Experten pessimistisch Niedrigzinsen bleiben bis 2050 – mindestens

Eine Rente nur aus Zinsen Quelle: imago images

Nicht nur deutsche Sparer sehnen sich nach höheren Zinsen. Doch Wirtschaftsexperten dämpfen jetzt die Erwartungen: Demnach könnten höhere Zinsen noch bis 2050 auf sich warten lassen.

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute wieder über das Zinsniveau entschieden. Wie erwartet haben die Währungshüter den Leitzins nicht verändert. Doch schon kommendes Jahr – spätestens aber 2020 – könnte es soweit sein, erwarten Beobachter. Aktuell liegt die Nettorendite für Spareinlagen bei Niedrigzinsen und einer Inflation von weit über zwei Prozent tief im negativen Bereich. Nicht nur Sparer hoffen, dass sich das bald ändern könnte.

Doch die Experten vom Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln warten nun mit einer neun Analyse auf, die den Sparer-Hoffnungen einen Dämpfer versetzt. Demnach könnten höhere Zinsen noch bis zum Jahr 2050 auf sich warten lassen.

Grundlage der Berechnungen ist keine Historie der EZB-Entscheidungen oder der amerikanischen Fed, sondern der demografische Wandel in Deutschland. Die IW-Autoren berufen sich auf die Theorie von der globalen Sparschwemme: Je mehr Menschen ihr Geld sparen, desto niedriger sind die Zinsen. Und da in alternden Gesellschaften immer mehr Menschen immer mehr Geld fürs Alter sparen, wird die Sparquote noch weiter ansteigen. Die Folge. Die Zinsen sacken weiter ab.

„Dieser demografische Trend lässt sich in den kommenden Jahrzehnten nicht aufhalten“, sagt IW-Ökonom und Studienautor Markus Demary. „Er führt dazu, dass die Zinsen auch in absehbarer Zeit nicht nennenswert steigen.“
Der demografische Effekt ist demnach so stark, dass selbst eine Leitzinserhöhung der EZB kaum Auswirkungen hätte. Konkret: Selbst wenn die Zentralbank aus der expansiven Geldpolitik ausstiege, würden die Zinsen laut IW-Berechnung bis 2025 nur auf 1,3 Prozent steigen. Danach könnten sie wegen des demografischen Wandels sogar wieder auf null Prozent fallen.
Wann genau höhere Zinsen kommen könnten – und ob dies jemals der Fall sein wird –, darüber gibt die Berechnung des IW übrigens keinen Aufschluss. Der Berechnungshorizont reicht lediglich bis zum Jahr 2050 – und brachte da stets ernüchternde Ergebnisse. Gut möglich also, dass auch danach keine Zinsbesserung zu erwarten wäre.

Die IW-Experten versuchen es ohnehin mit Optimismus und empfehlen, dass sich Privatleute, Unternehmen und Banken für anhaltende Niedrigzinsen wappnen sollten. So könnten etwa Privatleute leichter Immobilien erwerben, Unternehmen besser investieren, mahnt Demary: „Niedrigzinsen sind grundsätzlich keine schlechte Nachricht.“

 

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