Am Ende eines Monats ist auf vielen Girokonten noch Geld übrig, das nicht ausgegeben wurde. Auf Dauer kommt bei manchen ein hoher Betrag zusammen, der weder verzinst noch investiert wird - und bei der aktuellen Inflationsrate spürbar an Kaufkraft verliert. Eine Umbuchung auf ein Transaktionskonto und die spätere Anlage in Indexfonds (ETFs), Fonds oder Aktien schieben manche Sparer gerne vor sich her.
Depot zum Einkaufen
Ihnen bietet das Berliner Fintech-Unternehmen UnitPlus mit der – nach eigenen Angaben – „weltweit ersten Anlage-Konto-App“ ab März eine Möglichkeit, Geld automatisch in ETF-Portfolios zu investieren. Mit UnitPlus wird die Abbuchung vom Girokonto in ein ETF-Depot organisiert. Theoretisch lässt sich natürlich auch von den meisten normalen Girokonten, etwa bei Direktbanken, problemlos Geld in ETFs transferieren. Doch bei UnitPlus soll das ohne Umwege gelingen: Auf das Depot könnten Anleger mit einer Mastercard-Debitkarte schnell und von überall zugreifen – wenn gewünscht, können sie auch am Geldautomaten aus dem ETF-Depot Geld abheben. Diese Abhebung soll allerdings jeweils zwei Euro kosten.
(Lesen Sie hier, wie die sich abzeichnende Zinswende Anleihen und Aktien belasten könnte und inwieweit Crash-Gefahr besteht.)

Wählt der Kunde einen personalisierten Sparplan könnte ihm jeden Monat ein unterschiedlich hoher Betrag vom Konto in sein gewähltes ETF-Depot übertragen werden. UnitPlus schlägt einen Betrag vor, der Anleger stimmt zu oder kann widersprechen. Die Abbuchungen sollen laut UnitPlus auf den Lebensstil der Kunden abgestimmt sein.
Finanzexperten am Werk
Gegründet wurde UnitPlus von Finanzexperten: Fabian Mohr, Kerstin Schneider, Sebastien Segue haben in unterschiedlichen Positionen in der Bank- und Anlagebranche gearbeitet. Mohr hat vor seiner Zeit bei UnitPlus vier Jahre beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch im Investment-Management gearbeitet, Schneider war sieben Jahre bei der auf Finanzunternehmen spezialisierten Beratung zeb consulting beschäftigt, Software-Ingenieur Segue war sieben Jahre für IT bei der Zahlungsplattform Billpay verantwortlich, die von Klarna übernommen wurde.
Bankpartner aus Belgien
Die Berliner haben für die Umsetzung ihrer Idee jetzt einen Bankpartner gefunden. Die belgische Digitalbank Aion wird die technische Abwicklung übernehmen. Aion hat sich im Auswahlprozess gegen rund ein Dutzend Konkurrenten durchgesetzt, darunter auch deutsche Großbanken.
Aion führt die ETF-Depots und gewährleistet mit ihren Software-Töchtern Vodeno und ETFmatic die technische Abwicklung kleiner Anlage- und Zahlungsbeträge. Zu den Investoren bei Aion gehört etwa das Private-Equity-Haus Warburg Pincus.
Vier ETF-Depotvarianten
Ansonsten bietet UnitPlus, was auch andere Robo-Advisior bieten: Der Anleger entscheidet sich für eine von vier Depotvarianten, die je nach Risikoneigung des Anlegers nur zu 50 oder bis zu 90 Prozent in Aktien investieren. Dynamisch verändert UnitPlus die Verteilung der Gelder auf Aktien- und Anleihen-ETF, wenn es nötig ist. Steigen die Aktien-ETFs sehr stark und haben ein stärkeres Gewicht bei der Zusammensetzung des Depots, stellen sie wieder den gewünschten Mix her.
Gewinne aus dem Depot abschöpfen geht dann künftig sehr schnell. Per Debitkarte lassen sich damit Geschenke kaufen, Rechnungen oder Hotels bezahlen. Millionen Akzeptanzstellen, die eben auch traditionelle EC- oder Girokarte genannte Debitkarten akzeptieren, können die Anleger nutzen.
Bewährungsprobe bei Rendite
Wie sich die UnitPlus-Geldanlage bewährt, muss das Team noch beweisen. Letztlich sollte ein ETF-Depot langfristig eine gute Rendite erzielen können. Die Nutzung eines solchen Depots für Konsumausgaben sollte nicht im Vordergrund stehen. Wer aber unvorhergesehene größere Ausgaben etwa im Ausland bezahlen muss, wird sich freuen, wenn er das zeitsparend erledigen kann. Durch den direkten Zugriff der Debit-Karte auf ein Depot entfällt lästiges Umbuchen, wenn es mal schnell gehen muss. Der Anleger muss beurteilen, ob ihm der Service aus Geldanlage und Debitkarte zwei Euro monatlich und 0,7 Prozent des Depotwertes jährlich wert ist.
Mehr zum Thema: Anleger müssen im neuen Jahr mit steigenden Zinsen rechnen. Schrecken sollte sie das nicht. Ein simples Mischdepot verspricht bei geringem Aufwand hohe Stabilität und bescherte Anlegern im Durchschnitt ganz entspannt sieben Prozent Rendite.