Exotische Fondsinvestments Anlegen in der Nische -mehr Würze im Depot

Wer an der Börse Geld anlegt, sollte mischen: Solide Aktien, Anleihen, Gold, Immobilien. Aber der rechte Pepp kommt erst durch mutige Nischeninvestments ins Depot. Etwa mit Demografie-, Luxus- oder Katastrophen-Fonds.

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Nischeninvestments: So mancher Fonds setzt auf den demografischen Wandel, Katastrophen-Anleihen oder den Trend zum Luxus. Quelle: dpa, Montage

Wer eine Suppe kochen will, braucht verschiedenste Zutaten, allem voran eine solide Basis, etwa Fleisch und Gemüse. Den rechten Pfiff geben jedoch die Gewürze. Ein Lorbeerblatt da, etwas Knoblauch vielleicht und natürlich das sprichwörtliche Salz in der Suppe.

Wer ein Fondsportfolio zusammenstellen möchte oder neu überdenkt, steht vor ähnlichen Problemen wie so mancher Koch. Was kann ich alles hinzufügen, um am Ende ein - individuell abgestimmt - optimales Ensemble zu erhalten? Nischeninvestments sind da als Beimischung geeignet, um analog zu den Gewürzen in der Suppe einem Depot den richtigen Pepp zu verleihen - und so vielleicht den einen oder anderen Prozentpunkt zusätzlicher Rendite.

Nicht mehr als fünf Prozent

Ein Fonds als Beimischung zum Portfolio sollte in der Anlagesumme nicht mehr als fünf Prozent des Ganzen ausmachen. Denn neben den höheren Gewinnerwartungen, die damit verbunden sind, steigt auch die Fallhöhe – sprich die allgemeinen Risiken, die durch gesellschaftliche oder restriktive Einflüsse oder ganz einfach durch höhere Gewalt entstehen können. 

Die größten Beteiligungen des Fondsgiganten
Adidas Quelle: REUTERS
Platz 7 im Dax Quelle: dpa
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Platz 3 im Dax Quelle: dpa
Platz 2 im Dax Quelle: dpa

Im Gegenzug bieten sie Investitionen in exotische Themen eine Reihe von Vorteilen. Zunächst einmal sind sie im Hinblick auf ihre Entwicklung oft recht unabhängig von den großen Aktien- und Rentenmärkten. Dadurch verbessern sich nicht nur die Renditechancen durch höhere Diversifikation des Portfolios, also Streuung der Geldanlage, sondern auch die Verlustrisiken für das gesamte Depot. In jedem Fall sollten Anleger auf die Zusammensetzung, die Strategie und die Kosten der jeweiligen Finanzprodukte achten.     

„Je oller, je doller“ – Demografie-Fonds

Demografie-Fonds können völlig zu Recht als aussichtsreiches Nischeninvestment bezeichnet werden. Finanzprodukte dieser Art setzen auf die zunehmende Überalterung in den entwickelten Industrienationen und damit auf einen Markt, der langsam aber sehr zuverlässig wächst. Unter den Einzelinvestments der Demografie-Fonds finden sich neben den obligatorischen Pharma- und Healthcare-Titeln auch Aktien von Gesellschaften, die altersgerechte (Konsum-)Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Demografie-Fonds

Hierzu zählen beispielsweise wie beim CPR Silver Age personenbezogene Finanzdienstleistungen, Körperpflegeprodukte, Automobile und Freizeitangebote. Bei den entsprechenden Protagonisten, die als Einzeltitel im Fonds in Frage kommen, handelt es sich um den Versicherungskonzern Aviva, L’Oréal, Daimler oder um die Hotelgruppe IHG.

Die weniger gute Performance der Demografie-Fonds in den zurückliegenden zwölf Monaten ist dabei allgemein schwächeren weltwirtschaftlichen Entwicklung geschuldet. Immerhin entwickelte sich beispielsweise der Fidelity Demographics Fund im gleichen Zeitraum genauso gut oder so schlecht wie der MSCI World Index, gegenüber dem EuroStoxx 50 liefen die Demografiefonds sogar rund 15 Prozent besser. Dafür erreichten die Fonds in den vergangenen drei Jahren durchaus eine Performance von 27 bis 43 Prozent, während der vergangenen Jahre waren sogar mehr als 60 Prozent Plus drin (siehe Tabelle oben).

Luxusgüter-Fonds und Katastrophen-Bond-Fonds

„Nobel geht die Welt zugrunde“ – Luxusgüter-Fonds

Ein ähnliches Investment wie die Demografie-Fonds sind die Fonds mit dem Investitionsschwerpunkt Luxusgüter. Derartige Finanzprodukte setzen auf die beständig wachsende Nachfrage nach Markenprodukten des gehobenen Preissegments. Unter diesen Aspekten ist es einerlei, ob es sich bei den Einzelinvestments um Automobile, Schmuck, Mode, Lederwaren oder Spirituosen handelt.

Luxusgüter und hochwertige Marken weisen relativ hohe Margen sowie verhältnismäßig konstante Gewinnprognosen auf. Hinzu kommt die aktuelle Entwicklung, die darauf hinweist, dass nach einer leichten Schwächephase des Segments bedingt durch einen Nachfragerückgang in China heute durch eine Stabilisierung der asiatischen Märkte ein neuer Silberstreif am Horizont erkennbar sind.   

Luxusgüter-Fonds

Überhaupt nicht katastrophal: Katastrophen-Bond Fonds

Ein Nischeninvestment aus dem Anleihe-Sektor sind Investmentfonds mit dem Anlageschwerpunkt Katastrophen-Anleihen (engl.: Cat-Bonds). In der Regel versichern Rückversicherer wie Swiss Re oder die Münchener Rück andere Assekuranzen gegen Schäden in Höhe von bis zu mehreren Milliarden, die durch Naturkatastrophen wie Erdbeben, Hurrikans, Überschwemmungen oder Vulkanausbrüche verursacht werden.

Dabei handelt es sich um extreme Risiken, die selbst für einen Rückversicherer mit immensen Rücklagen zu viel sein können. Damit sie diese Risiken nicht allein schultern müssen, treten die großen Rückversicherer als Emittenten von Katastrophen-Anleihen auf. Dadurch reichen sie das Risiko an institutionelle und private Investoren weiter, die auf diese Weise eine Wette auf den Nicht-Eintritt des Schadenfalls eingehen.

Katastrophen-Bond-Fonds

Für ihre Bereitschaft und ihren Mut werden die Anleger mit relativ lukrativen Zinssätzen belohnt. Diese können sich zwischen knapp zwei und bis zu 3,5 Prozent pro Jahr bewegen – also immerhin deutlich mehr als heutzutage beispielsweise beim Termingeld zu erzielen ist. Dagegen entspricht das Risiko der Anlageform Katastrophen-Bond Fonds so ganz und gar nicht seinem abschreckenden Namen.

Denn zum einen liegt die Wahrscheinlichkeit des Totalverlusts bei einer einzelnen Katastrophen-Anleihe nach Schätzungen der Rückversicherer nur zwischen ein bis zwei Prozent und zum anderen verteilt sich das Risiko bei einem entsprechenden Fonds auf mehrere Einzelkontrakte.

Mut zur Nische

Nischeninvestments eignen sich wie bereits erläutert hervorragend als Beimischung eines Depots - gleichgültig, ob sie wie durch die Demografie- oder Luxusgüter-Fonds offensiven oder durch die Katastrophen-Bond Fonds eher defensiven Charakter besitzen.

Wie in der Kochkunst kommt es bei der Komposition des Depots eben vor allem auf sorgfältige und gewissenhafte Auswahl der Zutaten, aufmerksame Beobachtung und auf den gelegentlichen Mut an, den Klassikern durch originelle Zubereitung und Gewürze neuen Pfiff zu verleihen - nur zu versalzen ist streng verboten.

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