Bonds beschwichtigen, weil sie eine kürzere Laufzeit haben und in der Summe begrenzt wären. Mit ihrer Hilfe dürfte sich jeder Staat nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz seiner Wirtschaftsleistung finanzieren. Wer die damit verbundenen Haushaltsregeln nicht einhält, würde im Folgejahr vom Handel mit den Papieren ausgeschlossen. Die Idee wurde in EU-Kreisen als Kompromiss lanciert, weil sich vor allem Berlin stoisch auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts beruft, das eine in Dauer und Höhe unbegrenzte Schuldenübernahme untersagt.
Contra: In Diplomatenkreisen werden die Euro-Bills als kleine Brüder der Euro-Bonds belächelt. Das erhoffte überwältigende Signal an Märkte und Spekulanten, dass Wetten gegen Euro-Staaten zum Scheitern verdammt sind, wären sie jedenfalls nicht mehr. Da Volumen und Laufzeit begrenzt sind, stellt sich zudem die Frage, ob sie die Nöte hoch verschuldeter Euro-Sorgenkinder unter steigendem Zinsdruck überhaupt effektiv zu lindern.
Wahrscheinlichkeit: 10 Prozent, weil Euro-Bills weder für die Befürworter noch für die Gegner gemeinschaftlicher Staatsanleihen die erhoffte Lösung wären.
Pro: Mit einem Schuldentilgungsfonds, wie ihn die fünf deutschen Wirtschaftsweisen vorgeschlagen haben, würden nur nationale Verbindlichkeiten jenseits von 60 Prozent gemeinschaftlich und zu niedrigen Zinsen bedient - also erst über der Marke, die der EU-Stabilitätspakt gerade noch zulässt. Bis zu dieser roten Linie müssten die Länder weiterhin alleine für ihre Schulden gerade stehen, andere Euro-Staaten also nicht für die gesamte Schuldensumme ihrer europäischen Partner haften. Der zu gründende Fonds würde sich selbst an den Finanzmärkten refinanzieren und dort über eine kollektive Haftung aller Mitgliedstaaten abgesichert.
Contra: Während neben der SPD und den Grünen zuletzt auch das Europäische Parlament und der Internationale Währungsfonds Sympathien für diese Lösung bekundet haben, hegt die Bundesregierung verfassungsrechtliche Zweifel. Koalitionspolitiker sehen in ihr den Einstieg in die Vergemeinschaftung von Schulden, wie sie die No-Bailout-Klausel der europäischen Verträge verbiete. Die Bundesbank empfindet schon die Bezeichnung "Schuldentilgungspakt" als missverständlich, weil damit keine harten Einsparauflagen und Überschüsse zur Rückzahlung der Staatsschulden einhergingen.
Wahrscheinlichkeit: 20 Prozent, da der Tilgungsfonds letztlich zwar ebenfalls die Übernahme fremder Schulden bedeutet, allerdings zu einem geringeren Umfang als bei Euro-Bonds oder Euro-Bills.
Pro: Mit der Ausgabe dieser Projektanleihen sollen in der EU bis Ende 2013 Privatinvestitionen von rund 4,5 Milliarden Euro mobilisiert werden. Dafür stünden in einer Pilotphase zwar nur 230 Millionen Euro aus dem EU-Budget zur Verfügung, Brüssel hofft jedoch auf einen 20-fachen Hebelfaktor: Mit der Europäischen Union im Rücken sollen Investoren kreditwürdiger erscheinen, dadurch an billigeres Geld kommen und so grenzüberschreitende Verkehrs- oder Energieprojekte finanzieren. Es bestünde also die Hoffnung, mit relativ geringem Risiko einen beachtlichen Effekt zu erzielen.
Contra: Skeptiker halten dem entgegen, dass sich für ökonomisch sinnvolle Projekte meist auch ohne staatliche Hilfe Privatinvestoren finden. Außerdem gebe es bislang lediglich eine Hand voll konkreter Vorhaben, die zudem nicht alle besonders ausgereift konzipiert seien.
Wahrscheinlichkeit: 95 Prozent, da eine informelle Einigung bereits Ende Mai erzielt wurde und die einzusetzenden Mittel in einem günstigen Verhältnis zum erhofften Nutzen stünden.
Doch wie auch immer der Weg zur Vergemeinschaftung der Schulden auch heißen soll, ob ESM, Bankenunion, Eurobonds („Stabilitätsanleihen“), Schuldentilgungsfonds oder EZB, die ökonomischen, sozialen und politischen Nebenwirkungen werden von der Politik kaum zu kontrollieren sein. Entsprechend werden diese dann – natürlich völlig überraschend – schon in naher Zukunft wieder zu den wesentlichen Bestimmungsfaktoren an den Märkten werden. Schließlich soll die nunmehr beschlossene Schuldenvergemeinschaftung zum Erhalt eines unhaltbaren Status quo nicht nur auf die Ende 2011 ausgewiesenen 8,22 Billionen Euro an Staatsschulden des Euroraumes – darunter 3,34 Billionen Euro der PIIGS – begrenzt bleiben, sondern quasi als Sahnehäubchen obendrauf auch noch die „Schwarzen Löcher“ der 34,814 Billionen Euro (!) bilanzierenden Banken Europas mit einbeziehen – alternativlos! „Bedingungslos und unwiderruflich“ steht gemäß ESM-Vertrag (Art. 9) dann die Bevölkerung der Euro-Retter-Staaten auch noch für die ausstehenden Brutto-Schulden der einsturzgefährdeten Bankias der Peripherie ein; für 10,1 Billionen Euro!
Finanzielle und politische Probleme
Man muss nun kein Prophet sein, um zu erkennen, dass durch die von den Pleite-Staaten geforderte (!) und als ein echter Gipfel des EU-Gipfels vom 29. Juni auch noch beschlossene komplette Schuldenvergemeinschaftung auf Deutschland unkalkulierbare Lasten und Risiken zurasen, die dann zwangsläufig auch hierzulande die vom Bundesbank-Chef Jens Weidmann angesprochenen „finanziellen“ wie auch „politischen Probleme“ mit sich bringen werden.
Angesichts der zahllosen Aushebelungen aller bisherigen papiernen Willensbekundungen ist bereits nur die theoretische Möglichkeit, dass sich die zum Ausgleich der ökonomischen Leistungsfähigkeit notwendigen dauerhaften Transferzahlungen in einer Haftungsunion per Fiskalpakt oder Schuldenbremse auf ein erträgliches Maß eingrenzen ließen, illusionär. Denn am Ende gilt das politische Naturgesetz: „Niemand hat die Absicht… zu sparen!“ Dementsprechend werden gerade die sozialistischen Regierungen in den Club-Med-Ländern als auch in Frankreich alles Erdenkliche daran setzen, sich ohne Abgabe nennenswerter Hoheitsrechte ihr „Dolce Vita“ so lang wie möglich durch die bei der EZB dank Target-2 und ELA oder dem ESM eröffneten unbegrenzten Kreditfazilitäten insbesondere auf Kosten der deutschen Bevölkerung zu verlängern. Die Rufe aus Frankreich, wo der Rechnungshof gerade erst ein zu stopfendes 40-Milliarden-Euro-Loch entdeckte, oder aus den Peripherie-Staaten nach Beendigung des „Jahres des Sparens 2011“ mit „nur“ 343,44 Milliarden Euro an neuen Schulden lassen deutlich erkennen, wohin die Reise letztendlich führen wird - in die gemeinschaftliche Pleite!
Glossar
Die Wirtschafts- und Währungsunion wurde 1990 in einem Drei-Stufen-Plan eingeläutet. 17 von 27 EU-Staaten haben seither den Euro eingeführt. Von den übrigen zehn sind sieben verpflichtet, den Euro zu übernehmen, wenn sie die Konvergenzkriterien erreichen. Nur Dänemark, Schweden und Großbritannien machen nicht mit.
Zu D-Mark-Zeiten war die Inflationsrate in Deutschland höher und volatiler als unter dem Euro-Regime. Das gute Euro-Ergebnis ist aber auch dem Wettbewerbsdruck durch die Globalisierung geschuldet.
Der von der EZB festgelegte Leitzins in Euro-Land liegt bei nur noch 1,0 Prozent. Ökonomen betrachten dieses Niveau für Deutschland als zu niedrig – und als Inflationsrisiko.
Das im Dezember 2009 in Kraft getretene Abkommen hat der EU zusätzliche Kompetenzen in den Bereichen Außenpolitik, Justiz und Inneres übertragen. Es regelt zudem erstmals das Procedere eines EU-Austritts einzelner Staaten.
Studien zeigen, dass die Wirtschaft auch dann wächst, wenn der Staat spart – vorausgesetzt, die Regierung setzt den Rotstift bei den Ausgaben an statt die Steuern zu erhöhen. Dagegen steigern kreditfinanzierte Staatsausgaben die Schulden und bremsen das Wachstum.
Zu D-Mark-Zeiten war Deutschland hinter den USA Vize-Weltmeister beim Export. Unter dem Euro-Regime brachte es Deutschland von 2003 bis 2008 zum globalen Ausfuhr-Primus. Mittlerweile heißt der Exportweltmeister China. Deutschland ist auf den dritten Rang zurückgefallen.
Bundestag ist ein Ja-Sager- und Abnickverein
Spätestens aber dann, wenn die (kehrt-)wendeerprobte Bundeskanzlerin ihre nächste Neujahrsansprache mit dem Satz „Deutschland ging es gut“ beginnen muss, und die bis zum 67. Lebensjahr zur Arbeit verdonnerten Deutschen nur noch wenig solidarische Lust verspüren, den französischen Genossen die Rente mit 60 zu bezahlen oder ein griechisches Beamtenheer (Mitte 2010 war jeder 15. Grieche Beamter, in Deutschland „nur“ jeder 51.) zu alimentieren, könnte auch im Ja-Sager- und Abnickverein Bundestag die (Abwahl-)Erkenntnis reifen, dass es alles andere als alternativlos war, ein in 60 Jahren hart erarbeitetes Volksvermögen in eine sich schon von Beginn an als alles verschlingendes Schwarzes Loch erweisende Transferunion zu werfen.
Auf dem Weg ins finanzielle Armageddon
Die Hoffnung, dass an diesem Punkt nicht nur das sozialistische Einheits-Euro-Projekt – wie einst schon der Versuch, Esperanto als eine Einheits-Sprache einzuführen – scheitert, sondern auch die jetzige von Schreibtischtätern geführte und von Lobbyisten infiltrierte „Bananen- und Glühbirnen-Diktatur“ Europas zerbrechen wird, ist also durchaus berechtigt.
Sollte aber schon zuvor der Putschversuch der Eurokraten via ESM durch das deutsche Verfassungsgericht tatsächlich doch noch in buchstäblich letzter Sekunde gestoppt werden, sind sofort wieder erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten zu erwarten, die dann selbst eine EZB als die ultimative Kreditgeberin vor kaum noch lösbare Probleme stellen dürfte. Selbst die ökonomisch vernünftigste Lösung, nämlich ein Austritt Deutschlands aus der Währungsunion, erscheint dann nicht mehr undenkbar.
Problem ist das Kreditgeldsystem
Bei allen offensichtlichen Problemen in der Euro-Zone geht aber die derzeitige Fokussierung der Märkte allein auf den Euro – mit der resultierenden Flucht in den US-Dollar, Schweizer Franken oder Yen – am Kern des Problems vorbei, denn letztendlich ist es natürlich das bestehende Kreditgeldsystem selbst. Banken und Staaten haben in den letzten 40 Jahren Hand in Hand ein verschuldungsfinanziertes, auf ewiges Zinseszins-Wachstum angewiesenes Schneeballsystems aufgebaut, so dass die Frage nicht lauten kann, ob diese mit dem US-Dollar als Weltreservewährung auf Scheingeld aufgebaute Scheinwelt zusammenbrechen wird, sondern nur noch wann.
Wie Europa oder Japan sind auch die USA direkt unterwegs auf dem Weg ins finanzielle Armageddon. Allein im ersten Halbjahr 2012 häufte das Land mit 556 Milliarden Dollar so viel an neuen Staatsschulden an, wie es die 17 Euro-Mitglieder 2011 nicht einmal gemeinsam schafften. Mit 5,08 Billionen Dollar an neuen Schulden seit 2008 sind die USA nun die unangefochtene Nummer eins im Schulden-Olymp! Angesichts der mittlerweile auf gigantische 15,86 Billionen Dollar angestiegenen offiziellen Staatsverschuldung, die noch um die rund 200 Billionen Dollar (Schätzung des Congressional Budget Office) an nicht ausfinanzierten Zahlungsversprechen des Staates „ergänzt“ werden (!), einer sich noch immer auf 11,44 Billionen Dollar summierenden Konsumentenverschuldung, einer darin enthaltenen Rekordverschuldung der US-Studenten (904 Milliarden Dollar) und einer seit Jahren erodierenden Produktionsbasis gründet sich das derzeitige „Vertrauen“ in den Dollar fast nur noch auf die aktuelle Schwäche des Euros.
Vertrauen erodiert
Wie stark das Vertrauen in den Dollar bereits erodiert, zeigt der Trend hin zu bilateralen Handels- und Währungsabkommen wie denen zwischen Japan, China, Brasilien und Russland. Dadurch, dass diese Staaten (und vielleicht auch bald noch ein paar mehr) ihre Transaktionen untereinander künftig ohne Ben Bernankes Notenpressen-Massenprodukt abwickeln, deutet sich eine Abkehr von dem seit 1945 etablierten US-zentrischen Finanzsystem an, was die USA letztlich vor kaum lösbare Probleme stellen dürfte. Ähnlich wie im Juni 1989, als sich nahezu niemand den unmittelbar bevorstehenden Fall der Berliner Mauer vorstellen konnte, hält heute, trotz unübersehbarer Fiat-money-Geldsystem-Probleme, ebenfalls nahezu niemand eine Renaissance (gold-)gedeckter Währungen für vorstellbar. Was aber liegt für Länder wie China, die Öl-Länder oder auch die anderen rohstoffexportierenden Staaten eigentlich näher, als sich die Idee vom „guten Geld“ relativ rasch zu Eigen zu machen, wollen sie nicht wie im jetzigen US-Tributsystem ihre wertvollen Güter dauerhaft gegen offensichtlich wertlose Dollar-Buchungseinträge verschenken?
Überzogene Erwartungen an die Konjunktur
Ich erwarte, dass sich das konjunkturelle Umfeld in den nächsten Monaten weiter deutlich eintrüben wird, nicht zuletzt auch deshalb, weil der ewige Hoffnungsträger China mit signifikanten Wachstumseinbußen zu kämpfen hat und in den USA tatsächlich eine Reduzierung der RekordStimuli („financial cliff“) aus Zeiten der Bush-Regierung bevorstehen könnte. Ungeachtet aller anderen realen Probleme wie Rekordarbeitslosigkeit oder Staatsschuldenkrise gehen die Investoren an den Aktienmärkten hingegen unverändert davon aus, dass die auf historischen Rekordmargen beruhenden Gewinne auch in der Zukunft gar noch zu steigern wären beziehungsweise die Liquiditätsargumente der Notenbanken – „quantitative easing“, „Operation Twist“ oder LTRO – ewig wirken können. Wenn diese überzogenen Erwartungen jedoch an der Realität scheitern sollten, ist das Korrekturpotenzial der Aktienmärkte sicher nicht auf nur temporär einstellige prozentuale Verluste beschränkt.
Noch immer keine Goldblase
Trotz der seit gut zwölf Jahren im Trend steigenden Edelmetallpreise sind Gold und Silber angesichts des vorgezeichneten Wegs der unbegrenzten Staatsschulden-Monetarisierung noch immer weit von einer Blasenbildung entfernt. Allein der Blick auf die seit 2007 auf rund 14,3 Billionen Euro verdreifachten Notenbank-Bilanzen genügt, um hieraus unabhängig von der Schulden- und Bankenkrise noch reichlich Potenzial für steigende Notierungen zu erkennen. Für die vor uns liegende zweite Jahreshälfte erwarten wir einen deutlichen Anstieg der Gold- und Silberpreisnotierungen, so dass sich auch für die von uns favorisierten Edelmetallminenaktien entsprechende Kursfantasien ergeben.